Busfahrer: Keine Ahnung, wie das endet

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Heike Schmitt von der Firma Basel in Viereth ist regelmäßig im Linieneinsatz im Raum Bamberg unterwegs. Ronald Rinklef
Heike Schmitt von der Firma Basel in Viereth ist regelmäßig im Linieneinsatz im Raum Bamberg unterwegs. Ronald Rinklef

Berufskraftfahrer werden schlecht bezahlt, Nachwuchs ist kaum zu finden. Die Folge: Ein auch in Franken immer dramatischerer Fahrermangel.

Dieses Szenario wünscht sich kein Kunde des ÖPNV an der Bushaltestelle: Der erwartete Bus verspätet sich nicht - er kommt überhaupt nicht. Weil dem Omnibusunternehmen, das die Linie bedient, die Busfahrer ausgegangen sind.

Eine unrealistische Übertreibung? "Gar nicht", erklärt uns Horst Schilling vom Landesverband bayerischer Omnibusunternehmen (LBO). Der Mangel an Busfahrern sei inzwischen ein bundesweites Phänomen. In Norddeutschland hätte bereits eine Schwestergesellschaft der OVF (Omnibusverkehr Franken) versucht, Busfahrer für ein "Kopfgeld" von 5000 Euro von privaten Omnibusunternehmen abzuwerben.

Und in Regensburg hat die dortige Landrätin ihre ÖPNV-Gesellschaft aufgefordert, durch eine außerordentliche Vergütungserhöhung den Exodus der Busfahrer bei Privatunternehmen zu stoppen. Ja, Busfahrer werden händeringend gesucht, erfahren wir von Annette Basel, Inhaberin des gleichnamigen Unternehmens in Viereth im Landkreis Bamberg. Die wenigen Auszubildenden könnten die weitaus größere Zahl an Fahrern, die sich demnächst in den Ruhestand verabschieden würden, nicht annähernd ersetzen. Die Folge: Wenn kein Ersatz gefunden wird, müsste das Angebot auf einigen Linien ausgedünnt werden. Warum aber diese Personalnot? Experten wie Schilling oder sein Kollege Werner Geiger von der Gesellschaft privater Verkehrsunternehmen kennen die Antworten. Früher konnten viele Fahrer rekrutiert werden, die ihren Busführerschein beim Bund erworben hatte. Das war einmal.

Der EU-Wettbewerb

Ein anderer Grund: die EU-Wettbewerbsrichtlinien. Die Landkreise müssten ihre Linienvergabe europaweit ausschreiben. Nur die Preisgünstigsten kämen zum Zug. Da müsse knallhart kalkuliert werden. Und bei den Fahrergehältern werde halt nur der Tariflohn gezahlt. Wenn überhaupt. Der sei gestaffelt, wobei sich Berufseinsteiger mit 12 Euro und 63 Cent Stundenlohn begnügen müssten, so Geiger.

Die Bezahlung der Fahrer habe sich durch die sog. Liberalisierung des ÖPNV seit dem Jahr 2000 verschlechtert. Verdiente ein Busfahrer der Münchner Stadtwerke bis zum Jahr 2000 gut 6000 Mark brutto, kam es seither für Berufseinsteiger zu einem Absenkungstarif, der zu einer Senkung der Gehälter um 40 Prozent führte.

Da hilft es auch nicht, wenn Annette Basel in der Schule Werbung machen lässt für den Job des Berufskraftfahrers. Auch den Busführerschein, er kostet zwischen 8000 und 12 000 Euro, zahlen inzwischen die meisten Unternehmen ihren Azubis.

"Sonst bekommst du ja überhaupt keinen Auszubildenden mehr", erklärt Daniela Singer von der Firma Schmetterling Reise- und Verkehrslogistik aus Obertrubach im Landkreis Forchheim. Bei ihr sind über 250 Busfahrer beschäftigt. Letztlich auch zur Requirierung neuen Personals betreibt das Unternehmen eine eigene Fahrschule, in der der Busführerschein erworben werden kann.

Und: Ein Großteil der Busfahrer kommt inzwischen eh aus dem europäischen Ausland.

Laut Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) habe eine Umfrage unter Landkreisen im Verbundgebiet ergeben, dass sich bei Ausschreibungen für weniger attraktive Linien im ländlichen Raum zusehends weniger Bewerber fänden. Was kein Wunder wäre, weiß Werner Geiger. Kaum genutzte Strecken seien einfach zu unwirtschaftlich.

Gibt es einen Ausweg aus dem Dilemma? Zu niedrige Löhne, zu knapp kalkulierte Angebote, um überhaupt den Zuschlag für eine Linie zu erhalten, da weiß auch der Experte keinen Rat. "Keine Ahnung, wie das enden wird," so Geigers Bilanz.

Und Horst Schilling hat noch einen kleinen Seitenhieb für die Politik parat.

"Wenn die Politik auch noch suggeriert, dass es in fünf oder sechs Jahren dank autonom fahrender Busse keine Busfahrer mehr braucht, muss sich keiner wundern, dass bei uns immer weniger junge Leute diesen Beruf ergreifen wollen."