Es klingt wie ein Science-Fiction-Film, ist aber tatsächlich eine echte NASA-Mission. Die US-Bundesbehörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft hat absichtlich eine Raumsonde in ein Asteroidensystem gesteuert, um zu testen, ob im Ernstfall eine Abwehr gelingen würde. Der Crash hat geklappt - die Forschungsarbeit fängt jetzt erst an.
"Einschlag erfolgreich!" - Das twitterte die US-Raumfahrtbehörde NASA am Dienstag (27. September 2022) um 1.19 Uhr deutscher Zeit. Man könne im Stream mitverfolgen, wie eine "automatengroße Raumsonde" mit einem Asteroiden "in der Größe eines Fußballstadions" kollidiert. Für die Erde würde das Ganze "keine Gefahr darstellen". Was nach Hollywood klingt, war eine echte Mission der NASA. Aber was hat es mit der sogenannten "DART"-Mission auf sich?
"DART" steht für "Double Asteroid Redirection Test", also "Doppelter Asteroiden-Umleitungstest". Entwickelt und geleitet wurde der Test vom Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University, wie die NASA in einem Factsheet schreibt. Bei dem Test sollte eine Sonde in einem "kinetischem Aufprall" mit einem "binären Asteroidensystem" kollidieren. Dieses System besteht aus dem Asteroiden "Didymos" (griechisch für "Zwilling") mit einem Durchmesser von etwa 0,8 Kilometern und seinem kleineren Begleiter namens "Dimorphos" (griechisch für "zwei Formen") mit einem Durchmesser von etwa 162 Metern.
NASA-Raumfahrzeug prallt mit Asteroiden zusammen: "Neue Ära der Menschheit"
Die Raumsonde ist übrigens schon am 24. November 2021 im US-Bundesstaat Kalifornien gestartet. Der Plan war, dass das Raumfahrzeug mit etwa 23.000 Stundenkilometern auf den kleineren Körper trifft. Dadurch sollte die Umlaufbahn des größeren Asteroiden Didymos verändert werden. Gelingt dies, wäre das laut NASA "ein entscheidender Schritt, um unseren Planeten vor einem potenziell gefährlichen Einschlag zu schützen."
Und tatsächlich ist die DART-Sonde nach zehnmonatigem Flug erfolgreich auf den Asteroiden Dimorphos eingeschlagen. Das berichtet die NASA auf ihrer Webseite. Es sei "die weltweit erste Demonstration einer Technologie zur Planetenverteidigung."
Die Mission habe Geschichte geschrieben, sagte NASA-Managerin Lori Glaze nach Angaben der Deutschen Presseagentur (dpa): "Wir brechen jetzt in eine neue Ära der Menschheit auf, in der wir die Möglichkeit haben könnten, uns gegen den Einschlag eines Asteroiden zu schützen." Auf den von der Kamera der Sonde zur Erde übertragenen Bildern wurde der Asteroid Dimorphos erst rund eine Stunde vor dem Einschlag als heller Punkt sichtbar, wurde dann immer größer und war schließlich mit Oberflächendetails und Schattierungen zu sehen - bis die Kamera beim Einschlag zerstört wurde und das Bild eine rote Störung anzeigte.
Internationale Bedeutsamkeit: "Nur durch Kooperation können wir den Lerneffekt maximieren"
Im Kontrollzentrum der NASA brach daraufhin in Jubel aus, das Team klatschte und umarmte sich gegenseitig. Bis kurz vor Aufprall war nicht ganz sicher gewesen, ob die mit einer Geschwindigkeit von rund 6,6 Kilometern pro Sekunde fliegende Sonde, die die letzten Minuten im Autopilot unterwegs war, den Asteroiden auch wirklich treffen würde.
Der Physiker Ralph Semmel von der Johns-Hopkins-Universität betonte Berichten der Tagesschau zufolge die Bedeutung des Projekts in der Live-Übertragung: "Ich war schon an vielen Raumfahrtprojekten und -erfolgen beteiligt. Aber dies ist eine noch nie dagewesene Mission." Die wissenschaftliche Koordinatorin der "DART"-Mission Nancy Chabot verweise außerdem mit Blick auf China, Russland und die Europäische Union auf die internationale Wichtigkeit: "Planetare Verteidigung ist ein wirklich internationales Thema."