Eine Studie zum Thema Gerechtigkeit aus den USA fördert in einem Experiment erstaunliches zutage: Deutliche soziale Unterschiede werden zumeist als besser empfunden, als die Gleichstellung aller.
- Was in der Studie untersucht wurde
- Ist Gleichbehandlung tatsächlich auch gerecht?
- Was bedeutet für dich selbst, gerecht zu handeln?
- Was die Hintergründe zu diesem Ergebnis sind
Was ist Gerechtigkeit und was ist Gleichheit? Wo liegt der Unterschied? Sind wir gerechter, wenn wir mehr haben als andere - oder wollen wir eher unseren eigenen Wohlstand sichern, bevor wir beginnen, gerecht zu verteilen? Verteilen wir gerechter, wenn wir selbst nichts haben? Oder verteilen wir gerechter, wenn alle gleich sind? Diese Fragen wurden in einer US-Studie hinterfragt. Das Ergebnis überrascht. Wie würdest du entscheiden?
Gleichheit und Gerechtigkeit: Meint das wirklich dasselbe?
In einer recht neuen Studie aus den USA ging es vor allem um die Frage, ob Menschen daran interessiert sind, andere Menschen gleichzubehandeln, sowie einen Zustand von Gleichheit herbeizuführen. Dabei handelt es sich um ein reines Gedankenexperiment, bei dem Menschen verschiedene soziale Stellungen einnahmen und dann bestimmte Szenarien durchspielten.
Zum Beispiel gehörten sie einer Gruppe relativ reicher Menschen an und durften dann wählen, ob sie selbst nur etwas mehr Geld bekommen und dafür eine ärmere Vergleichsgruppe sogar deutlich mehr erhalten sollte, sodass im Endeffekt beide Gruppen gleich viel hatten. Alternativ konnten sie sich für ein zweites Szenario entscheiden, in dem sie wieder der reicheren Gruppe angehörten, ihnen aber sogar etwas Geld abgezogen wurde, währenddessen die ohnehin ärmere Gruppe deutlich höhere Abzüge erhielt, das Ungleichgewicht also größer wurde.
Im Ergebnis zog es die überwiegende Zahl der ohnehin bessergestellten Teilnehmer*innen vor, das finanzielle Ungleichgewicht zu befördern und nicht einen Zustand sozialer Gleichheit anzustreben. Bemerkenswert ist dabei, dass, wenn die Teilnehmenden einer ganz bestimmten sozialen Gruppe angehörten, sie zumindest in diesem Umfeld ein Höchstmaß an Gleichheit von allen Gruppenzugehörigen anstrebten.
Kann man Gleichheit und Gerechtigkeit gleichsetzen?
Diesem Ergebnis stehen jedoch Umfragen entgegen, deren Ergebnis zeigt, dass viele Amerikaner und Amerikanerinnen sehr wohl meinen, man müsse Schritte zu mehr Gleichbehandlung unternehmen. In der Originalstudie geht es dabei primär um den Erhalt des sozialen Status und der Frage nach Gleichbehandlung. In Deutschland wurden diese Erkenntnisse in einer anderen Sichtweise mit dem Thema Gerechtigkeit verknüpft und gefragt, was uns denn abhalten würde, gerecht zu sein.
Damit werden Gleichheit und Gerechtigkeit gleichgesetzt, was jedoch mehr als fragwürdig ist. Der Gerechtigkeitsbegriff hat sich seit der Antike bis heute mehrfach gewandelt. Und das ist auch gut so, denn zu Zeiten des Philosophen Aristoteles (384-322 v.Chr.) zum Beispiel, waren Frauen und Sklaven von solcherart moralischen Fragen ohnehin ausgeschlossen. In der heutigen Zeit jedoch steht Gerechtigkeit vor allem für eine Gleichbehandlung bei ansonsten gleichen Bedingungen.