EM 2024: Deutschland trifft im "vorgezogenen Endspiel" auf Spanien - Hoffnung auf doppelten Völler-Faktor

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Die DFB-Elf trifft im EM-Viertelfinale auf Spanien. Der letzte deutsche Pflichtspiel-Sieg gegen Spanien liegt tatsächlich schon 36 Jahre zurück ...
Spanien - Deutschland
Daniel Gonzales Acuna/dpa
Dani Olmo
Freut sich auf das bevorstehende Viertelfinale gegen Deutschland: Spaniens Dani Olmo, der in der Bundesliga für RB Leipzig spielt, ballt beide Fäuste und schreit seine Freude in den Nachthimmel ...
Euro 2024: Spanien - Georgien
Rolf Vennenbernd/dpa
Vor dem Viertelfinale zeigt ein Blick in die Historie des Duells, dass im Teamquartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im mittelfränkischen Herzogenaurach jemand vertreten ist, der ...
Rudi Völler
Federico Gambarini/dpa

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bekommt es im Viertelfinale mit Spanien zu tun. Nicht wenige sprechen von einem vorgezogenen Endspiel.

Seit Sonntagabend steht der EM-Viertelfinalgegner für die deutsche Mannschaft fest, die sich im "Gewitter-Spiel von Dortmund" gegen Dänemark durchgesetzt hatte. Und es ist der erwartet schwere Brocken geworden - vermutlich sogar der schwerste: Spanien, das trotz Rückstand letztlich souverän gegen Georgien gewann, ist für viele Beobachter der Favorit auf den EM-Titel. Eine Bilanz von bisher vier Siegen aus vier Spielen (und 9:1 Toren) bei dieser Europameisterschaft spricht Bände. Für Furore bei der Furia Roja ("Die rote Furie", wie das spanische Nationalteam gerne genannt wird) sorgt gerade Lamine Yamal, der erst zarte 16 Jahre alt ist. Das könnte nun aber zu Problemen führen, die eigentlich nichts mit dem Sport zu tun haben.

Nach den bisher ordentlichen Auftritten der Nagelsmann-Elf macht der Begriff des "vorgezogenen Finales" für die Partie am Freitag, 5. Juli 2024, um 18 Uhr in Stuttgart die Runde: "Das nächste Spiel könnte auch das Finale sein", sagt Spanien Trainer Luis de la Fuente nach dem Viertelfinaleinzug. Noch deutlicher werden die Kommentatoren der britischen Zeitung Daily Mail: "Das Viertelfinale gegen Deutschland am Freitagabend dürfte das Endspiel des Turniers sein, auch wenn man es anders nennt." 

Vor dem "Endspiel" gegen Deutschland: Spanien zwischen Respekt und Selbstbewusstsein

Die spanischen Medien sind da schon etwas vollmundiger unterwegs: "Spanien ist eine Party...und Deutschland soll zittern!", titelt die Marca. Und die AS stellt klar: "Die Gastgeber, Kroos' Deutschland, erwarten uns. Wenn wir feiern wollen, müssen wir bereit sein, mit jedem zu tanzen."

Spaniens Trainer Luis de la Fuente erwartet ein "Duell auf Augenhöhe", in dem Kleinigkeiten den Ausschlag geben könnten."Wir bekommen es mit einer Fußballmacht zu tun", sagte der 63-Jährige über die deutsche Mannschaft, die "großartige Spieler" habe und sehr diszipliniert spiele. "Wir werden einem großartigen Gegner gegenüberstehen.", sagte de la Fuente. Zwar sieht de la Fuente die Furia Roja als bisher stärkstes Team im Turnierverlauf an, dies sei allerdings keine Garantie für einen Sieg gegen den EM-Gastgeber. "Aber wir werden dafür kämpfen. Wir müssen mit Überzeugung spielen und werden das auch tun", kündigte Spaniens Coach an.

Auch der in der Bundesliga angestellte spanische Nationalspieler Dani Olmo freut auf das EM-Viertelfinale mit Spanien gegen Gastgeber Deutschland. "Es wird speziell. Ich habe Freunde dort und spiele in diesem Land", sagte der Offensivspieler von RB Leipzig über das Duell. "Das ist sehr aufregend. Für mich wird es auf jeden Fall eine sehr besondere Begegnung", so Olmo, der gegen Georgien zum Endstand traf. "Das wird auf jeden Fall ein schwieriges Spiel. Aber wir müssen uns auf uns konzentrieren, wir haben eine wunderbare Mannschaft", ergänzt Spaniens Jungstar Nico Williams, der das zwischenzeitliche 3:1 in der 75. Minute erzielte. Der Torschütze zum 1:1-Ausgleich, Rodri,  ist überzeugt: "Wir werden uns noch mehr anstrengen müssen. Aber ich bin überzeugt davon, dass sie nicht so glücklich sind, jetzt auf uns zu treffen." 

Man kennt sich 

Toni Kroos bekam bei Real Madrid eine emotionale Abschiedsfeier. Antonio Rüdiger ist bei den Königlichen als Abwehrsäule geschätzt. Beim FC Barcelona hat sich İlkay Gündoğan in einer Saison unverzichtbar gemacht und Marc-André ter Stegen ist hinter Lionel Messi der Ausländer mit den meisten Einsätzen bei den Katalanen. Die vier DFB-Profis genießen in Spanien allergrößten Respekt. Man kennt sich also. Bei Spanien sind Leverkusens Alejandro Grimaldo und der Leipziger Dani Olmo mit im Kader und Stürmer Joselu hat auch einst in der Bundesliga gespielt.

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Apropos Joselu, einer von drei Real-Profis in Spaniens Aufgebot: Sein Doppelpack warf die Bayern im Halbfinale aus der Champions League. Es gibt aber nicht nur für die fünf Münchner Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Leroy Sané und Thomas Müller im Aufgebot aktuelle Revanche-Gelüste. 

Die beiden Leipziger David Raum und Benjamin Henrichs unterlagen im Achtelfinale der Königsklasse gegen Real und ganz frisch sind die schmerzhaften Erinnerungen für die drei Dortmunder Niclas Füllkrug, Nico Schlotterbeck und Emre Can an das Finale von Wembley. 

Spanien als Angstgegner für das DFB-Team

Der letzte deutsche Pflichtspiel-Sieg gegen Spanien liegt tatsächlich schon 36 Jahre zurück. Zuletzt trafen beide Teams bei der WM 2022 in Katar aufeinander. Damals gab es in der Vorrunde ein 1:1. Bei der EM in Deutschland sind beide Mannschaften noch ungeschlagen. Das wird sich im K.o.-Duell definitiv ändern. In entscheidenden Turnierspielen sind die Iberer in diesem Jahrtausend so etwas wie der deutsche Angstgegner. 2008 unterlag die DFB-Elf im EM-Endspiel mit 0:1. Zwei Jahre später verlor Deutschland im WM-Halbfinale in Südafrika mit dem gleichen Ergebnis. Das 1:1 in der Vorrunde bei der WM in Katar 2022 war letztendlich auch zu wenig für die deutsche Mannschaft.

Dabei war Spanien über Jahre das Mantra des deutschen Fußballs. Technisch einzigartig, taktisch weit voraus. Heute spielen die Iberer anders - inzwischen sind Flanken wieder erlaubt, Kurzpassspiel beherrschen Rodri & Co. zwar nach wie vor, sehen es aber längst nicht mehr als Dogma. Und Deutschland: Die bisherigen EM-Auftritte, besonders das Eröffnungsspiel gegen Schottland, haben zwar in Deutschland eine Euphorie entfacht. Dennoch hat die Nagelsmann-Elf bis auf den Heimvorteil nicht allzu viele Argumente auf ihrer Seite (es sei denn, man holt die "Turniermannschaft"-Träume wieder aus der Mottenkiste). Vor allem das mühevolle letzte Gruppenspiel gegen die Schweiz hat gezeigt, dass Deutschland nicht zur absoluten Weltklasse zählt. Vor dem Viertelfinale zeigt ein Blick in die Historie des Duells, dass im Teamquartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im mittelfränkischen Herzogenaurach jemand vertreten ist, der zweimal eine Lösung hatte: DFB-Sportdirektor Rudi Völler

  • Der Völler-Faktor I: Der bislang letzte Erfolg einer deutschen gegen eine spanische Nationalmannschaft könnte als Mutmacher für die DFB-Elf dienen: Sommer 1988, Heim-EM und es ging auch damals, wenn auch noch in einem anderen Modus, um den Einzug ins Halbfinale. Deutschland brauchte in München am 17. Juni im letzten Gruppenspiel mindestens ein Unentschieden. Doch es gelang sogar ein Sieg. Hauptverantwortlich dafür als Doppeltorschütze: Rudi Völler, heute DFB-Sportdirektor. 
  • Der Völler-Faktor II: Völler war nicht nur am letzten deutschen Pflichtspiel-Sieg gegen Spanien aktiv beteiligt. Auch beim höchsten DFB-Sieg in den bislang 26 Begegnungen (9 Siege, 9 Remis, 8 Niederlagen) war er in verantwortlicher Rolle. Nach dem EM-Debakel 2000 übernahm er zunächst als Interims-Teamchef. Beim Debüt am 16. August in Hannover war Spanien der erste Gegner. Und Deutschland schoss zum ersten und bislang einzigen Mal gegen Spanien vier Tore. Mehmet Scholl und Alexander Zickler trafen doppelt beim 4:1.

Löws Lehr- und Leidenszeit

Die ersten Jahre der Ära von Joachim Löw als Bundestrainer waren geprägt von wichtigen Duellen mit Spanien - und mancher Lehrstunde. Bei der EM 2008 gab es ein 0:1 im Finale, das gleiche Ergebnis brachte bei der WM 2010 das deutsche Aus im Halbfinale. Löw erklärte das spanische Tiki-Taka zur Fußball-Doktrin. In insgesamt sechs Spielen bis 2021 gab es für ihn gegen das große Vorbild nur einen Testspielsieg - ein 1:0 im November 2014 in Vigo durch ein Tor von Toni Kroos. 

Schmerzlicher Schlusspunkt war die 0:6-Demütigung in der Nations League in Sevilla im November 2020. Wenige Monate später kündigte Löw seinen Rückzug nach der EM 2021 an.

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Ein Turnier-K.-o.-Spiel ist für etliche Akteure im deutschen Kader Neuland, übrigens auch für den jungen Bundestrainer. "Das Gesetz des Turniers ist, dass die Gegner tendenziell stärker werden", sagte Nagelsmann. Am besten folgt er dem Rat des Fußball-Weisen Völler, der als Spieler und DFB-Teamchef um die besondere Drucksituation der Alles-oder-nichts-Spiele weiß und darum auch eine Lösung parat hat: "Du musst einfach funktionieren."

Ein Mann kletterte beim EM-Spiel in Dortmund unter das Stadiondach. Das Motiv des 21-Jährigen aus Osnabrück war zunächst unklar - Bilder zeigten, dass er vermummt war.

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