Forschende aus den USA haben in einer Studie herausgefunden, dass medizinisches Marihuana fast keinen Effekt auf Schmerz- oder Angstzustände hat.
Durch die weltweiten Lockerungen im Konsum und Gebrauch von Cannabis beschäftigen sich immer mehr Forscherinnen und Forscher mit dem Thema "Medizinisches Marihuana". Eine jüngste US-Amerikanische Studie, die im Jameda Network Open publiziert wurde, kam zu dem Ergebnis: Cannabis hat keinen signifikanten Effekt auf Schmerzen, Angst oder Depressionen.
Stattdessen bestehe die Möglichkeit, dass Konsumentinnen und Konsumenten von medizinischem Cannabis eine sogenannte "Cannabis-Gebrauchsstörung" (CUD) entwickeln, also eine Abhängigkeit. Entstanden war die Studie, da die Forscherinnen und Forscher "die Risiken und Vorteile" von medizinischem Marihuana als "weitgehend unerforscht" einstuften.
Medizinisches Cannabis ohne Wirkung bei Schmerzen oder Angstzuständen
Ziel der Studie war laut den Forschenden herauszufinden, ob sich durch eine sogenannte "Medical-Marihuana-Card" (MMC) Symptome der Cannabiskonsumstörung bei Erwachsenen zeigen, deren Hauptbeschwerden Schmerzen, Schlaflosigkeit, Angstzustände oder depressive Symptome sind. Mit einer MMC ist es gestattet, selbst Cannabis zu medizinischen Zwecken zu besitzen und sogar anzubauen. Eine MMC kann in den USA nur von einem Facharzt erworben werden. Laut dem Massachusetts General Hospitals (MGH) in Boston unterliege die Industrie für medizinisches Cannabis in den USA nicht "regulatorischen Standards". Das unterscheidet sie deutlich von der Handhabung in Deutschland.
Für die Studie beobachteten die Forschenden vom 1. Juli 2017 bis zum 31. Juli 2020 im Großraum Boston 186 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 18 bis 65 Jahren, die unter Schmerzen, Schlaflosigkeit, Angst oder depressiven Symptomen litten. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen entweder sofort, oder mit Verzögerung in Besitz einer sogenannten Medical Marihuana Card.
Im Rahmen der Untersuchung zeigte sich, dass bei Studienteilnehmenden "der sofortige Erwerb eines medizinischen Marihuana-Ausweises die Inzidenz und Schwere der Cannabiskonsumstörung (CUD)" erhöhte. Dieselbe Testgruppe erklärte in der Selbstwahrnehmung zudem, dass sie "keine signifikanten Veränderungen der Schmerzintensität, der Angst- oder der depressiven Symptome" bemerkt hätten. Allerdings gaben sie an, nicht mehr so stark an Schlaflosigkeit zu leiden. Zudem, so die Forschenden in der Studie, habe sich gezeigt, dass Probanden mit einer Angststörung oder depressiven Symptomen anfälliger für eine CUD waren.
Wissenschaftler*innen konnten "keinen wesentlichen Nutzen" feststellen
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schreiben dazu: "Obwohl Schmerzen, Angstzustände und depressive Symptome die am häufigsten genannten Gründe für die Verwendung von Cannabinoiden sind, konnten wir keinen wesentlichen Nutzen einer ‚Medical Marihuana Card‘ für eines der Symptome feststellen." In der Studie stellten die Expertinnen und Experten zudem fest, dass der Besitz einer "Medical-Marihuana-Card" positive Auswirkungen auf das psychische Befinden und das Stressempfinden haben könnte.
Doch die Expertinnen und Experten machten auch eine Einschränkung: Man bewerte ausschließlich die Risiken und Vorteile des Besitzes einer "Medical Marihuana Card" bei Teilnehmern, die aus einer Vielzahl von Cannabisprodukten in selbst dosierten Mengen auswählen und von Ärzten der Region bei der Auswahl unterstützt wurden. "Daher können wir uns nicht zu den pharmakologischen Wirkungen und Risiken oder dem Nutzen bestimmter Cannabinoide in bestimmten Dosierungen für die von uns untersuchten gesundheitlichen Probleme äußern", heißt es.