Voller Stolz und mit großer Hoffnung präsentiert der DFB Julian Nagelsmann als Hoffnungsträger für die Heim-EM. Dessen Idealvorstellung: ein Sommermärchen.
Update vom 22.09.2023, 16.37 Uhr: "Sommermärchen 2.0" ist Nagelsmanns "Idealvorstellung"
Nach seinem ersten Auftritt als Bundestrainer stand Julian Nagelsmann vor ein paar Blätterteigteilchen und Limo am Büfett - und das Grinsen wich ihm auch da kaum aus dem Gesicht. Schlagfertig wie immer in seiner steilen Trainer-Karriere hatte der 36-Jährige auch seine erste DFB-Pressekonferenz zuvor absolviert. Der frühere Bayern-Coach trägt nun große Hoffnungen der geplagten Fußball-Nation. Für eine erfolgreiche Heim-EM 2024 und einen Weg aus der Dauerkrise. "Ich habe keinen Bammel davor", versicherte der selbstbewusste Trainerstar vor seiner nächsten großen Aufgabe. "Das Verantwortungsbewusstsein habe ich schon, weil ich weiß, dass es nationales Interesse ist, eine gute Heim-EM zu spielen."
Sein Vertrag läuft erst mal nur bis zum 31. Juli 2024 - zweieinhalb Wochen nach dem Endspiel der Europameisterschaft. Aber Nagelsmann ließ auf dem DFB-Campus in Frankfurt/Main am Freitag keine Zweifel daran, dass er auch weitermachen würde, wenn alles zusammenpasst: "Dann steht dem nichts im Weg, dass wir über eine weitere Zusammenarbeit sprechen können."
Vertrag bis nach der EM - DFB bestätigt Julian Nagelsmann als neuen Bundestrainer
"Sommermärchen 2.0 - das ist die Idealvorstellung", sagte Nagelsmann mit Blick auf die Europameisterschaft vom 14. Juni bis 14. Juli 2024. "Der DFB hatte den Wunsch, wir hatten den Wunsch, dass gegenseitige Arbeit Vertrauen weckt und nicht das Papier als solches." Auch so etwas habe er in seiner Zeit beim FC Bayern gelernt, wo er einst einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben hatte und von einem "Langzeitprojekt" die Rede war.
Sichtlich stolz saß Verbandspräsident Bernd Neuendorf auf dem Podium neben dem neuen Cheftrainer des Weltmeisters von 2014. "Wir sind überzeugt, dass Julian Nagelsmann als Bundestrainer dafür sorgen wird, dass die Nationalmannschaft ihre Fans begeistert und die EURO auch sportlich ein Erfolg wird", sagte er. Nur zwölf Tage nach der Freistellung von Hansi Flick schaffte es der krisengeplagte DFB bei seiner derzeit fortlaufenden Postenvergabe, den neuen Bundestrainer fix zu machen - und das bei einer schwierigen Marktlage. Auch dank des FC Bayern, wo Nagelsmann noch bis 2026 unter Vertrag stand.
So lobte Völler alle Beteiligten für die unkomplizierte Abwicklung des spektakulären Wechsels. "Julian selbst und sein Management sind uns unglaublich entgegengekommen, das war so in der Form nicht zu erwarten", sagte der Kurzzeit-Teamchef beim jüngsten 2:1 der DFB-Männer gegen den WM-Finalisten Frankreich. Der 63-jährige Völler wollte aber keinesfalls weitermachen und will künftig auch nicht neben Nagelsmann auf der Bank sitzen.
DFB spricht von "unkomplizierte Abwicklung des spektakulären Wechsels"
"Auch ein Lob für Bayern München, die haben wunderbar mitgespielt und sind uns und Julian entgegengekommen", sagte Völler. Einem Bild-Bericht zufolge hat der deutsche Meister keine Ablöse für Nagelsmann verlangt. Und der gebürtige Landsberger wiederum soll deutliche Einbußen beim Gehalt in Kauf genommen haben. Dafür, betonte Nagelsmann, wolle er aber "keine Lorbeeren: Ich freue mich, dass ich das Vertrauen bekommen habe." Der Vorschlag von Neuendorf und Völler ging nach DFB-Angaben einstimmig durch Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung. Vertragsdetails wollte Neuendorf nicht publik machen.
Mit Nagelsmann, der wie schon beim FC Bayern ein zweites Mal Flick nachfolgt, wird sich auch die Tonalität in der Nationalmannschaft ändern: Der gebürtige Landsberger verblüffte schon mit seiner Rhetorik und seiner mitreißenden Art, als ihn die TSG 1899 Hoffenheim als 28-Jährigen erstmals zum Cheftrainer in der Bundesliga machte. Er spricht eher die Sprache der Spieler als einer wie der pragmatische Flick (58).
Der jüngste Bundestrainer in der DFB-Geschichte ist Nagelsmann nicht: Vor fast 100 Jahren trat Otto Nerz als Erster an, er war 1926 bei seinem Amtsantritt 34 Jahre und neun Tage alt.
Nagelsmann kommt mit seinem früheren Hoffenheimer Spieler Sandro Wagner, seit kurzem ohnehin beim DFB beschäftigt, und seinem langjährigen Mitstreiter Benjamin Glück als Co-Trainer. Der 37-jährige Glück arbeitete bereits in Hoffenheim, bei RB Leipzig und zuletzt beim FC Bayern in Nagelsmanns Team. Von Wagners Reaktion erzählte Nagelsmann: "Dann war es Sandro-typisch: Das Telefon wurde sehr warm an meinem Ohr, weil er sehr gebrannt hat."
Nagelsmann ändert nichts an Kapitänsfrage
In München kam Nagelsmann schon mal auf einer Harley oder auf einem Longboard zum Training. Bei seinem DFB-Antritt zeigte er sich zwar nach halbjähriger Auszeit gut erholt und braun gebrannt, aber nicht wie sonst schon oft in einem auffälligen Outfit. Er trug einen unauffälligen dunkelblauen Blouson und eine graue Hose.
"Was ist das?", fragte Völler (63), als die Sprache auf das Longboard kam. Nagelsmann wollte es dem DFB-Sportdirektor später mal erklären. Vielleicht gibt's auf der ersten großen gemeinsamen Dienstreise des Duos Gesprächsgelegenheit für Lifestyle-Themen: Am 14. Oktober spielt das Nationalteam bei seiner Reise zu den WM-Gastgebern 2026 in Hartford gegen die USA. Drei Tage darauf (Ortszeit) geht es in Philadelphia gegen Mexiko. Dann sollte man Nagelsmanns Handschrift erstmals sehen.
Nagelsmann rief bereits einen Tag vor der Unterschrift seines DFB-Vertrages Ilkay Gündogan an, um den 69-maligen Nationalspieler zu informieren, dass er die Nationalmannschaft auch unter seiner Führung als Kapitän zur Heim-EM 2024 führen wird. Nagelsmann knüpft damit an eine der letzten Entscheidungen von Vorgänger Hansi Flick an. Flick hatte - quasi als letzte Amtshandlung - Joshua Kimmich die Binde weggenommen.
"Ich belasse es dabei. Ich bin von Ilkay als Mensch und Spieler extrem überzeugt", lautete die Begründung. Der 32-jährige Gündogan steht damit in der Teamhierarchie weiter ganz oben und darf sich insofern als erster kleiner Gewinner der neuen Trainerlösung fühlen. "Wir gehen es an mit viel Enthusiasmus, mit großer Vorfreude", versicherte er mit leuchtenden Augen. Er wolle die Fußball-Nation bei der EM begeistern - "und schon auf dem Weg dorthin".
Update vom 22.09.2023, 11.50 Uhr: Nagelsmann ist offiziell neuer Bundestrainer
Julian Nagelsmann folgt als Fußball-Bundestrainer auf Hansi Flick. Dies bestätigte der Deutsche Fußball-Bund am Freitag. Der 36-Jährige erhält einen Vertrag bis zum 31. Juli 2024 und damit bis nach der Heim-EM. Er soll das Nationalteam nach den drei schwachen Turnieren WM 2018, EM 2021 und WM 2022 wieder zurück in die internationale Spitze führen. "Wir haben eine Europameisterschaft im eigenen Land. Das ist etwas Besonderes - etwas, das alle paar Jahrzehnte mal vorkommt. Dieser Tatsache, ein großartiges Turnier in einem großartigen Land zu haben, ordne ich alles unter. Ich habe große Lust, diese Herausforderung anzunehmen", sagte Nagelsmann in der Mitteilung. "Wir werden im kommenden Jahr ein eingeschworener Haufen sein."
Der frühere Nationalstürmer Sandro Wagner und Benjamin Glück werden Nagelsmann als Co-Trainer unterstützen. Der 35 Jahre alte Wagner war erst im Sommer zum DFB gewechselt und sollte dort eigentlich als Co-Trainer der U20-Nationalmannschaft arbeiten. Der Ex-Münchner hatte die Nationalmannschaft zuletzt bereits gemeinsam mit Sportdirektor Rudi Völler und Hannes Wolf interimsmäßig beim 2:1 gegen Frankreich betreut.
Nagelsmanns Vertrag beim FC Bayern, bei dem er bis März dieses Jahres tätig war, wurde aufgelöst. "Julian Nagelsmann war mit Beginn der Suche unser Wunschkandidat als Bundestrainer", sagte Völler, der nach dem Flick-Aus und einem eigenen Interimseinsatz maßgeblich mit der Suche eines Nachfolgers beauftragt war. "Er ist nicht nur ein absoluter Fußball-Fachmann, sondern hat auf all seinen Stationen - in für einen Cheftrainer sehr jungen Jahren - bereits bewiesen, dass er eine Mannschaft und das gesamte Umfeld motivieren und mitreißen kann. Sein Feuer für den Fußball ist spürbar und ansteckend."
Nagelsmann folgt auf den früheren Triple-Sieger Flick, von dem sich der Verband am 10. September wegen anhaltender Erfolgslosigkeit getrennt hatte. Die DFB-Auswahl hatte zuvor mit 1:4 gegen Japan und damit das dritte Spiel nacheinander verloren. Nagelsmann war in München im vergangenen März in einer Länderspielpause von seinen Aufgaben entbunden worden. Die Münchner sollen angeblich auf eine Ablöse für den bis 2026 gebundenen Trainer verzichten. Nagelsmann wird der zweitjüngste Bundestrainer nach Otto Nerz. "Julian Nagelsmann ist ein herausragender Trainer, der seine neue Aufgabe mit höchster Motivation angeht", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Wir alle werden den Fokus jetzt auf das Turnier im kommenden Sommer richten und Julian Nagelsmann nach Kräften unterstützen."
Der 63-jährige Völler hatte seinen Einsatz beim Sieg gegen Frankreich am 12. September bereits vor der Partie als "einmalige" Aufgabe bezeichnet und die Eile in der Bundestrainer-Suche bekräftigt. "Julian Nagelsmann wird mit seinen Qualitäten und seiner Persönlichkeit an entscheidender Stelle dazu beitragen, dass wir alle gemeinsam im Sommer eine tolle Europameisterschaft im eigenen Land erleben werden", sagte Völler nun.
Am 9. Oktober fliegt die Nationalmannschaft für zwei Länderspiele nach Nordamerika. Nagelsmann hat also nicht viel Zeit. Er muss sich schnell auf seinen ersten Kader festlegen, ehe es am 14. Oktober (21.00 Uhr/MESZ) in East Hartford gegen die USA sowie am 18. Oktober (2.00 Uhr/MESZ) in Philadelphia gegen Mexiko geht.
Update vom 22.09.2023, 06.50 Uhr: Fällt heute die Nagelsmann-Entscheidung? DFB-Spitzen treffen sich in Frankfurt
Wenn die deutsche Fußball-Prominenz an diesem Freitag in Frankfurt am Main zusammenkommt, interessiert eigentlich nur eine Frage: Wer wird neun Monate vor der Heim-EM neuer Bundestrainer? Die Zeichen stehen schon vor der Zusammenkunft der DFB-Gremien eindeutig auf Julian Nagelsmann, der die Nachfolge des zuletzt immer ratloseren Hansi Flick übernehmen und bis zum Turnier im kommenden Sommer unterschreiben dürfte. Für 12 Uhr hat der Deutsche Fußball-Bund zu einer Pressekonferenz eingeladen.
Präsident Bernd Neuendorf und Sportdirektor Rudi Völler, der beim 2:1-Sieg gegen Frankreich noch einmal als Teamchef eingesprungen war, haben sich in dieser Woche bereits persönlich mit dem 36-Jährigen getroffen. Laut Bild und Kicker soll es schon eine Einigung geben. Dementsprechend sind auch die anvisierten Vertragsdaten für den vor einem halben Jahr beim FC Bayern geschassten Nagelsmann an die Öffentlichkeit gelangt. Der Bayer soll einen Vertrag bis zur EM unterschreiben und beim Gehalt zu Abstrichen bereit sein. Die Münchner sollen angeblich auf eine Ablöse für den bis 2026 gebundenen Trainer verzichten. Die Bestätigung durch die Verbandsgremien Präsidium, Aufsichtsrat und Gesellschafterausschuss gilt als Formsache.
Danach muss es relativ schnell gehen. In gut drei Wochen steht in den USA das erste Länderspiel in der Zeit nach Flick an. Nagelsmann hat also nicht viel Zeit. In der kommenden Woche wäre eine Vorstellung des dann zweitjüngsten Bundestrainers der DFB-Geschichte denkbar, schon kurze Zeit später muss er sich auf seinen ersten Kader festlegen. Die ersten Spieltermine für Nagelsmann wären am 14. Oktober (21.00 Uhr/MESZ) in East Hartford gegen die USA sowie am 18. Oktober (2.00 Uhr/MESZ) in Philadelphia gegen Mexiko.
Update vom 21.09.2023, 11 Uhr: Nagelsmann-Deal: Diese Details müssen geklärt werden - neue Assistenten im Gespräch
Nach den ersten Gesprächen zwischen den DFB-Spitzen und Julian Nagelsmann könnte die Bundestrainer-Frage schnell endgültig geklärt sein. Zwar waren Spekulationen um eine fixe Verkündung des Vertrags bis zur Heim-EM 2024 noch verfrüht, doch ein Engagement des 36-Jährigen ist wohl sehr wahrscheinlich. Bei einem Gelingen des auf zehn Monate angelegten Projekts kann sich Nagelsmann nach dpa-Informationen sogar eine längere Amtszeit vorstellen.
Auch wenn Nagelsmann wohl beim Gehalt im Vergleich zu seiner Zeit als Trainer des FC Bayern zu deutlichen Abstrichen bereit ist, müsste der Deutsche Fußball-Bund tief in die knappe Kasse greifen. Dieser Punkt dürfte in den DFB-Gremien noch Thema werden. Das Präsidium des Verbands sowie der Gesellschafterausschuss und der Aufsichtsrat der DFB GmbH und Co. KG müssen der Berufung des Nachfolgers von Hansi Flick zustimmen.
Neue Assistenten für Nagelsmann
Bei der Frage nach einem möglichen Trainerteam für den neuen Bundestrainer gibt es mittlerweile konkrete Neuigkeiten: Sandro Wagner, der zuletzt Teil des Interims-Dreigespanns war und dabei nachhaltig überzeugte, sowie Nagelsmanns langjähriger Weggefährte Benjamin Glück werden laut Medienberichten als potenzielle Co-Trainer gehandelt. Die Süddeutsche Zeitung brachte dabei die Gerüchte zu Wagner in Umlauf, der sich auch in Fankreisen großer Beliebtheit erfreut. Der Name Glück, der sowohl bei Hoffenheim, als auch beim FC Bayern an der Seite von Julian Nagelsmann arbeitete, wurde von Sport1 ins Spiel gebracht. Inwiefern das (noch) aktuelle Team von Hansi Flick eine Zukunft beim DFB haben wird, muss derweil noch geklärt werden.
Zudem gilt es, die Bedigungen, unter welchen Nagelsmann seinen bis noch Mitte 2026 laufenden Vertrag beim FC Bayern auflöst und inwiefern der DFB die Münchner entschädigen muss, zu klären. Im Gespräch ist ein schon länger avisiertes Spiel des Nationalteams gegen die Bayern. Der deutsche Rekordmeister zeigt sich laut dem italienischen Transferexperten Fabrizio Romano in Verhandlungen kooperativ und will Nagelsmann den Wechsel ermöglichen.
Obwohl die Entscheidung noch nicht final ist, zeigt sich Fußballdeutschland bisher größtenteils zuversichtlich, was Nagelsmann als neuen Bundestrainer angeht. "Julian macht jeden Spieler besser", sagte sein einstiger Förderer Dietmar Hopp bei Sky und ergänzte: "Ich bin überzeugt davon, dass er neben seiner fachlichen Qualität durch seine persönliche Art der Ansprache die Nationalmannschaft und die Fans gleichermaßen begeistern wird." Auch Thomas Tuchel, Nagelsmanns Nachfolger bei den Bayern, sagte: "An der fachlichen Qualität und an dem Know-how und an den Skills wird es nicht scheitern." In der Branche ist Nagelsmann anerkannt, so mancher Bayern-Profi zeigte sich bitter enttäuscht von seinem Rauswurf im März.
Neuer Bundestrainer vor Oktober
Vereinzelt wurde jedoch auch Kritik an der Personalie geäußert, grundlegend waren dafür meist die Argumente des Alters und der Bayern-Vergangenheit. Nach Otto Nerz wäre Nagelsmann der jüngste DFB-Cheftrainer. So mancher Altstar sieht die fehlende Erfahrung des 36-Jährigen als Problem. Durch die große Bayern-Fraktion in der DFB-Auswahl dürfte eine Verpflichtung Nagelsmanns stärkere Auswirkungen auf das Binnenklima haben als bei anderen Kandidaten. Spieler wie Joshua Kimmich oder der zuletzt nicht berufene Leon Goretzka könnten wieder auf zentrale Rollen im Nationalteam hoffen. Dagegen war Nagelsmanns Beziehung zum noch immer pausierenden Manuel Neuer in München schon erheblich belastet. Die Frage ist auch, wie der Stil des modebewussten Fußballlehrers, der schon mal mit dem Longboard zum Training auftaucht, zum Amt des Bundestrainers passt.
Nagelsmann selbst äußerte sich indes noch nicht zu den Gerüchten um seine neue Anstellung. Allgemein hat sich der 36-Jährige nach seinem Ausscheiden beim FC Bayern im März diesen Jahres in Schweigen gehüllt. Selbst einen Social Media-Post des sonst so gesprächigen Übungsleiters sucht man vergebens. Unter Nagelsmanns letztem Beitrag, der Abschiedsbotschaft an die Münchner Fans, sammeln sich mittlerweile allerdings diverse Kommentare, die ihm zur Anstellung gratulieren und sich ein Lebenszeichen des Trainers wünschen. Dabei ist es gut möglich, dass Nagelamann sich erst dann äußern will, wenn alle Details geklärt sind.
Bis zur umstrittenen USA-Reise im Oktober soll der neue Bundestrainer sein Amt angetreten haben. Am 14. Oktober ist das US-Team erster Gegner für den neuen Chefcoach, vier Tage später geht es tief in der deutschen Nacht gegen Mexiko. So könnte es schwer werden, die Begeisterung, die Interims-Teamchef Rudi Völler mit dem 2:1 gegen Frankreich ausgelöst hat, ins nächste Länderspiel-Fenster zu retten. Im November folgen dann zwei weitere Tests, unter anderem gegen Ralf Rangnicks Österreicher. Bei der EM-Auslosung am 2. Dezember in Hamburg erfährt der neue Bundestrainer dann, gegen wen es im nächsten Jahr beim Heim-Turnier in der Gruppenphase geht.
Update vom 20.09.2023, 15 Uhr: Nationalstürmer Füllkrug, Klopp und alte Weggefährten äußern sich zu Nagelsmann
Der deutsche Fußball-Nationalstürmer Niclas Füllkrug blickt mit Vorfreude auf ein mögliches Engagement von Julian Nagelsmann als Bundestrainer. "Ich kenne ihn persönlich nicht. Ich glaube, dass er ein super Trainer ist, der die Mannschaft definitiv nach vorne bringen wird", sagte Füllkrug nach seinem Champions-League-Debüt beim 0:2 von Borussia Dortmund bei Paris Saint-Germain am Dienstag beim Sender Amazon Prime Video.
Zugleich wollte Füllkrug auch Hansi Flick nicht vergessen. "Vielen Dank nochmal. Es ist ein bisschen doof gelaufen. Die Mannschaft hätte ihm mehr zurückzahlen wollen, als es am Ende gewesen ist", sagte der Torjäger, der unter Flick zum Nationalspieler wurde.
Nagelsmann soll nach Informationen von "Bild" und "Kicker" neuer Fußball-Bundestrainer werden. Der Deutsche Fußball-Bund habe sich mit dem 36 Jahre alten früheren Bayern-Trainer grundsätzlich auf eine Zusammenarbeit bis zur Heim-EM 2024 geeinigt, hieß es am Dienstag.
Klopp über Nagelsmann: "Ganz tolle Lösung" - Liverpool-Coach erklärt eigene Absage
Erfolgscoach Jürgen Klopp würde ein Engagement von Nagelsmann als Fußball-Bundestrainer ebenfalls begrüßen. "Ich finde Julian ne ganz tolle Lösung, weil er ein toller Trainer ist. Ich würde mich sehr drüber freuen – wenn es denn so kommt", sagte der Liverpooler Trainer den TV-Sendern RTL/ntv.
Zugleich erläuterte Klopp, warum er für den Posten derzeit nicht zur Verfügung steht. "Wir bauen hier gerade an Liverpool 2.0. Wir wollen noch mal richtig angreifen und nicht nur gucken, wie lange geht’s noch? Ich bin Liverpool zu Loyalität verpflichtet. Mein Herz ist hier in Liverpool. Man kann die acht Jahre ja nicht einfach rausschneiden", betonte Klopp und fügte hinzu: "Ich habe hier einen Vertrag (2026) unterschrieben und wurde dabei, soweit ich mich erinnern kann, nicht unter Drogen gesetzt oder gefesselt und musste mit dem Mund unterschreiben. Das war eine freie Entscheidung. Und deshalb passt das nicht."
Es gebe auch andere sehr gute Lösungen, eine davon sei beispielsweise Julian Nagelsmann. "Du musst eine Fußballmannschaft überzeugen, du musst Spielern eine Idee vermitteln können. Das geht mit Anfang 30, Mitte 30 und Ende 30. Auch mit Mitte 70 kann das gehen. Und wenn du es nicht kannst, ist es halt auch scheißegal. Aber er kann’s!", so Klopp.
Tuchel über seinen Vorgänger Nagelsmann: "Hat Qualitäten"
Auch Nagelsmann-Nachfolger beim FC Bayern Thomas Tuchel hat die Nachrichten über ein bevorstehendes Engagement von dem Ex-Bayern-Trainer als Bundestrainer wohlwollend kommentiert. "Julian hat Qualitäten. Der DFB hat sich dafür entschieden, er hat sich dafür entschieden. Damit ist die wichtigste Voraussetzung gegeben", sagte Tuchel am Dienstag auf einer Pressekonferenz vor dem Champions-League-Duell der Münchner gegen Manchester United (Mittwoch, 21.00 Uhr/Dazn).
"Es gibt eine Entscheidung, man kann nach vorne blicken und ab sofort positiv die Sachen beeinflussen. Dann wird alles gut", ergänzte Tuchel. Zu dem Zeitpunkt hatten aber weder der Deutsche Fußball-Bund (DFB) noch Nagelsmann einen Deal bestätigt.
RB Leipzig-Trainer Marco Rose ist vom Erfolg des designierten neuen Bundestrainers überzeugt. "Er ist sehr jung, aber wir müssen nicht über seine Qualitäten reden. Die hat er längst nachgewiesen. Er bekommt wie jeder Bundestrainer meine ganze Unterstützung", sagte Rose, der wie auch Nagelsmann in Leipzig Spuren hinterlassen hat. Der 36-Jährige war von 2019 bis 2021 bei RB und führte das Team bis ins Halbfinale der Champions League. Für eine Rekordablöse von über 20 Millionen Euro wechselte Nagelsmann dann zu Bayern München.
Manager Alexander Rosen von Nagelsmanns früherem Club TSG 1899 Hoffenheim sieht den 36-Jährigen übrigens als idealen Fußball-Bundestrainer. "Sollte es denn final so kommen, dass Julian Nagelsmann Bundestrainer wird, würde ich mich wahnsinnig darüber freuen", sagte Rosen in einer Audio-Mitteilung des Bundesligisten vom Mittwoch. Nagelsmann hatte 2016 mit nur 28 Jahren als Chefcoach in Hoffenheim seine steile Karriere als Profitrainer gestartet, ehe er später zu Leipzig und dann zum FC Bayern weiterzog.
"Dass Julian ein außergewöhnlich begabter Trainer ist, der kommunikativ hervorragend ist, der Menschen begeistern kann, der Spieler entwickeln kann und zu jederzeit ein Spiel lesen und beeinflussen kann, das ist, glaube ich, allen klar", sagte Hoffenheims Geschäftsführer weiter und betonte: "Er ist aber jemand, der Aufgaben nur angeht, wenn er absolut davon überzeugt ist, dass es erfolgreich sein kann. Und ich glaube, dass wir in der aktuellen Phase, in der wahrlich nicht alles gut war, genau so jemanden brauchen."
Rosen forderte mit Blick auf die Heim-EM 2024 alle auf, Nagelsmann und sein Team "maximal zu unterstützen, dass wir eine erfolgreiche Europameisterschaft in Deutschland erleben dürfen".
Update vom 19.09.2023, 13.55 Uhr: Julian Nagelsmann soll neuer Bundestrainer werden
Julian Nagelsmann soll nach Informationen von Bild und Kicker neuer Fußball-Bundestrainer werden. Der Deutsche Fußball-Bund habe sich mit dem 36 Jahre alten früheren Bayern-Trainer grundsätzlich auf eine Zusammenarbeit bis zur Heim-EM 2024 geeinigt, hieß es am Dienstag (19. September 2023). Es seien nur noch letzte Details zu klären. Es habe am Dienstag ein erstes Treffen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Rudi Völler mit Nagelsmann gegeben, teilte der Deutsche Fußball-Bund mit. Neuendorf erklärte: "Wir sind in guten Gesprächen."
Nagelsmann würde die Nachfolge von Hansi Flick antreten, von dem sich der Verband am 10. September wegen anhaltender Erfolgslosigkeit getrennt hatte. Die DFB-Auswahl hatte am Vorabend mit 1:4 gegen Japan und damit das dritte Spiel nacheinander verloren. Nagelsmann war in München im vergangenen März in einer Länderspielpause von seinen Aufgaben entbunden worden. Sein laufender Vertrag in München solle aufgelöst werden, er komme ablösefrei zum DFB, hieß es in den Berichten weiter.
Geldfrage bei Trainersuche: Einigung zwischen DFB und FC Bayern
Beim 2:1 gegen Frankreich am 12. September in Dortmund hatte übergangsweise Sportdirektor Völler bei einem Kurz-Comeback als Teamchef gemeinsam mit Hannes Wolf und Ex-Nationalspieler Sandro Wagner auf der deutschen Bank übernommen. Der 63-Jährige hatte das aber bereits vor der Partie als "einmalige" Aufgabe bezeichnet und die Eile in der Bundestrainer-Suche bekräftigt. Am 9. Oktober fliegt die Nationalmannschaft nach Nordamerika für zwei Länderspiele gegen die USA und Mexiko. Danach folgt zum Jahresabschluss das Spiel gegen Österreich. Die Alpenrepublik wird seit Juni 2022 von Ralf Rangnick trainiert, der in Leipzig ein großer Förderer von Nagelsmanns Trainer-Karriere war.
Mit Flick war die DFB-Auswahl bei der WM Ende 2022 in Katar bereits in der Vorrunde gescheitert, in diesem Jahr gelang in sechs Spielen nur ein Sieg beim 2:0 gegen Peru. Völler sprach von einem "WM-Ballast", den Flick nicht habe abschütteln können.
Unmittelbar nach der heftigen Pleite gegen Japan war über etliche Namen spekuliert worden, unter anderem auch über die schier ewige Wunschlösung Jürgen Klopp, der aber an den FC Liverpool gebunden ist. Nagelsmann hatte bislang keinen neuen Verein gefunden. Offen war die Geldfrage, weil er vertraglich mit einem gut dotierten Arbeitspapier an den Rekordmeister gebunden war. Dass eine Einigung des finanziell angeschlagenen DFB mit den Bayern möglich ist, hatte sich frühzeitig angedeutet.
Update vom 13.09.2023, 6:40 Uhr: "Sehr anstrengend" - Völler bekräftigt Einmal-Aushilfe als Trainer
Als Rudi Völler nach seinem umjubelten Teamchef-Comeback endlich alle Medienaktivitäten erledigt hatte, verließ er das Dortmunder Stadion kurz nach Mitternacht bei aller Freude und allem Stolz auch erkennbar erschöpft. Und, aus seiner Sicht: Wieder als DFB-Sportdirektor. An seiner Einmal-Aushilfe auf der Trainerbank bei dem für Mannschaft, Fans und auch den DFB so befreienden 2:1 (1:0) gegen den WM-Finalisten Frankreich mochte der 63-Jährige in der Nacht zum Mittwoch (12./13. September 2023) jedenfalls partout nicht rütteln.
Jedenfalls antwortete er auf die Frage, ob es ihm beim nächsten Länderspiel oben auf der Tribüne dann doch noch besser gefallen werde: "Ja! Ja! Es ändert ja auch nichts das Ergebnis. Für mich ist das ganz klar." Und Völler führte dafür die persönlichen Gründe aus: "Es war sehr anstrengend. Ich bin ehrlich, es war stressig die Tage", sagte er mit Blick auf wahrhaft turbulente Stunden mit der Freistellung von Bundestrainer Hansi Flick und einer Hauruck-Vorbereitung auf die Franzosen.
Deutschland gewinnt Testspiel gegen Frankreich - so geht es jetzt weiter
"Es geht nicht nur um das eine Spiel, das ist kein Problem, das kriege ich schon hin", sagte Völler beinahe werbend um Verständnis: "Das Gesamtpaket ist sehr anstrengend gewesen." Das Votum der über 60 000 glücklichen Zuschauer auf den Tribünen wäre am Dienstagabend aber wohl ziemlich deutlich ausgefallen, wenn sie über den Trainer entscheiden dürften, der die DFB-Auswahl zur Heim-Europameisterschaft 2024 führen sollte.
Tatkräftig unterstützt von Nachwuchs-Sportdirektor und U20-Auswahlcoach Hannes Wolf sowie Ex-Nationalspieler Sandro Wagner gelang es Völler, den Negativlauf auf seine Art zu durchbrechen. Thomas Müller, der als Schütze des frühen und wegweisenden 1:0 nach dem Spiel in seinen 34. Geburtstag hineinfeiern konnte, sprach von "einem kleinen emotionalen Befreiungsschlag" nach zuvor fünf sieglosen Spielen, massig Frust und Selbstzweifeln.
Unter Völlers Anleitung seien ein paar Sachen geändert worden, berichtete Torwart Mac-André ter Stegen: "Wir wollten eine Struktur haben, die relativ einfach ist." Klares System, klare Aufgabenverteilung, Gemeinschaftsarbeit - und vor allem energisch verteidigen. Das taten nicht nur die neu in die Startelf gerückten Jonathan Tah und Benjamin Henrichs vorbildlich. "Es tut einfach gut", sagte Völler glücklich, als nach den späten Treffern von Leroy Sané zum 2:0 und dem Elfmetertor von Antoine Griezmann der Sieg Realität war.
Sané äußert sich zu Trainerfrage - diesen Kandidaten kann er sich als Bundestrainer vorstellen
Wie geht's nun weiter? Völler will am Plan festhalten, gemeinsam mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Aufsichtsratschef Joachim Watzke einen Flick-Nachfolger zu finden. "Mein Wunsch wäre es, wenn wir bis zur nächsten Länderspiel-Periode den neuen Bundestrainer vorstellen könnten. Das wäre natürlich der Idealfall", sagte Völler.
Fußball-Nationalspieler Leroy Sané kann sich seinen früheren Bayern-Coach Julian Nagelsmann gut als Bundestrainer vorstellen. "Julian ist ein guter Trainer, das auf jeden Fall, eine gute Person auch", sagte der 27 Jahre alte Offensivspieler vom deutschen Bundesliga-Rekordmeister am Dienstag nach dem 2:1-Testspielsieg in Dortmund gegen Vize-Weltmeister Frankreich. "Schauen wir mal, was passiert. Ob er Bock drauf hat. Klar wäre es schön, ihn wiederzusehen, mit ihm zu arbeiten, auf jeden Fall."
Nagelsmann war im März bei den Bayern von seinen Aufgaben entbunden worden. Der Name des 36-Jährige taucht in den Spekulationen über die Nachfolge von Hansi Flick als Bundestrainer sehr prominent auf. Verhandlungen mit dem Deutschen Fußball-Bund hat es dem Vernehmen nach aber bisher nicht gegeben.
Julian Nagelsmann als neuer Bundestrainer? Bis dato keine Verhandlungen
Völler habe es "super gemacht", sagte Sané, und der 63-Jährige gab das Lob zurück: "Leroy hat Weltklasse gespielt", sagte Völler über den Flügelspieler, der den Strafstoß zum späten Anschlusstreffer verursacht hatte. "Solche Elfmeter machen nur Stürmer im eigenen Strafraum", sagte Völler.
Der neue Bundestrainer stehe vor einer "großen Aufgabe", sagte Sané. "Vor allem, wie wir gerade drauf sind. Aber ich glaube, der nächste Trainer, der kommt, hat nicht viel zu verlieren. Wir stehen gerade nicht allzu gut da. Wir haben eine große Aufgabe vor uns vor der Heim-EM." Der Sieg gegen Frankreich war der erste nach zuvor fünf sieglosen Spielen.
"Das tut mal wieder gut. Die Fans waren toll, die standen hinter uns", sagte Sané. "Es war noch nicht alles perfekt, aber wir wollten einfach mal wieder gewinnen, auch für die Fans."
Neuer Bundestrainer gesucht - das sind die Kriterien
Am 9. Oktober reist die Nationalmannschaft für zwei Partien gegen die USA und Mexiko an die US-Ostküste. Zu den gehandelten Kandidaten um den vermeintlichen Favoriten Julian Nagelsmann auf die Flick-Nachfolge mochte sich Völler weiterhin nicht äußern. Ein Kriterium benannte er aber doch angesprochen darauf, ob auch ein Ausländer wie Louis van Gaal Bundestrainer werden könne. "Wichtig ist, dass es ein Deutsch sprechender Nationaltrainer ist. Und natürlich muss es auch ein Topmann sein. Das ist der wichtigste Trainerjob in unserem Land." Völler füllte ihn für einen Abend noch einmal höchst erfolgreich aus.
Update vom 12.09.2023, 14.15 Uhr: Trainer-Legende bringt sich ins Spiel - Vogts: "Wird nicht reichen"
Die Nachfolge von Hansi Flick als Bundestrainer bleibt das Top-Thema in der deutschen Fußballwelt. Nachdem bekannt wurde, dass das Gespann um Rudi Völler, Hannes Wolf und Sandro Wagner die Mannschaft beim Test gegen Frankreich am Dienstag (12. September 2023, 21 Uhr) betreuen werden, bleibt die Frage nach einer langfristigen Lösung bisher offen. Nachdem bereits diverse Namen wie Jürgen Klopp, Julian Nagelsmann oder auch Lothar Matthäus diskutiert wurden, hat sich eine deutsche Trainer-Legende jetzt ebenfalls als Nachfolger ins Spiel gebracht.
Felix Magath (70) erklärte gegenüber dem NDR, dass er sich durchaus "in der Lage" sähe, die "verunsicherte Nationalmannschaft" zu übernehmen und zurück in die Erfolgsspur zu bringen. Der Ex-Bundesliga-Coach, der unter anderem den FC Bayern, Schalke 04 und den Vfl Wolfsburg sehr erfolgreich betreut hat, erhält bei seiner Kampagne Rückendeckung von Sky-Experte Didi Hamann. "Genau so einen Mann brauchen wir", wird der ehemalige Nationalspieler von der dpa zitiert. "Und ich könnte mir vorstellen, dass Felix das sofort machen würde".
Hamann zu möglichem Bundestrainer Magath: "Genau so einen Mann brauchen wir"
Damit scheint er Recht zu behalten. Wie Magath betont, brauche man "dringend jemanden, der diese Mannschaft wieder zusammenfügt". Das Trainer-Urgestein lief selbst 43-mal für die deutsche Nationalmannschaft auf und ist nach seinem kurzen Intermezzo bei Hertha BSC im Jahr 2022 seither vereinslos. Ob der 70-Jährige noch einmal auf die ganz große Bühne zurückkehrt, hängt allerdings sicher mehr von den Verantwortlichen beim DFB ab, als von seinem eigenen Interesse.
Was die Rolle des DFB anbelangt, so fand Ex-Bundestrainer Berti Vogts deutliche Worte: "Viele Dinge laufen in die falsche Richtung. Ein neuer Bundestrainer allein wird da nicht reichen." sagte der 76-Jährige gegenüber der Rheinischen Post. Besonders mit Blick auf die anstehende Heim-EM 2024 sieht er den Verband in der Pflicht: "Wir müssen alles dafür tun, dass das Turnier den Menschen im Land wieder zeigt, wie schön der Fußball ist".
In Bezug auf einen Nachfolger für Flick wünscht sich Vogts, der die Nationalmannschaft in den 90ern betreute und 1996 zum EM-Titel führte, einen erfahrenen Trainer. Statt Nagelsmann sähe er Kandidaten wie Klopp oder auch Ex-Coach Jürgen Klinsmann gerne auf der Trainerbank. "Sie haben beide das Feuer und die Ausstrahlung, unseren Fußball wieder zu beleben". Auch Ex-Spieler wie Michael Ballack, Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm sollen beim DFB mit eingebunden werden.
Update vom 11.09.2023, 14.45 Uhr: Wer wird Flicks Nachfolger? Diese Kandidaten kommen infrage
Wer wird Nachfolger von Hansi Flick? Die Zeit drängt neun Monate vor der Heim-Europameisterschaft. 19 Jahre nach seinem Rücktritt wurde zunächst Rudi Völler am Montagmorgen wieder als Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft eingesetzt Wie im Jahr 2000 springt der 63-Jährige in höchster DFB-Not ein - dieses Mal, weil es mit Flick als Bundestrainer nach dem 1:4 gegen Japan nicht mehr weitergehen konnte. Und dieses Mal soll nach einem Völler-Spiel Schluss sein. Wer könnte nach dem Kräftemessen gegen Vize-Weltmeister Frankreich an diesem Dienstag in Dortmund übernehmen?
Jürgen Klopp: Auch für viele Fans ist er die beste Lösung - doch vermutlich auch die unwahrscheinlichste. Klopp wäre es zuzutrauen, mit seiner positiven Art die dringend benötigte Euphorie für die Heim-EM zu erzeugen. Aber er steht beim englischen Spitzenclub FC Liverpool unter Vertrag. Es ist nahezu auszuschließen, dass der 56-Jährige für das Bundestrainer-Amt kurz nach Saisonstart bei den Reds aufhört. Zumal er schon nach dem WM-Debakel ablehnte. "Jürgen hat beim FC Liverpool einen Vertrag bis 2026 - und er hat vor, diesen zu erfüllen", hatte sein Berater Marc Kosicke im vergangenen Dezember gesagt.
Julian Nagelsmann: Die Qualitäten für das höchste Traineramt im deutschen Fußball werden dem 36-Jährigen zugesprochen. Aber hat er auch die Motivation dafür? Nach seinem wenig ruhmreichen Abgang beim FC Bayern München hat sein Image als Ausnahmetrainer gelitten. Ein nächstes missglücktes Engagement beim völlig verunsicherten DFB-Team würde Nagelsmann in der Karriere nochmals zurückwerfen. Sein Alter könnte intern zumindest kontrovers diskutiert werden. Sein Vertrag bei den Bayern gilt noch bis 2026. Die Münchner könnten aber an einer Lösung interessiert sein. Der Rekordmeister hatte einst auch Flick zum DFB ziehen lassen. Wegen der großen Bayern-Fraktion in der DFB-Auswahl hätte Nagelsmanns Verpflichtung stärkere Auswirkungen auf das Binnenklima als bei anderen.
Matthias Sammer: Zuletzt hatte der Europameister von 1996 und frühere DFB-Sportdirektor die Entwicklungen im deutschen Fußball scharf kritisiert. Ob er die Herausforderung als Bundestrainer annehmen würde, um zumindest den Zustand der Nationalmannschaft aktiv zu verbessern, ist sehr fraglich. Zuletzt war Sammer vor vielen Jahren als Trainer tätig. Bei den Bayern hörte er 2016 wegen gesundheitlicher Probleme als Sportvorstand auf. Den Bundestrainer-Job bis zur Heim-EM hatte er kürzlich im Interview der Süddeutschen Zeitung ausgeschlossen. "Ich habe vor einiger Zeit für mich die Entscheidung getroffen, dass ich operativ nicht mehr tätig sein möchte. Dabei soll es auch bleiben."
Stefan Kuntz: Nach dem jüngsten 1:1 gegen Armenien muss Kuntz stark um seinen Job als Nationaltrainer der Türkei bangen. Das könnte für den DFB hilfreich sein, sollte man sich dort für eine Flick-Entlassung entscheiden. Kuntz kennt als früherer Erfolgstrainer der U21 den Verband. Intern wird er aufgrund seines angenehmen und konstruktiven Kommunikations-Stils geschätzt. Der Europameister von 1996 würde sich aber kaum nur als Übergangslösung bis zur Heim-EM sehen.
Oliver Glasner: Ist die Zeit reif für den ersten Ausländer auf dem Bundestrainer-Posten? Auch der Name Oliver Glasner fällt bei den Spekulationen um eine mögliche Flick-Nachfolge, weil der Österreicher vereinslos ist und den deutschen Fußball aus seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt und beim VfL Wolfsburg sehr gut kennt. Mit dem Gewinn der Europa League vor einem Jahr hatte Glasner zudem bewiesen, dass er auch große Titel gewinnen kann.
Nach Rauswurf von Hansi Flick: Lothar Matthäus will nicht Nationaltrainer werden
Ralf Rangnick: Der frühere Bundesliga-Trainer und -Erneuerer wäre schon einmal gerne Bundestrainer geworden. Der 65-Jährige ist aktuell Nationaltrainer der Österreicher und mit dem Nachbarland auch erfolgreich auf EM-Kurs. Klar wäre zudem, dass Rangnick sehr kritisch auf die DFB-Strukturen schauen würde. Ob das allen recht ist, erscheint fraglich.
Lothar Matthäus (62) hat bereits gesagt, der Bundestrainer-Job passe nicht in seine "Lebensplanung", weder privat noch beruflich. Der Posten komme für ihn nicht infrage, vor allem weil er eine Verantwortung gegenüber seines neunjährigen Sohnes habe, erklärte der gebürtige Franke in der Bild-Sendung "Reif ist live". "Ich bin mit Begeisterung Papa und versuche ihn in die richtige Richtung zu lenken, versuche mit ihm viele Dinge zu erleben, die ich vielleicht in der Vergangenheit nicht erleben durfte mit meinen anderen Kindern." Der Posten sei daher "nicht unbedingt das", was er sich momentan vorstelle.
Roger Schmidt (56) ist zuletzt mit Benfica Lissabon portugiesischer Meister geworden, hat in Portugal aber noch einen Vertrag bis 2026. Der Niederländer Louis van Gaal kokettierte in der Bild-Zeitung mit dem Satz: "Normalerweise trainiere ich nicht mehr bei einem Verein, aber ein vielversprechendes Land hat immer noch eine Chance, mich zu überzeugen!" Der 72-Jährige hat (auch beim FC Bayern) etliche Erfolge vorzuweisen, er trainierte Hollands Nationalelf. Aber steht er für die Zukunft? Wie Glasner wäre dessen Landsmann Ralph Hasenhüttl (56) der erste Ausländer.
Rudi Völler: Was, wenn gegen Frankreich plötzlich alles besser funktioniert? Völler sitzt gemeinsam mit Sportdirektor-Kollege Hannes Wolf (42) und Ex-Nationalspieler Sandro Wagner (35) auf der Bank. Es ist nicht auszuschließen, dass die Entscheider im DFB dann sagen: Das hat doch was! Vor 23 Jahren wollte Völler auch nur Übergangslösung sein und blieb dann vier Jahre. Bereits Mitte Oktober reist die Nationalmannschaft in die USA. (dpa/th)
Update vom 11.09.2023, 10.30 Uhr: Völler springt für Flick ein - DFB für Timing des Rauswurfs kritisiert
Rudi Völler springt nach 19 Jahren noch einmal als Interims-Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft ein. Nach der Trennung von Bundestrainer Hansi Flick wird der 63 Jahre alte DFB-Sportdirektor am Dienstag (12. September 2023) in Dortmund unterstützt von U20-Auswahlcoach Hannes Wolf und Ex-Nationalspieler Sandro Wagner das Team gegen den WM-Zweiten Frankreich betreuen - "einmalig", wie der Verband mitteilte. Die dauerhafte Flick-Nachfolge will der Deutsche Fußball-Bund "möglichst zeitnah regeln".
Völler bleibt nur das Abschlusstraining am Montagabend im Signal Iduna Park, um die Mannschaft nach dem 1:4 gegen Japan sportlich neu auszurichten. Schon nach der von ihm benannten "Blamage" in Flicks letztem Länderspiel am Samstagabend in Wolfsburg hatte er die vielen Mängel im Stile eines Trainers klar benannt und seine Marschroute vorgegeben.
Dabei gab es auch gleich eine klare Ansage an die seit fünf Testspielen sieglose und arg verunsicherte Mannschaft. "Wir haben ein Spiel gegen die im Moment beste Mannschaft in Europa. Das wird natürlich schwierig", sagte Völler, fügte aber deutlich hinzu: "Aber keiner darf die Hosen voll haben. Wir müssen versuchen, Kredit zurückzugewinnen." Völler hatte die Nationalmannschaft als Teamchef von 2000 bis zu seinem abrupten Rücktritt 2004 in 53 Länderspielen betreut. Seine Bilanz umfasst 30 Siege, zehn Unentschieden und 13 Niederlagen.
In den Sozialen Medien wurde der DFB harsch für den Zeitpunkt kritisiert, zu dem der Rasuwurf von Hansi Flick öffentlich bekannt gegeben wurde: Die Nachricht machte ausgerechnet parallel zum Finale der Basketball-WM die Runde und trübte nach Meinung einiger X-Nutzer (ehemals Twitter) die Freude über den überraschenden Sieg der deutschen Mannschaft. So fielen einige der Reaktionen aus:
"Peinliches Timing, so wenige Minuten vor Abpfiff des Basketball-Finales."
"So respektlos! Das meldet ihr während des sensationellen WM Siegs der Deutschen Nationalmannschaft im Basketball. Taktlos aber typisch!"
"Unsportliches timing! Man hätte wenigstens ein paar Stunden warten können."
"Der deutsche Basketball hat ein wenig mehr Respekt verdient. #dfbunsportlich"
"Jetzt ist erstmal Basketball, Kollegen . Morgen darf der Fußball wieder brennen."
Auch der ehemalige Bundesliga-Profi Bixente Lizarazu hat ein deutliches Urteil zum Zustand der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gefällt: "Seit der WM 2014, also seit fast zehn Jahren, dümpelt die deutsche Elf vor sich hin", sagte der 53 Jahre alte ehemalige Welt- und Europameister aus Frankreich in einem Interview dem Portal Sportbuzzer.de. "Nun muss ihr ganzes Modell neu gestaltet werden, es müssen Veränderungen in den Strukturen her, bei der Jugendarbeit muss auch was Neues kommen", riet Lizarazu. (dpa/th)
Update vom 10.09.2023, 20.30 Uhr: Nach Flick-Rauswurf - Wird Nagelsmann neuer Bundes-Coach?
DFB-Sportdirektor Rudi Völler sieht den Rauswurf von Fußball-Bundestrainer Hansi Flick als zwingende Konsequenz der sportlichen Misere. "Das Japan-Spiel hat uns klar gezeigt, dass wir in dieser Konstellation nicht mehr weiterkommen", sagte Völler am Sonntag. Der Deutsche Fußball-Bund habe nach dem 1:4 gegen Japan am Samstag "verantwortlich handeln" müssen. Flick habe sich zwar in den vergangenen Monaten "aufgerieben", aber die Wende zum Positiven nicht geschafft.
Völler räumte ein, dass dies "kein einfacher Moment" für ihn sei. "Ich bin im Februar beim DFB angetreten, um Hansi Flick mit all meinen Möglichkeiten zu unterstützen, ihm den Rücken freizuhalten, damit er sportlich erfolgreich sein kann", sagte der frühere DFB-Teamchef. Der 63-Jährige wird die Auswahl am Dienstag in Dortmund interimsweise mit dem zweiten DFB-Sportdirektor Hannes Wolf und Sandro Wagner gegen Frankreich betreuen.
"Die dringlichste Aufgabe wird es danach sein, einen Bundestrainer zu verpflichten, der kurzfristig unsere Mannschaft neu ausrichtet und auf das große EM-Turnier im kommenden Jahr vorbereitet, von dem wir alle uns für den deutschen Fußball und auch für unser ganzes Land positive Impulse erhoffen", sagte Völler. Der neue Chefcoach solle die Nationalmannschaft langfristig auf das frühere Top-Niveau zurückführen. Als Favorit auf den Posten wird Medien zufolge der frühere Bayern-Trainer Julian Nagelsmann gehandelt.
10.09.2023, 16.40 Uhr: DFB trennt sich tatsächlich von Hansi Flick
Hansi Flick ist nicht mehr Bundestrainer. Der Deutsche Fußball-Bund trennte sich am Sonntag (10. September 2023) von dem 58-Jährigen, der Verband zog die Konsequenzen nach dem 1:4 am Samstag in Wolfsburg gegen Japan. Beim nächsten Länderspiel gegen Frankreich am Dienstag (21.00 Uhr/ARD) werden Sportdirektor Rudi Völler, Hannes Wolf und Sandro Wagner die Auswahl interimsweise betreuen.
"Die Gremien waren sich einig, dass die A-Nationalmannschaft der Männer nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen einen neuen Impuls benötigt", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Er bezeichnete den Rauswurf Flicks als "unumgänglich". Neun Monate vor der Heim-EM 2024 muss der Verband in einer der tiefsten sportlichen Krisen seiner Geschichte einen neuen Trainer suchen. Ende 2022 war die DFB-Auswahl - auch nach einer Niederlage gegen Japan - in der Vorrunde der WM gescheitert.
Als mögliche Nachfolger waren zuletzt mehrere Kandidaten genannt, allen voran der frühere Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (36), der Österreicher Oliver Glasner (49) und auch Völler (63), der nach dem WM-Aus installiert worden war, und Matthias Sammer (56). Die vermeintliche 1A-Lösung Jürgen Klopp (56) ist an den FC Liverpool gebunden.
Flick hatte die Nationalmannschaft nach der EM 2021 von Joachim Löw übernommen und hatte die ersten acht Spiele gewonnen, allerdings gegen bestenfalls zweitklassige Gegner. In Katar flog die DFB-Auswahl nach den Spielen gegen Japan (1:2), Spanien (1:1) und Costa Rica (4:2) verdient raus, Flick schaffte die Stimmungswende in den vergangenen Monaten nicht.
Das 1:4 in Wolfsburg war die dritte Niederlage nacheinander, so erfolglos hatte die Nationalmannschaft zuletzt vor knapp 40 Jahren gespielt. Flick hatte sein Team entgegen seiner Ankündigung, seine "Kernmannschaft" für das Heim-Turnier finden zu wollen wieder stark verändert. Eine neue Taktik mit Joshua Kimmich als im Spielaufbau auch zentral agierendem Rechtsverteidiger ging völlig schief. Flick kassierte in seinem 25. Länderspiel seine höchste Niederlage. Das öffentliche Training am Sonntagvormittag hatte er noch leiten dürfen. Wenige Stunden später war Schluss.
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