Auf der Verpackung selbst wird mit einer "traditionellen Fütterung ohne Gentechnik" geworben. Was genau mit der traditionellen Fütterung gemeint ist, wird hingegen nicht näher ausgeführt. Es bleibt für dich als Verbraucher*in unklar, ob damit nur Gras und Heu oder auch Soja, Getreide oder beispielsweise Maissilage gemeint sind.
Kritik seitens Greenpeace gegenüber der Weidemilch
BR24 schaute sich als Drittes die "Frische Weide Vollmilch" von der Edeka-Hausmarke an. Auf der Vorderseite der Verpackung kannst du vier Siegel finden. Eines davon ist das Label des Deutschen Tierschutzbundes, ein weiteres das der Initiative Tierwohl für die Premium-Haltungsstufe.
Kleingedruckt kann man auf der Vorderseite lesen, dass die Kühe an mindestens 120 Tagen im Jahr für mindestens 6 Stunden am Tag auf heimischen Wiesen grasen würden. Formulierungen wie diese werden von zahlreichen anderen Herstellern ebenfalls genutzt und stehen immer wieder in der Kritik. Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert, dass es zunächst keine gesetzlichen Vorgaben dazu gäbe, wie lange Kühe auf der Weide stehen müssen. Darüber hinaus gibt es keine gesetzlichen Vorgaben, die sagen, wie groß eine Weide sein muss, damit der Begriff "Weidemilch" verwendet werden darf. Unklar bleibt laut Greenpeace darüber hinaus oft, wie die Unterbringung der Kühe an den restlichen Tagen des Jahres aussieht.
Der letzte Aspekt kann bei der geprüften Edeka-Weidemilch jedoch nachvollzogen werden. Mithilfe eines QR-Codes auf der Verpackung kannst du herausfinden, dass sich der Hersteller der Milch in Nordrhein-Westfalen befindet. Die Kühe des Herstellers stehen auf insgesamt 26 Milchviehbetrieben an der Grenze zu den Niederlanden, wo sie neben der Weide auch einen Laufstall zur freien Bewegung haben.
So steht es um die Alpenmilch
Die vierte Milch im Check ist die "Haltbare Berg und Alpen Milch" von der Molkerei Berchtesgadener Land. Bei der Milch bleibt einerseits unklar, wie genau die Tiere gefüttert werden. Ebenso wenig konnte BR24 herausfinden, wie die Kühe für die Alpenmilch gehalten werden. Wie BR24 ausführt, gibt es im Voralpenland noch einige kleine Betriebe, bei denen die Kühe angebunden gehalten werden. Die Unternehmenssprecherin der Molkerei, Barbara Steiner-Hainz, teilte BR24 mit, dass Milch aus Anbindehaltung seit 2020 nicht mehr in Markenprodukten verarbeitet werden.
Hierzu äußert die Greenpeace Kritik: Es gebe keinerlei gesetzliche Vorgaben für den Begriff "Alpenmilch". Nutzt also ein Hersteller den Begriff "Alpenmilch", gibt dies keine Auskunft über einen Haltungs- oder Qualitätsstandard.
Neben der "Berg und Alpen Milch" gibt es von der Molkerei Berchtesgadener Land noch weitere Produkte, wie die "Bio-Alpenmilch" und die "Frische Bergbauernmilch". Steiner-Hainz erklärt gegenüber BR24, dass die unterschiedlichen Milchsorten in Bezug auf Bewirtschaftungsart und Herkunft unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Die Bio-Milch von den Milch-Betrieben in Österreich ist die Alpenmilch für deutsche Supermärkte, während die konventionelle Milch in Österreich unter dem Namen "Die leichte Muh-Frühstücksmilch" verkauft wird. Bei der Bergbauernmilch gibt es den Unterschied, dass der Hof eines Bergbauern mindestens 700 Meter über dem Meeresspiegel liegen muss.
Weitere wichtige Informationen rund um die Milch und den Markt
Alle vier Milchsorten, die im BR24 Milch-Check genauer unter die Lupe genommen wurden, werben auf der Verpackung damit, dass sie frei von Gentechnik sind. Für dich als Verbraucher*in legt diese Angabe nahe, dass in einer Milch, auf der dies nicht draufsteht, gentechnisch veränderte Organismen enthalten sein könnten. Das Siegel meint allerdings nur, dass die Milch von Kühen kommt, die nicht mit gentechnisch verändertem Mais oder Soja gefüttert werden.
Bei der Landliebe-Milch steht auf dem Siegel sogar explizit, dass sich die Angabe "Ohne Gentechnik" auf die Fütterung bezieht. Grundsätzlich ist es jedoch so, dass fast alle der bayerischen Molkereien ihren Landwirt*innen eine gentechnikfreie Fütterung vorschrieben. Es gibt nur eine Molkerei, welche ihren Milchlieferant*innen erlaubt, die Kühe mit gentechnisch veränderten Pflanzen zu füttern. Diese Molkerei mit zwei Standorten produziert allerdings keine Trinkmilch, sondern beliefert McDonalds und die Schokoladenindustrie mit Milchpulver. Du kannst dir als Verbraucher*in laut dem Milchindustrie-Verband (MIV) sicher sein, dass Erzeugnisse ohne Kennzeichnung ebenso sicher und hochwertig sind wie Bio-Produkte oder "Ohne Gentechnik"-Produkte.
Vor dem bayerischen Landwirtschaftsministerium gab es am 1. Juni einen Protest von Milchbauern. Die Milchmenge auf dem Markt sei zu hoch, sodass die Milchpreise selbst zu niedrig sind. Für die Landwirt*innen bedeutet dies, dass sie um ihre Existenz bangen müssen. Von dem Bund der deutschen Milchviehhalter (BDM) wird deshalb eine befristete Reduzierung der EU-Milchmenge gefordert.
Fazit
Das Angebot auf dem Markt ist für Verbraucher*innen oft unübersichtlich. Es ist für dich als Milch-Käufer*in sicher nicht einfach, die verschiedenen Milchsorten zu unterscheiden. Insgesamt gibt es jedoch keine "schlechte" Milch. Wie BR24 zusammenfasst, ist Milch eines der am besten kontrollierten Lebensmittel in Deutschland. Kaufst du also eine sehr preiswerte Milch ohne jegliche Siegel, sei selbst dies schon ein hochwertiges Produkt ohne Zusatzstoffe.