„Das war eine sehr lehrreiche Zeit“

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Einer der vielen Schätze im Depot: Der Span-Mann kommt ursprünglich aus der Rhön – und wird irgendwann im Rahmen einer Sonderausstellung zu sehen sein ...
Ralf Dieter
Jede Menge Schätze und Archivalien verbergen sich hinter diesen Türen.
Ralf Dieter
Eine ihrer Lieblingsfiguren im Fastnachtmuseum stammt aus Trinidad-Tobago.
Ralf Dieter

Daniela Sandner hat das Fastnachtmuseum in Kitzingen in den letzten Jahren maßgeblich geprägt – jetzt hat sie einen neuen Job.

Kitzingen Wie hätte es anders sein können? Ihr letzter Arbeitstag war der Aschermittwoch. Daniela Sandner hat nach acht Jahren Kitzingen verlassen. Als langjährige Leiterin des Fastnachtmuseums hat sie die Einrichtung in der Luitpoldstraße maßgeblich geprägt. Jetzt sucht sie eine neue berufliche Herausforderung in München.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Tag in Kitzingen erinnern?

Sandner: Ich kann mich vor allem an meine Zweifel erinnern, ob ich die Richtige für diese Arbeit wäre. 2012 wurde die Neukonzeption für das Museum ausgeschrieben und eine Ausstellungs-Agentur damit beauftragt. Neue Mitarbeiter wurden benötigt und ich wurde gefragt. Bis dahin hatte ich allerdings überhaupt keinen Bezug zum Karneval. Ich war eher so etwas wie ein Faschingsmuffel.

Das hat sich geändert?

Sandner: Klar. Ich habe über all die Jahre so viele Menschen kennengelernt, die sich mit viel Herzblut und Engagement diesem Kulturgut verschrieben haben. Das hat mich immer wieder aufs Neue beeindruckt.

Sie sind auch nach der Neukonzeption im Fastnachtmuseum geblieben.

Sandner: Ja, erst als wissenschaftliche Mitarbeiterin und ab 2014 als Leiterin.

Ein großer Schritt?

Sandner: Ich war mit 28 Jahren relativ jung für so eine Stelle, kannte aber die handelnden Personen. Das hat mir geholfen.

Warum haben Sie sich für diese Arbeit entschieden?

Sandner: Weil ich das Konzept super spannend fand. Eine Sammlung, die seit den 60er- Jahren gewachsen ist, in einem neuen Museum zu präsentieren – das ist schon etwas Besonderes.

Zumal der Bestand weiter gewachsen ist.

Sandner: Ja, auch dieser Teil der Arbeit war natürlich schön. Neue Schenkungen und Ankäufe zu sichten und so immer wieder Sonderausstellungen zu konzipieren.

Mussten Sie auch Angebote ablehnen?

Sandner: Immer wieder, das fällt natürlich nicht leicht. Aber wir haben mittlerweile einen Annahmestopp für Orden, weil wir schon Zehntausende in unserem Depot haben. Auch Trachten oder andere „sammlungsferne“ Objekte lehnen wir ab. Wir sind ein Museum für Fasching, Fastnacht und Karneval.

Welchen Schwerpunkt haben Sie in Ihre Arbeit gelegt?

Sandner: Am Wichtigsten war und ist immer das operative Geschäft. Wir haben ganzjährig Besuchergruppen und die müssen optimal betreut werden. Also brauchen wir eine gute Betreuung, aktive Gästeführer und natürlich eine abwechslungsreiche Ausstellung.

All das war 2012 nicht vorhanden.

Sandner: Die Schließung des Falterturms war für Kitzingen eine Zäsur. Danach haben wir quasi bei Null angefangen. Aber das war auch eine Chance für mich. Ich bin mit dem Museum gewachsen und kann heute sagen, dass ich mich in Kitzingen maßgeblich fachlich und menschlich weiter entwickelt habe. Jetzt ist es irgendwie auch fair, dass ich gehe.

Fair?

Sandner: Sagen wir so: Ich gehe mit einem guten Gewissen. Meine Nachfolge kann auf gewachsene Strukturen aufbauen und einen eigenen Stil entwickeln. Ich bin 34 Jahre jung. Da macht ein beruflicher Wechsel schon noch Sinn.

Wo werden Sie künftig arbeiten?

Sandner: Als Referentin im Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Der hat mehr as 8000 Mitglieder. Ich werde dort unter anderem für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich sein.

Werden Sie Kitzingen vermissen?

Sandner: Sicher. Ich habe hier so viele interessante und liebenswerte Menschen kennengelernt, ich hatte immer Rückendeckung vom Vorstand, mir sind auch die Stadt und die Region ans Herz gewachsen. Das war eine sehr lehrreiche Zeit hier.

Was haben Sie vor allem gelernt?

Sandner: Spontan und flexibel zu sein. Immer wieder hieß es: „Achtung, der BR kommt in fünf Minuten, gib' doch schnell mal ein Interview“. Natürlich war ich auch die Ansprechpartnerin, wenn die Heizung ausgefallen ist oder kein Papier mehr im Drucker war. Und bei Tagungen saß ich schon mal mit 300 Karnevalisten in einem Raum. Danach kann einen nichts mehr aus der Ruhe bringen (lacht).

Ist Kitzingen ein guter Standort für kulturelle Einrichtungen?

Sandner: Es gibt hier so viele Initiativen und Angebote. Kitzingen hat kulturell ein sehr großes Potenzial. Die Visionen von Seiten der Stadt haben halt in den letzten Jahren gefehlt.

Haben die Kitzinger das Fastnachtmuseum angenommen?

Sandner: Wir zählen rund 6000 Besucher im Jahr, es ist also noch Luft nach oben. Die wenigsten davon kommen aus Kitzingen und unmittelbarer Umgebung. Natürlich wäre es schön, wenn sich das in Zukunft ändern würde.

Darum wird sich Ihre Nachfolge kümmern. Steht die schon fest?

Sandner: Die Bewerbungsgespräche laufen, ich bin sicher, dass wir eine sehr gute Nachfolge finden werden.

Dem oder der Sie was wünschen?

Sandner: Dass es so gut weiter geht wie bisher – eventuell noch besser.