Corona: Wer bezahlt eigentlich den PCR Test?

4 Min
CC0 / Pixabay / Elchinator

Ein negativer PCR-Tests ist der ‚Befreier‘, um aus der Quarantäne schnellstmöglich herauszukommen. Weil die aber deutlich teurer (Kosten zwischen 60 und 200 Euro) sind als Selbsttests, ist die Frage, wer bezahlt eigentlich den PCR-Test?

  • Rapide steigende Nachfrage nach PCR-Tests
  • Was kostet ein PCR-Test?
  • Die Krankenkasse zahlt, wenn...
  • "Infektionsschutz darf keine Frage des Einkommens sein"
  • Mit den Ressourcen effizient umgehen

Es gibt einen großen Run auf die Corona-Testzentren, ganz besonders in den Metropolstädten. Viele wollen Sicherheit und deshalb einen PCR-Test. Oft zahlt die Krankenkasse, andere müssen tief in die eigene Tasche greifen. Dabei ist die Schallgrenze bei den Laboren bald erreicht.

Steigende Nachfrage nach PCR-Tests

Die Nachfrage nach kostenfreien PCR-Tests hat beispielsweise in Berlin (einer der Hotspots) in den letzten Tagen massiv zugenommen. "Dem Senat ist bewusst, dass es derzeit zu langen Schlangen und Wartezeiten vor den senatseigenen Testzentren kommt", sagte eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung.

Vor dem Testzentrum in Berlin-Neukölln bilden sich immer wieder 200 Meter langen Schlangen. Eine Mitarbeiterin des Testzentrums schätzte die Wartezeit für einen PCR-Test auf mindestens zwei Stunden. "Das ist kein guter Zustand", sagte die Sprecherin. Das Personal reicht nicht ansatzweise aus, um den Bedarf an Schnelltests und an PCR-Tests zu decken", sagte ein Sprecher der Bezirksverwaltung Neukölln. Auch in anderen großen Städten ist die Lage angespannt. Nach dem jüngsten Beschluss der Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung ist klar, dass ein negativer PCR-Test der ‚Befreier‘ ist, um aus der Quarantäne schnellstmöglich herauszukommen (Stichwort Freitestung). Insgesamt beträgt die Kapazität der Labore demnach 2,4 Millionen Tests pro Woche. Aktuelle Schätzungen gehen aktuell die Nachfrage bei knapp zwei Millionen, Tendenz steigend.

Einer der großen Anbieter von PCR-Tests ist Bioscientia - Institut für Medizinische Diagnostik - mit mehr als 2.500 Mitarbeiter an 19 Standorten. Unternehmenssprecher Hendrik Borucki blickt voller Sorgen auf die kommenden Wochen: "Verglichen mit vor einem Jahr haben wir unsere Testkapazitäten verdoppelt. Doch wenn man wie gerade England trotz Omikron auf fast alle Maßnahmen verzichtet, kommt jede Kapazität an ihre Grenzen", sagte Borucki ZDFheute.

Was kostet ein PCR-Test?

Die Kosten für einen PCR-Test sind nicht einheitlich und schwanken. Üblicherweise liegen sie zwischen 40 und 200 Euro.

Die Höhe des Preises hängt davon ab, wie schnell das Testergebnis vorliegen soll. Wer also einen Tag vor dem Winterurlaub einen PCR-Test macht und schnell ein Ergebnis braucht, muss tiefer in die Tasche greifen.

Die Preise für PCR-Test an Flughäfen können auch über der üblichen Spanne liegen. Ein selbst gewünschter PCR-Test geht immer auf eigene Rechnung.

Die Krankenkasse zahlt, wenn ...

Die Krankenkasse springt dann ein, wenn der behandelnde Arzt aufgrund eines Verdachts auf eine Corona-Infektion einen PCR-Test für notwendig hält. Das gilt auch dann, wenn das Gesundheitsamt einen PCR-Test anordnet. Wer eine rote Warnung auf seiner Corona-App erhält, hat ebenfalls Anspruch auf einen kostenlosen PCR- oder Antigentest in einem öffentlichen Testzentrum.

Grundsätzlich können positive Antigen-Schnelltests und positive Selbsttests nur mit einem negativen PCR-Test aufgehoben werden. Wer also einen positiven Antigen- oder Selbsttest hat, bekommt einen kostenlosen PCR-Test. Neben diesen Fällen haben laut Bundesgesundheitsministerium (BGM) zudem folgende asymptomatische Personen nach der Coronavirus-Testverordnung (TestV) grundsätzlich Anspruch auf eine kostenlose PCR-Testung:

  • Kontaktpersonen von Menschenbei denen durch einen Arzt oder den öffentlichen Gesundheitsdienst eine Corona-Infektion festgestellt ist.
  • Wenn in einer Einrichtung des Gesundheitswesens oder einer vergleichbaren Einrichtung außerhalb der regulären Krankenversorgung eine mit Corona infizierte Person festgestellt wurde.
  • Personen, die sich in den letzten 14 Tagen in den betroffenen Bereichen der Einrichtung aufgehalten haben.
  • Personen, die in einer Einrichtung des Gesundheitswesens oder in einem vergleichbar vulnerablen Bereich behandelt oder untergebracht werden sollen, und es die jeweilige Einrichtung oder der öffentliche Gesundheitsdienst verlangen.

"Infektionsschutz darf keine Frage des Einkommens sein"

Trotz Zweifeln an der Verlässlichkeit der Corona-Schnelltests will die Bundesregierung an kostenpflichtigen PCR-Tests festhalten. Auch ein Ausbau der PCR-Testkapazitäten ist nicht geplant, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums. Ob diese Ansage angesichts der Omikron-Entwicklung lange Bestand hat, wird sich zeigen.

Die Omikron-Variante führt in Deutschland wie erwartet zu einem weiteren sprunghaften Anstieg der Infektionszahlen und damit auch der Testzahlen. In der ersten Woche des neuen Jahres wurden bei den fachärztlichen Laboren in Deutschland rund 56 Prozent mehr Tests angefordert als noch in der Silvesterwoche. Insgesamt 1.400.039 Tests durchgeführt (Silvesterwoche 897.803). Die Anzahl der positiven stieg auf 327.911 (Vorwoche 196.528). Das entspricht einem Zuwachs von mehr als 67 Prozent gegenüber der letzten Woche. Die Positivrate stieg damit auf 23,4 Prozent (Vorwoche 21,9 Prozent). "Dieser explosionsartige Anstieg ist vor allem bedingt durch die sehr dynamische Ausbreitung der Omikron-Variante", so Michael Müller, Vorsitzender der akkreditierten Labore in der Medizin. Für die laufende Woche wurde von den Laboren eine Kapazität von rund 2,28 Millionen Tests ermittelt.

2.4 Millionen Test sind nach Verbandsangaben derzeit möglich.Die Opposition jedenfalls kritisiert die Bundesregierung wegen des Festhaltens an der bisherigen Teststrategie. Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, sagte dem Tagesspiegel: "PCR-Tests müssen für einen deutlich größeren Personenkreis verfügbar werden – gratis und unbürokratisch." Die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Susanne Ferschl, forderte einen „Pandemie-Zuschlag“ für Menschen in Hartz IV. „Ansonsten bleibt die eigene gesundheitliche Sicherheit und die der Menschen um einen herum vom Geldbeutel abhängig“, sagte Ferschl. „Der Infektionsschutz darf aber keine Frage des Einkommens sein.“

Mit den Ressourcen effizient umgehen

Das von Karl Lauterbach (SPD) geführte Bundesgesundheitsministerium (BGM) weist darauf hin, dass es auch an geschultem Personal fehlt, und die PCR-Teststrategie zu ändern. Das Ministerium prüft, nach Angaben eines Sprechers, derzeit "andere Optionen". Ein Weg könnte sein, bei bestimmten Personen ganz auf PCR-Tests im Labor zu verzichten. "Bei sehr hohen Fallzahlen wird man gegebenenfalls dazu übergehen müssen, eine Diagnose rein symptom- beziehungsweise antigenschnelltestbasiert zu stellen, also auf eine PCR-Diagnostik bei bestimmten Personengruppen verzichten", hieß es aus dem Ministerium.

Auch Laborverbände denken in diese Richtung. "Wir sollten mit den Ressourcen effizient umgehen", sagt Müller. "Wenn ein Mitglied einer Familie nachweislich mit Omikron infiziert sei, müsse demnächst vielleicht nicht mehr jedes andere Familienmitglied getestet werden, das auch Anzeichen einer Infektion zeige." Und wenn die neue Variante Omikron erst überall vorherrsche, sei es auch nicht mehr dringend geboten, zusätzliche Tests zu machen, um das Virus zu sequenzieren, also auf seinen genauen Typ hin zu untersuchen.

Insgesamt ist Müller aber optimistisch: "Die Belastung in den Laboren ist zwar erheblich, aber ich sehe keinen Grund für zu große Sorgen." Vielmehr komme es bei zunehmendem Testgeschehen und begrenzten Testkapazitäten darauf an, die nationale Strategie wieder stärker in den Fokus zu nehmen und tatsächlich umzusetzen. "Die Labore haben schon mehrere Male solche Situationen gemeistert und sind gut vorbereitet", so Müller.