Es ist der elfte Tag im Dschungelcamp 2015 und es fliegen die Fetzen. Nein, natürlich nicht, es ist schließlich das Dschungelcamp 2015. Immerhin, es gab ein paar mehr Sterne als sonst, Walter Freiwald hat seine Palme neu gebunden und irgendwo ist ein Blatt von einem Baum im Camp gefallen.
Neun Staffeln hat es gedauert. Neun Jahre, bis die Kandidaten im RTL-
Dschungelcamp schlauer wurden, als die Macher der Sendung. Bis sie beschlossen, die zwei Wochen einfach so abzusitzen. So als läge man mit Grippe im Bett. Man unternimmt das Nötigste, um nicht zu verhungern, versucht aber sonst, jegliche Anstrengung zu vermeiden.
Da kommt auch die Einsicht von Sara Kulka zu spät. Am Sonntagabend musste sie das Camp verlassen und auf dem Weg zum ersten Bier stellt sie fest, dass sie vielleicht zu wenig gezickt hatte. "Prost ihr Dschungelleute da draußen", sagt sie noch, das Bier in der Hand. Prost Sara.
Die heutige Prüfung: "Die Hölle der Finsternis" - ein bisschen Grusel also, ob der Wesen, die plötzlich auftauchen werden, während der "Star" abtaucht. Eigentlich wie im Camp: Erschrickt man dort doch auch immer noch, ob der plötzlichen Anwesenheit einiger Bewohner, die man schon in der nächsten Einstellung wieder vergessen hat.
Aber, man soll nicht sagen, dass gar nichts passiert im Camp. Da war zum Beispiel diese eine Mücke, die sich zuerst auf dem einen und dann auf dem anderen Busch tollte. Sie war ein bisschen geschwächt: Kurz zuvor hatte sie noch einen Reissack in China umgeworfen.
Und dann war da ja noch die Sache mit der Pfanne. Irgendwann am Abend war irgendeine Pfanne nicht heiß genug, meinte Walter Freiwald. Irgendwann am Abend war irgendeine Pfanne sehr wohl heiß genug, meinte Rebecca Siemoneit-Barum. Und irgendwann am Abend war Walter beleidigt, wegen der Pfannensache und Rebecca lässt ihren Frust über Walter und die Pfannensache bei den anderen Bewohnern ab.
Der schöne
Jörnkommentiert den kleinen Disput lapidar mit: "Also nix!". Und der noch schönere Aurelio reißt sich zu der Aussage hin: "Das ist bei ihm oft so, dass aus nichts so was entsteht." Eine Kleinigkeit zum Skandal aufbauschen also, vielleicht ist Walter Freiwald gar nicht Walter Freiwald, sondern RTL. Apropos Manuel Neuer.
Er war 40 und sie 20
Tanja Tischewitsch erzählt von ihren Männern. Genauer, einem Mann. Er war 40 und sie 20. Am Anfang war alles toll. Dann, hat er gewagt, Anstand zu beweisen: er habe ihre Hausaufgaben für die Berufsschule gemacht und ihr Hustenbonbons gebracht, wenn sie krank war - furchtbarer Mensch. Tanja jedenfalls war "total genervt". Andererseits, jetzt, wenn sie so darüber redet, vermisst sie ihn schon wieder ein wenig. Man wünscht, es würde genau jetzt an ihrer Stelle Manuel Neuer am Lagerfeuer aufploppen.
Ein paar Büsche weiter stehen derweil ein Hipster, eine blonde Frau mit buntem Oberteil und ein "Casting-Director" vor der nächsten Dschungelprüfung: zehn Minuten Zeit, eine Höhle, sieben Sterne und ein Rolfe.
Am Ende der zehn Minuten hat ein Rolfe fünf Sterne. Also mehr als alle bisher und auch mehr als alle, die noch kommen werden, um einmal aus einer Staffel zu zitieren, die noch interessant war (Sarah Knappik hatte im Dschungelcamp vor vier Jahren diesen Satz geprägt über die schwerste Dschungelprüfung ever. Ever.)
Was war noch? Es gab Briefe von zuhause. Ja, diese altmodischen Papierstücke mit handgeschriebenen Worten. Dementsprechend überrascht ist auch Aurelio, als er diese Art der analogen Kommunikation im Dschungeltelefon findet: "Oh Gott, Briefe", sagt er, bevor das Übliche folgt: Es wird vorgelesen und es wird geweint. Ganz großes Drama. Schließlich hatte man sich schon beinahe zwei Wochen nicht mehr gesehen. Eine Ewigkeit.
Und als wäre das nicht alles schon schlimm genug, musste heute keiner gehen. Angelina Heger hat das Camp freiwillig verlassen, darum wird einmal ausgesetzt.
Was am Ende bleibt, sind also nicht nur sieben Kandidaten, sondern auch zwei Fragen: Wo gibt es die Wuschel-Puschel-Schlafbrille von Rolfe? Und wann wird die Walter-Palme der neue Hipster-Bart?