Niemand soll enteignet werden. Das ist Panikmache. Jede Veränderung bringt eine gewisse Unsicherheit mit sich. Aber worum geht es denn? Die Aussagen der Fachleute sind doch eindeutig. Wir haben laut Forschern einen Rückgang der Insekten um 75 Prozent und bei Vögeln um 50 Prozent. In Bayern! Der Rückgang der Artenvielfalt ist ein ähnlich drängendes Problem wie der Klimawandel. Die Insekten sind systemrelevant. Diese Tatsachen machen mir Angst um die Zukunft unserer Kinder. Sätze wie: "Ich habe nichts gegen Artenvielfalt, aber . . ." machen mich dann fassungslos.
Bei weitem nicht alle Biolandwirte unterstützen das Volksbegehren: Wie gespalten sind die Ökobauern? Wie viel wird gestritten?
Viele Biobauern sind durch die massive Kampagne des Bauernverbandes verunsichert. Da werden handwerkliche Fehler, die der Gesetzentwurf im Moment sicher noch hat, aufgeblasen zu riesigen Bedrohungsszenarien. Wenn auf solche Weise gezielt Existenzängste geschürt werden, bleibt das natürlich nicht ohne Wirkung. Was ich dagegen vermisse, ist eine konstruktive Diskussion.
Der Bauernverband sagt: Ökolandbau soll freiwillig sein. Was spricht gegen Freiwilligkeit?
Niemand will Betriebe zwangsumstellen: die Initiatoren des Volksbegehrens nicht und die Öko-Verbände schon gar nicht. Aber immer engere Fruchtfolgen und der großflächige Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden und Herbiziden sind nun einmal wesentliche Faktoren, die sich negativ auf die Artenvielfalt auswirken. Mehr Öko-Landbau ist deshalb ein wichtiger Beitrag zur Lösung des Problems. Das sieht im Übrigen auch die Staatsregierung so, die den Anteil der Öko-Flächen in Bayern von derzeit zehn Prozent mittelfristig verdoppeln will. Das sieht die Initiative "Bio-Regio 2020" vor und dieses Ziel haben CSU und Freie Wähler in ihrem Koalitionsvertrag noch einmal bekräftigt. Im Volksbegehren heißt es nun: 25 Prozent Öko bis 2025. Ich sehe nicht, warum das Ängste vor einer Zwangsumstellung heraufbeschwören sollte.
Zehn Prozent Blühwiesen: Was bedeuten die gesetzlich vorgeschriebenen Mähzeiten für Bauern?
Bayernweit einheitlich festgelegte Mähzeiten sind sicher wenig sinnvoll. An solchen Punkten muss noch nachgebessert werden. Stattdessen wird alles in Bausch und Bogen abgelehnt. Wir müssen aber auch mal darüber reden, welches Ziel damit verfolgt wird: zum Beispiel der Schutz von Bodenbrütern. Dann können wir darüber reden, wie das im Einzelnen mit den Erfordernissen der Landwirtschaft in Einklang gebracht werden kann.
Über den angestrebten Öko-Anteil von 30 Prozent sind auch viele Biolandwirte nicht begeistert. Ihre Sorge: Es wird zu viel Bio produziert, das dann keiner kauft. Wird der Markt überschwemmt?
Das ist eine Zielvorgabe, die die Politik leiten soll. Es ist keine gesetzlich verankerte Mindestmarke, die auf Gedeih und Verderb erreicht werden muss - und sei es am Markt vorbei. Der Öko-Landbau in Bayern hat sich bisher gut mit dem Markt entwickelt und wird dies auch weiter tun. Aber die Politik ist dann eben gefordert, noch mehr für die positive Entwicklung des Öko-Markts zu tun. Auch indem es zum Beispiel in staatlichen Einrichtungen künftig Ökoverpflegung gäbe. Das wäre mal ein klares Signal. Übrigens sind diese 30 Prozent erst bis 2030 angestrebt.
Verträgt der Markt 30 Prozent Bioprodukte? Sind so viele Verbraucher bereit, mehr zu bezahlen?
Das wird sich zeigen. Da der Öko-Markt aber seit langem das einzige Segment im Lebensmittelmarkt mit stabil hohen Wachstumsraten ist, habe ich da wenig Sorgen.
Geht die Tendenz nicht auch bei Biobetrieben hin zu größeren Betrieben, bei denen es nur noch um Wirtschaftlichkeit geht? Droht kleinen Höfen nicht das Aus durch sinkende Preise für Bio?
Es gibt auch im Ökolandbau kleine und große Betriebe. Die Vielfalt ist sehr groß, unsere gemeinsame Basis sind die Regeln des ökologischen Landbaus also Verzicht auf Pestizide und mineralische Dünger und eine artgerechte an die Fläche angepasste Tierhaltung.
Was ist für Sie als Landwirt der wichtigste Punkt im Gesetzentwurf?
Das wichtigste? Es geht eben gerade nicht um einzelne Punkte, sondern um das Gesamtpaket. Und wie das am Ende im Detail aussehen wird, steht ja noch gar nicht fest.
Wie und wo schaden Landwirtschaft der Umwelt derzeit am meisten?
Durch den Einsatz von Pestiziden und hier vor allem die Neonikotinoide, also Insektizide, die direkt Insekten schädigen.
Haben Sie keine Angst, dass die bisherigen Förderungen unterlaufen werden? Laut Bauernverband gäbe es im neuen Naturschutzgesetz keine staatliche Förderung für Vertragslandwirtschaft mehr.
Die Verantwortlichen des Volksbegehrens wollen am allerwenigsten, dass bisherige Aktivitäten der Landwirte nicht mehr gefördert werden, ganz im Gegenteil. Sie wollen natürlich, dass zusätzliche Aktivitäten auch so gefördert werden, dass dem Landwirt keine Nachteile entstehen. Zu Förderfragen durfte im Volksbegehren aber aus formalen Gründen nichts stehen, weil das in die Haushaltshoheit des Parlaments eingegriffen hätte und das Begehren damit nicht zulässig gewesen wäre.
Die Kritiker sagen, dass auch jeder Grundstückbesitzer verpflichtet werden müsste, Blühflächen anzulegen und auf Steingärten und das wöchentliche Rasenmähen zu verzichten. Was wünschen Sie sich für den Artenschutz?
Ja, jeder muss und kann etwas für den Artenschutz tun. Wir kommen aber nicht weiter, wenn jeder sagt, es seien erst einmal die Anderen dran. Dann gehen wir gemeinsam unter.
Das Gespräch führte
Alice Natter
na ja, ein bischen unglücklich ist die ganz Sache mit dem Volksbegehren ja schon


Aber auf diese Weise bekommt man vielleicht wieder mehr Fahrt in das wichtige Thema.
Sicher sind schon ein paar Programme zur Verbesserung der Gesamtsituation auf den Weg gebracht worden. Unser schöne Landwirtschaftsministerin wird vielleicht auch noch ein paar "Projekte" starten
Aber insgesamt ist die Situation eher schlecht. Kann ja jeder sehen der mit offenen Augen durch die Welt geht.
Vielleicht begreifen wir ja auch endlich mal, dass JEDER da seinen Anteil leisten muss
Mit einem Kreuzchen ist da erst mal nichts getan!
Ich finde es trotzdem nicht nachvollziehbar, dass gerade jetzt, wo die KULAP- Maßnahmen so gut angenommen werden und alles aus ökologischer Sicht besser wird, an allem Rumgeändert werden soll. Ich gebe Ihnen mit Ihrem Interview Recht, dass es im Grunde überall erstmal zu einem Kampf kommt. Dennoch verstehe ich nicht, warum nicht zuerst ein sinnvolles Konzept erarbeitet wurde sondern erstmal drauflosgeworben wird. Dieses Vorgehen nach " Da unterschreib mal da gehts irgendwie um Bienen und retten" und keinerlei Aufklärung im sachlichen Stil bin ich persönlich nur von einer Zeitung gewohnt die für viel Bildern und wenig Infos bekannt ist. Das diese Art und Weise jetzt schon in der Politik angekommen ist ist erschreckend. Wie in Ihrem Interview zu lesen ist, betrifft es 47% der Fläche. Das heißt nichtmal die Hälfte und dennoch schreiben sie "irgendeiner muss anfangen" und "Man soll es nicht auf andere schieben". Naja wie wäre es wenn jeder mit anpackt? Ich meine.... Welches Recht hat eigentlich ein Großstadtbürger der keine einzige Pflanze besitzt und seine Lebensmittel frei von Bio im Discounter kauft, dafür aber 3 mal jährlich in den Urlaub fliegt und seine 30.000km mit dem Auto unterwegs ist bei dieser Frage mitzuentscheiden? Bzw von Parteien unter Informationsvorbehalt zum unterschreiben genötigt zu werden. Warum sollten solche Personen nicht auf Ihre Art und Weise zum Klimaschutz beitragen? Er könnte seinen CO2 Fußabdruck auf www.atmosfair.de überprüfen und ggf diesen durch spnenden ausgleichen. Man könnte aber auch enerell das fliegen und Kreuzfahrten 10% teurer machen und den Dizzerenzbetrag für ökologische Projekte spenden.
Vielen Dank