In Sachen Glück haben die Franken nicht nur die Oberbayern weit hinter sich gelassen. Bundesweit gehören sie zu den glücklichsten Deutschen. Studien, Umfragen und ein Glücksatlas wollen die Gründe für das Glücklichsein beleuchten.
Was ist Glück? Vielleicht die schwierigste aller Fragen. Jedenfalls finden sich jede Menge Antworten. In der Regel allerdings stets Teildefinitionen von Glück. Bei Hirnforschern definiert durch den Ausstoß chemischer Substanzen wie Endorphine oder Oxytocin. Was schlicht zu kurz gegriffen ist, auch wenn diese Stoffe im menschlichen Gefühlshaushalt eine wesentliche Rolle spielen. Nein, es braucht objektivierbarere Methoden.
Damit kommen wir auch schon zum Glücksatlas der Post, der alljährlich die Glücksgefühle in 19 deutschen Regionen zu messen sucht. Hier unterliegt die Suche nach den glücklichsten Deutschen strengen Kriterien.
Da geht es um Zufriedenheit mit dem Beruf oder Einstellungen zum Leben. Alles Indikatoren zur Beschreibung der Lebenszufriedenheit. Die ist beispielsweise dann recht hoch, wenn die Arbeitslosenquote niedrig ist, dafür das verfügbare Einkommen überdurchschnittlich hoch. Wenn dann noch in einer Region ein hoher Anteil der Menschen in einer Partnerschaft lebt, kommen verstärkt Glücksgefühle auf. Statistiker fassen dieses Glück sogar in Zahlen und erklären damit, warum der Franke zu den glücklichsten Deutschen gehört. Unter 19 untersuchten Regionen immerhin auf Rang 5, punktgleich mit der Hansestadt Hamburg auf dem vierten Platz.
Was läuft in Franken besser als im bundesweiten Durchschnitt. Da wäre das Einkommen. Der Bundesdeutsche verfügt im Schnitt jährlich über 20 478 Euro, der Franke dagegen über 22 586. Damit stellt er sich übrigens genauso gut wie der Oberbayer. Bundesweit lag die Arbeitslosenquote zum Zeitpunkt der Erstellung der Studie bei 6,7 Prozent, die fränkische dagegen bei 4,2 Prozent. Hinzu kommt als weiterer Glücksverstärker der Baulandpreis. Bundesweit müssen für den Quadratmeter 134 Euro gezahlt werden, in Franken sind es nur 127. Das sind Zahlen, von denen beispielsweise ein Oberbayer nur träumen kann. Der darf für den Quadratmeter Bauland im Schnitt nämlich satte 261 Euro hinblättern. Für Glücksgefühle ist das offenkundig wenig förderlich, der Oberbayer landet im bundesweiten Glücksranking trotz seiner hohen Berge und dem Chiemsee abgeschlagen auf Rang 10.
Aus alldem jetzt den Schluss zu ziehen, dass es doch offenkundig das Geld ist, das glücklich macht, wäre trügerisch. Blicken wir doch mal auf die Schleswig-Holsteiner ganz im Norden. Dieses Völkchen schafft es seit Jahren im Glücksatlas auf den Spitzenplatz. Obwohl das Einkommen deutlich niedriger ist als das in Franken. Und obwohl die Arbeitslosigkeit deutlich höher ist als in Franken. Trotzdem: Die Holsteiner sind die glücklichsten Deutschen.
Der Glücksatlas hilft hier bei der Suche nach einer Antwort definitiv nicht weiter. Dafür braucht es sogenannte Glücksforscher, eine Paradedisziplin der Psychologie. Und natürlich weitere Studien und Umfragen. Im folgenden seien Ergebnisse einer kanadischen Studie, einer Norisbank-Umfrage sowie Umfragen des Meinungsforschungsinstituts dimap und eine Eurostat-Studie aufgelistet:
1.
Geld Angeblich macht es doch glücklich. Der Beweis: Wer kein Geld hat, ist auch nicht glücklich. Meinten immerhin 79 Prozent der Befragten. Und 46 Prozent kamen zu dem Schluss: Mehr Geld - weniger Sorgen. Aber: 68 Prozent der Befragten gaben an, Geld allein sei nicht alles.
2.
Gesundheit Ganz wichtig bei allen Befragten. 68 Prozent gaben an, dass das persönliche Glück besonders von der Gesundheit abhänge. Davon, ob man gesund sei, beziehungsweise es auch bleiben könne. In der europaweiten Euro stat-Umfrage landete Gesundheit sogar auf dem ersten Platz. Nichts ist demnach wichtiger für Glück als die persönliche Gesundheit.
3.
Liebe Egal ob eine funktionierende Partnerschaft oder eine Familie und Kinder: All das ist den Umfragen zufolge nahezu jedem Zweiten wichtig für das persönliche Glück. Zwischenmenschliche Beziehungen als unverzichtbares Auffanglager gerade in Zeiten der Krise haben deshalb einen entsprechend hohen Stellenwert.
4.
Sex Klar, Sex macht in einer Beziehung besonders zufrieden und glücklich. Eine Schlussfolgerung, auf die man sicher auch ohne die Ergebnisse einer an dieser Stelle zitierten kanadischen Studie gekommen wäre. Aber immerhin fand die angeblich heraus, dass einmal in der Woche Sex mit dem Partner ganz besonders glücklich machen soll. Ein Gefühl, dass laut Studie durch mehrfachen Sex pro Woche nicht mehr gesteigert werden kann.
5.
Glück mit der Arbeit Dank einer dimap-Umfrage wissen wir: Arbeitslosigkeit ist ein großer Glückshemmer. Wer hätte das gedacht? Andererseits schafft Zufriedenheit am Arbeitsplatz auch mehr Glücksempfinden im privaten Bereich.
Wer allerdings zu viel arbeitet, wird dadurch keineswegs glücklicher. Mit der Arbeit verhält es sich demnach wie beim Sex. Ein Mehr ist für das persönliche Glücksempfinden durchaus nicht zuträglich. Ganz im Gegenteil: Wer's übertreibt, könnte seiner Gesundheit und damit seinem Glück schaden.
Internet-Umfrage: Die Franken sind aus vielerlei Gründen glücklich
Franken sind die glücklicheren Bayern. Sagt zumindest der Glücksatlas 2015. Unsere Kollegen der Online-Redaktion starteten eine Umfrage. Wollten von den Nutzern unserer Plattform
infranken.de wissen, was sie als Franken besonders glücklich macht. Nachfolgend ein kleiner Auszug der Reaktionen, die uns erreichten. Die Nutzer bleiben anonym, genannt wird nur der Herkunftsort.
Forchheim: Weil ich kein Bayer bin.
Kitzingen: Wenn ich bei schönem Wetter am Main in Kitzingen spazieren gehen kann.
Kronach: Ich bin glücklicher und stolzer Franke, weil in Franken die tollsten und ehrlichsten Menschen leben.
Bamberg: Wegen des günstigen Essens und der günstigen Wohnungen. Außerdem landschaftlich sehr reizvoll.
Nürnberg: Die Natur, die Leute, der Dialekt, der 1.FC Nürnberg, Schäuferle, die Mentalität der Franken, das Bier, die Selbstgebrannten, das Zusammensitzen mit Freunden bei spontanem Grillen.
Kulmbach: Weil wir leben, wo andere Urlaub machen. Und "A Boor im Ganzn" an der Bratwurstbude verstanden wird.
Fürth: Weil ich hier in einer schönen Stadt wohne, ohne den Stress der Städte zu haben.
Coburg: Wegen der fränkischen "Bassd scho"-"Kammer scho machen"- "Nur kan Stress"-Lebenseinstellung.
Erlangen: Wegen der Umgebung und den glücklichen, lächelnden, zufriedenen Menschen.
Bamberg: Wegen des guten Biers und der riesigen Auswahl.
Haßberge: Wegen des Fahrens durch die kleinen Dörfer, über die kleinen Straßen, und wegen der schönen Aussicht auf dem Huehnenberg hinter Schönbach.
Weißenburg: Wenn ich meine Ruhe hab. Kommt nur so gut wie nie vor.
Neustadt/Aisch: Wenn auf der B 505 kein Laster rollt.
Bad Kissingen: Weil es einfach schön und ruhig hier ist.
Rhön-Grabfeld: Weil wir so gesellig sind und einander helfen, wenn jemand Hilfe braucht. Und selbstverständlich wegen des fränkischen Biers.
Das "Bruttonationalglück"
Das im Gegensatz zum Bruttosozialprodukt (BSP) BNG abgekürzte Bruttonationalglück gibt es wirklich. Kreiert wurde es 1979 vom König von Bhutan. Sogar eine eigene Kommission für das Bruttonationalglück wurde dort ins Leben gerufen. Das BNG beruht auf den vier Säulen sozial gerechte Gesellschaftsentwicklung, Bewahrung kultureller Werte, Schutz der Umwelt, gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen. Bhutan blieb mit seinem BNG nicht allein.
Ähnliche Prinzipien nahmen inzwischen Ecuador und Bolivien in ihre Verfassung auf. Dass die Zufriedenheit der Bevölkerung auch etwas mit dem Ressourcenverbrauch zu tun hat, will ein in London erscheinender "Happy Planet Index" belegen. In diesem Ranking belegte Costa Rica im Jahr 2012 Platz 1, dicht gefolgt von Vietnam. Die USA landeten abgeschlagen auf Rang 105. Das BNG hat auch in Deutschland Spuren hinterlassen.
So nahm im Jahr 2011 die Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Bundestags die Arbeit auf. Weg vom BSP soll es nicht nur um Wirtschaft, sondern auch um Soziales und Ökologie gehen.
Kommentar: Der Franke und das Glück
Die Franken sind, wie es scheint, ein glückliches Volk. Was die Frage nach den Gründen für derlei Glückseligkeit geradezu provozieren muss. Und die Antwort nicht eben einfach macht.Bei einer etwa fünf Millionen Exemplare umfassenden Spezies der besonderen Art, wie sie Franken nun mal darstellen. Wir versuchen's trotzdem. Und stellen deshalb beim Franken einen Zusammenhang zwischen Mentalität und Glück her. Der Franke an sich - unter Anthropologen als "homo franconicus" geführt - ist ein eher bescheidener Mensch. Allein in dieser Beschreibung eines wesentlichen fränkischen Charakterzugs liegt auch schon der Hauptgrund dafür versteckt, warum der Franke ein so glücklicher Mensch ist. Wenn andernorts die Berge wesentlich höher sind, der Reichtum der Menschen ein größerer - einen echten Franken ficht das nicht an. Bescheiden wie er ist, gönnt er den Oberbayern ihre Zugspitze. Sich selbst begnügt er zum Beispiel gerne mit dem Kreuzberg im Aischgrund. Das ist ein vergleichsweise jämmerlicher Hügel, aber an dessen Fuß finden sich Orte wie Stiebarlimbach, Hallern dorf oder Willersdorf. In jedem dieser Orte existiert ein gastronomisches Angebot, das einen Franken glücklich macht. Und von ähnlich jämmerlichen Hügeln gibt es im Fränkischen eine ganze Menge. Der Franke spricht da nicht drüber. Er genießt, und er ist glücklich. Bescheiden eben. So wie Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein. Der eigentlich einmal Theologie studieren wollte, dann aber auf Jura auswich. Warum? Ganz einfach. Der Günther wollte sich von den gescheiten Theologen seinen kindlichen Glauben nicht rauben lassen. Ein echter Franke eben.