Wer Bio-Bananen kauft "scheint Geld zu scheißen": Influencer provoziert mit Aussage - was ist dran?

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In Zeiten hoher Lebensmittelpreise kann sich nicht jeder Bio-Produkte leisten. Aus Sicht des Fitness-Experten und Influencers Christian Wolf ist das auch gar nicht nötig. Was ist von seinen Aussagen zu halten?

Christian Wolf ist Influencer, Autor, Firmeneigentümer, Fitness-Experte - und nach eigener Aussage kein großer Fan von Bio-Obst. Zumindest, wenn man einem aktuellen Beitrag glaubt, den er seinen 1,1 Millionen Followern auf Instagram ausspielte.

Das zentrale Argument: Bio lohnt sich nicht. Da auch "normales" Obst wenig Pestizide enthalte, würde sich der höhere Preis für Bio-Qualität nicht rentieren. Dies gelte insbesondere für Bananen und Avocados: Da man hier die von Pestiziden belastete Schale nicht mitisst, würden sich nur Menschen solches Bio-Obst kaufen, die "Geld scheißen", wie Wolf es ausdrückt. Was ist von seiner Aussage zu halten?

Pestizid-Belastung bei Obst und Gemüse: Unterschiede bei Bio-Produkten?

Tatsächlich hat Wolf an einem Punkt nicht ganz unrecht: Die Pestizidbelastung von Obst und Gemüse sinkt seit Jahren. Strengere gesetzliche Vorgaben, das Verbot bestimmter Chemikalien und veränderte Produktionsmethoden tragen dazu bei, dass auch herkömmlich produziertes Obst und Gemüse weniger stark belastet ist, als vor Jahren und Jahrzehnten. 

Herkömmliches Obst und Gemüse ist aber immer noch häufig durch Pestizide belastet. Zwar liegt die Belastung meist unter den Grenzwerten. Doch nur weil etwas unterhalb eines Grenzwertes liegt, ist es noch nicht unbedenklich. Auch bei Bio-Produkten werden teilweise Pestizide eingesetzt - jedoch sind hierbei nur wenige Pestizide zugelassen. Die Belastung ist bei Bio-Produkten deutlich niedriger: So hatte die Umwelthilfe beispielsweise aufgezeigt, dass herkömmliche Äpfel eine bis zu 200-fache Konzentration von Pestiziden aufwiesen als ihre Bio-Konkurrenten. 

Die Verbraucherzentralen weisen außerdem regelmäßig darauf hin, dass Pestizidrückstände auch mit dem Produktionsort zusammenhängen: Den größten Unterschied gibt es demnach zwischen regional produziertem Bio-Obst und herkömmlich produziertem Obst von außerhalb der EU.  

Argument von Wolf greift viel zu kurz

Der Fitness-Experte Wolf hat es in seinem Beitrag vor allem auf Menschen abgesehen, die Bio-Bananen und Avocados kaufen. "Wenn du einen Freund oder Freundin hast, die tatsächlich Bio-Bananen kauft, dann solltest du sie beglückwünschen. Denn dann scheint sie ziemlich reich zu sein und Geld zu scheißen" gibt Wolf seine Einschätzung zum Besten.

Nun könnte man darauf hinweisen, dass der Besitzer der Firma "More Nutrition" - die zu gepfefferten Preisen Proteinprodukte und "Vitalstoffe" vertreibt - sich über jeden Menschen, der viel Geld für überflüssige Lebensmittel ausgibt, freuen sollte. Doch seine Aussage ist auch insofern interessant, als dass die Verbraucherzentralen darauf hingewiesen haben, dass Bananen zu den am stärksten durch Pestizide belasteten Lebensmitteln gehören. Selbst wenn Pestizide "nur" an der Schale haften würden, wie Wolf sagt, könnten diese durch das Anfassen auch auf andere Oberflächen und so letztendlich doch im Körper landen.  

Den eigentlichen Punkt der gesamten Debatte hat Christian Wolf bei seinem Beitrag aber nicht erkannt: Denn Bio-Produkte kaufen viele Menschen eben nicht allein deswegen, weil sie für einen selbst gesünder sind. Dies zeigen auch Kommentare unter dem Beitrag von Wolf. Eine Userin schreibt dazu: "Das Argument, dass man keine Bio-Bananen kaufen muss, weil man die Schale nicht isst, ist zu kurz gedacht." anschließend zählt sie drei Punkte auf, die Wolf vergisst: Die Umweltbelastung beim Anbau für Insekten, Pflanzen und Tiere, die Belastung für die Landwirte und die Belastung durch die Entsorgung der Bananenschale. "Letztlich geht es bei Bio-Bananen nicht nur um den eigenen Verzehr, sondern auch um nachhaltigen Anbau, Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen. Also ja, das Argument gegen Bio-Bananen ist ziemlich kurzsichtig", so die Userin.

Bedenkt man auch noch weitere Punkte - beispielsweise die Umweltbelastung und Kosten durch den Transport oder den Energieaufwand bei der Produktion außerhalb der Saison - wird die Bilanz von saisonal und regional produzierten Bio-Obst und -Gemüse noch besser. Ob dies höhere Kosten rechtfertigt und ob man sich dies leisten will und kann, muss dann aber natürlich trotzdem jeder Kunde und jede Kundin selbst entscheiden. Wer dann Bananen zu Hause hat - egal ob Bio oder herkömmlich angebaut - sollte übrigens auf den Zeitpunkt achten, wann er oder sie sie isst: Denn laut Ernährungsexperten gibt es einen perfekten Zeitpunkt, um eine Banane zu essen

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