Supernova in unserer Galaxie? Beteigeuze könnte bald explodieren

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Wird Beteigeuze endlich zur Supernova? Spektakuläre Explosion könnte "bald" bevorstehen
Der Stern Beteigeuze liegt im Sternbild Orion und ist an seiner rötlichen Verfärbung zu erkennen.
Wird Beteigeuze endlich zur Supernova? Spektakuläre Explosion könnte "bald" bevorstehen
sl1990/Pixabay.com

Beteigeuze ist mit seinem roten Leuchten einer der markantesten Sterne am Nachthimmel. Irgendwann wird er explodieren - vielleicht schon früher als gedacht. Was eine Supernova in unsere Galaxie für die Menschheit bedeuten würde.

Der Stern Beteigeuze sorgt erneut für Aufsehen unter Forschenden. Der Rote Riese hat erneut seine Helligkeit verändert. Anders als vor etwa vier Jahren hat sich der Stern nicht verdunkelt, sondern ist deutlich heller geworden. Wie das Magazin "Scientific American" berichtet, leuchtete er in den vergangenen Monaten mehr als 50 Prozent heller als sonst. Doch was ist daran so besonders?

Beteigeuze ist einer der hellsten Sterne an unserem Nachthimmel und Teil des Sternbilds Orion. Bereits die Verdunkelung vor einigen Jahren hatte bei Fachleuten Spekulationen ausgelöst, das Ende von Beteigeuze könnte bevorstehen. Das bedeutet: eine Supernova in unserer eigenen Galaxie. Laut Studien explodieren etwa zwei bis drei massereiche Sterne in einer Galaxie pro Jahrhundert. Die Milchstraße sei damit längst überfällig, meint auch der Astrophysiker Andreas Müller im Format "Urknall, Weltall und das Leben". Es gab zwar einige kleinere Explosionen, doch die letzte Supernova, die man mit bloßem Auge sehen konnte, war "Keplers Supernova" im Jahr 1604.

Supernova in unserer Galaxie: Steht Beteigeuze kurz vor der Explosion? 

Daher beschäftigen sich viele Forschende mit Berechnungen, wann Beteigeuze nun endlich zur Supernova wird. Jegliche Veränderungen sind dabei besonders interessant, wie die Verdunkelung 2019/2020. Inzwischen vermuten Fachleute jedoch eine Staubwolke als Ursache dafür und keinen Vorboten einer Explosion. 

Jetzt, da der Rote Riese heller leuchtet, könnte es aber möglicherweise so weit sein. "Wir wissen, dass Beteigeuze bald explodieren wird, aber 'bald' ist irgendwann in den nächsten 10.000 bis 100.000 Jahren", sagte Jared Goldberg, Astrophysiker am Flatiron Institute in New York, im Gespräch mit "Scientific American". Eine neue Modellrechnung des Forschungsteams um Hideyuki Saio von der Tohoku Universität in Japan geht von einer deutlich kürzeren Zeitspanne aus. Die Studie wurde beim Fachmagazin "The Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" eingereicht, bislang aber nicht veröffentlicht.

Fachleute sind sich einig, dass Beteigeuze pulsiert. Der Radius des Sterns wird also in bestimmten Zeitabständen größer und kleiner, "was sich auch in der Helligkeit von Beteigeuze widerspiegelt", erklärt Müller. Saio und sein Team bringen dieses Pulsieren mit den chemischen Prozessen im Inneren des Sterns in Verbindung, insbesondere dem "Kohlenstoffbrennen". Dabei fusioniert der Kohlenstoff zu anderen Elementen wie Sauerstoff oder Magnesium. Die Energie, die dabei freigesetzt wird, soll das Pulsieren auslösen. Das Kohlenstoffbrennen gilt zudem als der letzte Fusionsprozess im Inneren eines Sterns, der bis zur Oberfläche dringt. Ist der Kohlenstoff aufgebraucht, kühlt der Kern ab und der Stern fällt früher oder später zusammen und explodiert. 

Neue Studie zu Beteigeuze: Stern im Orion könnte schon bald explodieren

Laut der neuen Modellrechnung soll das Kohlenstoffbrennen schon etwa zehn Jahre vor dem Kollaps der Beteigeuze enden. "Dann müssen wir sagen: Beteigeuze steht kurz vor der Explosion", so Müller. Die Forschungsergebnisse von Saio sind aber nicht ohne Kritik. Ob die Forschenden mit ihrer Interpretation recht haben, werde sich erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zeigen, betont Müller. 

Und selbst wenn Beteigeuze in den nächsten zehn Jahren explodiert - wir werden es erst rund 650 Jahre später erfahren. Durch die Entfernung des Roten Riesen dauert es so lange, bis uns die Lichtstrahlen aus der Explosion erreichen. Diese werden aber nicht zu übersehen sein. "Was wir sehen würde ist, dass Beteigeuze richtig hell wird - so in etwa 10.000, 100.000 Mal heller als sonst - und das innerhalb einer Woche", so Goldberg. Auch Müller spricht von einer Helligkeit, die mit dem Mond oder der Venus vergleichbar wäre. "Wenn also das Sternbild Orion am Himmel aufgehen wird, haben wir eine wahnsinnig helle, störende Lichtquelle", sagt Müller. Das werde viele Beobachtungen in der Astronomie stören, sowohl von Amateuren als auch Profis. Die Helligkeit klinge zwar mit der Zeit ab, aber das werde "einige Wochen und Monate" dauern.

Die Supernova in der Milchstraße wäre gleichzeitig natürlich auch eine große Chance für die Forschung. Besonders für die Erforschung von Gravitationswellen erhoffen sich die Fachleute wichtige Erkenntnisse. Eine Gefahr für die Erde stellt die Explosion von Beteigeuze übrigens nicht dar, dafür sind wir zu weit entfernt. Der energiereiche Strahlungsblitz, den die Supernova auslöst, wird erst bei einer Entfernung von 60 Lichtjahren oder weniger kritisch. Das geht aus einer Studie der US-amerikanischen Forscher Brian Thomas und Alexander Yelland hervor, die 2023 im Fachblatt "The Astrophysical Journal" veröffentlicht wurde. Wir können das Naturschauspiel somit beruhigt genießen - oder besser gesagt: unsere Nachfahren.