Antizionismus und Antisemitismus, was ist der Unterschied? Was bedeuten diese Begriffe und welche Ursachen haben sie? Welche geschichtliche Bedeutung liegt ihnen zugrunde?
Zion, das ist der Berg in Jerusalem, auf dem der Tempel Jahwes stand. Es bedeutet auch im weitesten Sinne "die im Herzen Reinen" (LuB 97:21). Doch was ist Antizionismus? Wie ist er entstanden und wodurch unterscheidet er sich vom Antisemitismus? Beides sind Begrifflichkeiten, die sich gegen Israel und Juden richten. Die Ursachen liegen alle weit in der Vergangenheit und sind doch aktueller denn je.
Der Zionismus und die Gründung Israels
Zionismus ist ein Sammelbegriff für verschiedene Interpretationen und Ideale. Doch haben sie eines gemeinsam: Sie sehen den Staat Israel für die Juden als Ort, wo ihre Flucht vor dem Antisemitismus endet und sie sich selbst verwirklichen können. Laut den Zionisten ist das Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordanien das Heimatland der Juden und ihr Ziel ist es, alle Juden und Jüdinnen nach Israel in die Heimat zurückzuführen. Der politische Zionismus wurde von Theodor Herzl begründet. Die Zionismusbewegung entstand hauptsächlich, weil die Emanzipation der Juden vielerorts fehlschlug und sie durch Antisemitismus bedroht waren.
Der Name "Zion" stammt aus dem Alten Testament und beschreibt einen Hügel in Jerusalem, später wurde er für Jerusalem benutzt. Die Juden haben eine enge emotionale Bindung zu Israel, diese beginnt laut der jüdischen Auffassung in der Bibel. Es heißt dort, dass Gott das Land Israel Abraham und seinen Nachkommen verheißen habe. Historisch lässt sich eine Verbindung zwischen Juden und Israel bis ins 6. Jahrhundert vor Christus bis zur Zeit des babylonischen Exils zurückverfolgen. In der Diaspora hatten die Juden immer den Wunsch, in ihre Heimat Israel zurückzukehren. 597 vor Christus eroberten die Babylonier das Königreich Judäa, das heutige Israel, und vertrieben die israelische Oberschicht, die sich im heutigen Irak und Syrien ansiedelte. Erst 539 vor Christus konnten die Menschen zurückkehren, doch fühlten sie sich wie Knechte behandelt. Nach der amerikanischen Unabhängigkeit und der Französischen Revolution wurden Juden erstmals als Staatsbürger in den Heimatstaaten akzeptiert.
Diese sogenannte "Emanzipation" fand nach dem Grundsatz der Französischen Revolution statt, den Graf Clermont-Tonnere 1789 verfasste. "Den Juden als Nation muss alles verweigert, den Juden als Menschen alles gewährt werden", sagte er in einer Rede vor der Nationalversammlung. Das bedeutete, dass sie sich von dem Gedanken, sich als kollektive Nation zu sehen, verabschieden sollten und sich auf religiöser Ebene neu definieren und den Rückkehrwillen nach Israel ablegen sollten. Viele Juden akzeptierten dies, sie gliederten sich ein und bewahrten das Judentum als Glauben. Im Osten Europas hingegen sah es anders aus. Dort wurden die Juden nicht als Staatsbürger integriert, behielten ihre eigene Sprache und Kultur, unterschieden sich damit deutlich von den anderen Einwohnern. Dies führte allerdings auch dazu, dass sie oft in Armut lebten. Auch Hetze und Verfolgung nahmen im Verlauf zu. Richard Wagner äußerte sich 1850 gegen das Judentum in der Musik, Karl Marx identifizierte die Juden als Kapitalisten, in Russland beschuldigte man die Juden der Ermordung Zar Alexanders II. 1881, worauf eine Pogromwelle folgte.
Der politische Zionismus
Der Zionismus hatte auch Fürsprecher und Unterstützer. Nach der Pogromwelle 1881 folgte ein politischer Aufschwung der Idee eines Judenstaates. Leon Pinsker erklärte 1881 die Emanzipation für gescheitert und forderte eine eigene Nation der Juden. Der Orthodoxe Rabbiner Zwi Hirsch Kalischer begründete mit seiner Schrift "Drischat Zion" den religiösen und den Arbeitszionismus. Er schrieb, dass die Erlösung der Juden und ihre Rückkehr nach Israel nur durch Eigeninitiative und Selbsthilfe erreicht werden könne. Doch den größten Erfolg hatte der politische Zionismus, als dessen Begründer der Redakteur der Wiener "Neuen Freien Presse", Theodor Herzl, gilt. Er erkannte, dass Juden, allen Integrationsbemühungen zum Trotz, immer noch als Fremde angesehen wurden.
Er entwarf in Büchern und Artikeln das Konzept eines jüdischen Staates, in dem Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, Juden, Arabern und Angehörigen anderer Ethnien bestehen sollte. Die jüdische Religion spielte in seinem Konzept eine wichtige, aber keine führende Rolle für den zu gründenden Staat. Im Jahr 1897 organisierte Herzl den ersten zionistischen Kongress, bei dem Delegierte aus ganz Europa anreisten. Dort wurde auch darüber diskutiert, ob der jüdische Staat in einem anderen Land als Palästina errichtet werden könne. Die meistdiskutierten Vorschläge waren Argentinien und Uganda.