Was teuer ist, ist mit Sicherheit auch besser. Stimmt das? Muss zum Beispiel ein guter Fernseher gleichzeitig auch teuer sein? Stiftung-Warentest hat Fernseher unter die Lupe genommen.
Darauf sollten Käufer von Fernsehern achten
Größe, Design, Auflösung und Klang
Antenne, Kabel, Satellit oder Breitband
Besondere Funktionen
Preise und Testsieger
In den letzten beiden Jahren erlebten nicht nur Balkon- und Gartenmöbel, kosmetische Produkte und Fitnessgeräte einen Boom, sondern auch Fernseher und elektronische Geräte wurden in Zeiten von Lockdown und Teil-Lockdown vermehrt gekauft. Die Industrie hat bereits seit Jahren das Potenzial neuerer und verbesserter Produkte erkannt und nutzt aktuelle Technologien, um die entsprechenden Geräte zu optimieren und dadurch gewinnbringender zu verkaufen. Auch wenn Fernsehen seit den 90er Jahren als beliebte Freizeitbeschäftigung gilt und sich in fast jedem deutschen Haushalt mindestens ein Fernsehgerät befindet, so kennen sich doch nicht alle TV-Besitzer mit den Produkteigenschaften ihrer Geräte ausreichend aus und werden häufig von Werbeangeboten zum Kauf verleitet. Es wird ein neues Gerät angeschafft, ohne überhaupt die benötigten Eigenschaften genau zu kennen oder zu verstehen. Doch was macht heutzutage einen guten Fernseher aus? Wo liegen gute Fernsehgeräte preislich und worauf sollte man besonders achten?
Seit der Idee für einen ersten mechanischen Fernsehapparat 1886 erfreuten sich Fernsehgeräte immer größerer Beliebtheit. In den 1930er Jahren noch Ferntonkino genannt, entwickelten sich die Geräte mit der Zeit stets weiter, sodass ab 1934 Fernsehsendungen schließlich mit Bild und Ton übertragen werden konnten. Der Käufer hat heutzutage die Qual der Wahl, es gibt eine Fülle verschiedener Geräte mit unterschiedlichen Funktionen und Elementen, hier verliert man schnell den Überblick und kauft am Ende ein womöglich überteuertes und nicht notwendiges TV-Gerät, verwirrt von nichtssagenden technischen Daten und überinformierten Verkäufern.
Die durchschnittliche tägliche Fernsehdauer ist seit 1997 auf einem relativ konstanten Niveau, im Jahr 2020 lag die Fernsehdauer in Deutschland bei 220 Minuten, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von rund neun Minuten bedeutet. 1997 betrug die Sehdauer im Vergleich noch 183 Minuten. Gute Fernseher für den Hausgebrauch gibt es in Mengen. Doch sind nicht alle gleich geeignet. Für den normalen Verbraucher eignen sich zahlreiche Geräte. Beachten sollten Käufer einige Aspekte, wie die Größe und das Design, eine gute Bildqualität und ein guter Klang. Wichtig ist ebenfalls, dass der Fernseher die notwendigen Funktionen und Anschlüsse, sowie einen Zugang zu allen gewünschten TV-Kanälen besitzt. Die spezifischen Details sollten im Vorfeld bereits bekannt sein und der Käufer auch auf den Expert*innenrat zurückgreifen können. Die vielen technischen Konzepte und Abkürzungen sind zum Teil bedeutend, zum Teil jedoch auch überflüssig und verwirrend.
Neben dem Vergleich technischer Daten, verschiedener Funktionen der neuesten Modelle und unterschiedlichen Preisen, rät die Stiftung Warentest den Kunden, sich bereits vor einem Neukauf zu informieren. TV-Geräte sollten direkt beim Kauf miteinander verglichen werden. Auch wenn die Bedingungen in den Märkten andere sind als zu Hause, so gibt es einige Tricks, mit denen eine einigermaßen vergleichende Betrachtung möglich ist. Da es im Verkaufsraum oft wesentlich heller ist als zu Hause, sollte die Raumbeleuchtung, wenn möglich gedimmt werden. Auch auf das richtige Testprogramm kommt es an, denn die gezeigten Filme sind speziell für die hochauflösenden Geräte produziert. Häufig werden farbenfrohe Bilder aus der afrikanischen Gegend oder Models vor Urlaubskulissen gezeigt. Diese Bilder sollen den Betrachtern ein positives Gefühl vermitteln und sie in Kauflaune versetzen. Hier sollten, wenn möglich, Nachrichtensender eingespielt werden, denn die Farbabstufungen und der Bildfluss ist unter anderem an der Hautfarbe und der durchlaufenden Schrift erkennbar. Auch sollten die Bildeinstellungen des Vorführgeräts eingehend betrachtet und eventuelle "Shop"-Einstellungen ausgeschaltet werden, um ein neutraleres Ergebnis zu erzielen.
Größe, Design, Auflösung und Klang
Die Größe des Fernsehers hängt von mehreren Faktoren ab. Ist das Gerät vornehmlich für den Gebrauch im eigenen Wohnzimmer gedacht, so ist das vorhandene Platzangebot zu bewerten. Zwar bietet ein großer Fernseher ein ganz anderes Bilderlebnis als ein kleiner, jedoch ist dieser nutzlos, sofern kein geeigneter Platz zum Aufstellen vorhanden ist. Mit der heutigen hochauflösenden Bildqualität entfallen sämtliche Hinweise bezüglich einer relevanten Bildschirmgröße, hier kommt es auf das Platzangebot und den persönlichen finanziellen Spielraum an. Das gewählte Design ist weiter auch individuell und oriertiert sich wiederum am Aufstellungsort und den vorhandenen Möglichkeiten.
Es gibt heute verschiedene Bildauflösungen, die in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden und entsprechend den persönlichen TV-Erlebnissen gewählt werden können. Einige TV-Sender haben ihr Programm bereits umgestellt, manche Streaming Dienste wie Netflix und Co. verwenden echte 4K-Bilder, um eine gute Schärfe und Detaillgenauigkeit wiederzugeben. Hier sollte das Gerät eben eine entsprechende Leistung besitzen, da sonst die Sendung möglicherweise nicht deutlich genug gezeigt werden kann. 4K bietet eine vierfach höhere Auflösung als Full-HD-Bildschirme, die meisten Fernsehgeräte sind bereits mit UltraHD (auch UHD oder 4K genannt) ausgestattet. Dagegen vervierfachen neuere 8K-Fernseher die Auflösung, wobei entsprechende Bildmedien noch nicht flächendeckend verfügbar sind.
Käufer haben die Wahl zwischen zwei Bildschirmtypen: LED (=Liquid Crystal Displays) und OLED (Organic Light Emitting Diodes). Zum einen existieren so genannte LC-Displays mit LED-Technik. LED-Bildschirme arbeiten mit Flüssigkristallen, die von hinten mit Leuchtdioden (LED) beleuchtet werden. Diese Bauweise erlaubt ein besonders flaches Design und einen niedrigen Energieverbrauch. Zu den Neuentwicklungen gehören mit Nanopartikeln ausgestattete LCD-Fernseher, die zum Teil für exklusive Serien verwendet werden (LED, NanoCell, QLED oder Triluminos). Außerdem gibt es vollflächig montierte und lokal dimmbare Leuchtdioden, die für einen besseren Kontrast sorgen. LC-Bildschirme sind sehr hell und können große weiße Flächen, wie zum Beispiel Schneelandschaften, gut darstellen. In dunklen Bildbereichen scheint die Hintergrundbeleuchtung teilweise aber etwas durch, was einen Graustich zur Folge hat. Bei OLED-Fernsehern dagegen, senden die einzelnen Pixel wie bei den früheren Plasmageräten das Licht selbst aus, weshalb sie keine Hintergrundbeleuchtung brauchen. Diese Funktion ist jedoch vor allem für Räume ohne Außenlicht geeignet, da durch diese Funktion ein perfekter Schwarzwert erreicht wird. OLED-Fernseher zeigen weiter helle Bilder, dagegen schaffen LCD-Modelle ein satteres Schwarz und einen besseren Kontrast sowie schärfere Bilder. Die Darstellung ist auch bei schrägen Blickwinkeln im Gegensatz zur LCD-Technik meist noch gut. Der Test der Stiftung Warentest ergab jedoch, dass OLED-Fernseher die besten Werte bei der Bildqualität erzielten, dafür aber im Durchschnitt teurer sind, als Geräte mit dem LCD-Bildschirmtypen.
Weiter kommt es auf die richtige Auflösung des Fernsehers an. Um entsprechend scharfe Bilder erzeugen zu können, benötigen Flachbildfernseher detailreiche Signale, die in der Regel heute in High Definition (HD) ausgestrahlt werden. Einige Sender, wie die öffentlich-rechtlichen Programme, können immer in HD empfangen werden, während die privaten Sender diese Funktion gegen Aufpreis ermöglichen. Viermal so viele Bildpunkte wie ein Full HD Gerät schaffen dagegen neue Geräte in Ultra High Definition (UHD). UHD-Fernseher zeigen mehr Details, verstärkte Kontraste und mehr Farbabstufungen. Während es im klassischen Fernsehprogramm weniger UHD Möglichkeiten gibt, so stellen Streaming-Portale Stück für Stück ihr Angebot auf UHD um. Eine Alternative sind Ultra-HD-Discs, die jedoch nur auf UHD-Blu-Ray-Spielern laufen. Größere Modelle mit UHD-Auflösung sollten HDR bieten, denn ohne diese Technik ist die hohe Auflösung wenig sinnvoll. Die Abkürzung steht für High Dynamic Range, ein hoher Kontrastumfang. Fernsehgeräte mit dieser Technik können mehr Farbabstufungen und stärkere Kontraste anzeigen als Geräte ohne HDR.
Ein weiteres Kriterium, welches vor allem von Käufern beachtet werden sollte, die häufiger mit mehreren Personen fernsehen, ist der Betrachtungswinkel. Bei einigen Flachbildfernsehern wirken die Bilder von der Seite platter und weniger deutlich.
Es gibt heute vier Möglichkeiten des Empfangs. Zunächst ist das Terrestrische Antennenfernsehen (DVB-T2) zu nennen. Daneben gibt es noch das Kabelfernsehen (DVB-C), das digitale Satellitenfernsehen (DVB-S2) und den Breitbandempfang, beziehungsweise das Glasfasernetz. Für DVB-T2 und Kabelfernsehen sind TV-Tuner und ein eventuell erforderliches Kartenlesegerät in den modernen Fernsehern notwendig, diese sind heute oft direkt in das Gerät eingebaut, sodass separate Set-Top-Boxen mit zusätzlichen Fernbedienungen nicht erforderlich sind.
Auch wenn der gewählte Fernseher zunächst die entsprechenden Eigenschaften besitzt, so ist nicht sicher, dass dies auch tatsächlich so angezeigt wird. Die technischen Daten sehen in der Theorie oft geeignet aus, jedoch verwenden Hersteller teils unterschiedliche Messmethoden, sodass viele in der Praxis oft ein mangelhaftes Ergebnis präsentieren. Eine Möglichkeit, dies bereits im Laden auszuschließen, ist die Betrachtung desselben Filmes oder derselben Sendung auf mehreren Modellen. So kann man die Auflösung besser vergleichen. Auch die Farbsättigung, Bewegungswiedergabe und der Hell-Dunkel Kontrast können so besser miteinander verglichen werden.
Weiter sollten die entstehenden Stromkosten bedacht werden. Größere Fernseher verbrauchen meist auch mehr Strom als kleinere Geräte mit derselben Energieeffizienzklasse. Auch steigt der Energieverbrauch bei einer besonders hohen UHD-Auflösung im Vergleich zu Geräten mit gleicher Bilddiagonale. Der HDR-Modus verbraucht durch die höhere maximale Bildhelligkeit ebenfalls mehr. Seit März 2021 gibt es für Fernsehgeräte ein neues Effizienzlabel, die Skala reicht von A bis G, wobei die Effizienzklasse A für einen sehr niedrigen Stromverbrauch steht und G hingegen für einen hohen Stromverbrauch angegeben wird. Bislang wurde die Klasse A jedoch mit keinem Gerät erreicht. Die Kennzeichnungen der Klassen B und C entfallen aktuell auf die effizientesten Geräte.
Besondere Funktionen
Es gibt neben den herkömmlichen Ausstattungen von TV-Geräten auch besondere Funktionen, die zwar noch nicht überall genutzt werden können, aber bereits einen großen Entwicklungsschritt darstellen.
Zum einen ist hier Interaktives Fernsehen, sogenanntes Smart-TV (HbbTV) zu nennen. Hier können verschiedene Zusatzangebote, wie Informationen zur laufenden Sendung eingeholt oder ein Neustart der Sendung getätigt werden. Hierfür benötigt das TV-Gerät jedoch eine Internetverbindung. Beliebt sind hier inzwischen Apps zum Anschauen von Streamingdiensten, die Beiträge individuell von überall anbieten. HbbTV wird in der Zukunft wohl den klassischen Videotext ersetzen. Die Stiftung Warentest hat vor vier Jahren verschiedene Mediatheken-Apps unter die Lupe genommen und kam zu einem ernüchternden Ergebnis. Auch wenn die Angebote über sämtliche mobilen Endgeräte zugänglich sind, so sollten Verbraucher stets bedenken, dass ihre Daten möglicherweise an Firmen verschickt werden können. Hier stellte die Stiftung Warentest unter anderem fest, dass Smartphones und Tablets weit mehr Daten versenden als TV-Geräte. Fernsehgeräte senden zwar keine personenbezogenen Daten, dafür liefert HbbTV (Hybrid broadcast broadband Television, Verbindung von Fernsehfunk und Internet) Daten für Statistiken, beispielsweise auf wie vielen Geräten das Programm läuft oder ob die öffentlich-rechtlichen Sender zur gleichen Zeit eine ähnliche Resonanz erreichten wie die privaten.
Eine andere zusätzliche Funktion ist die Möglichkeit der 3D-Wiedergabe, wenngleich es in Deutschland bisher eher eine untergeordnete Rolle spielt, da es auch keine 3D-TV Übertragungen gibt. Aktuell muss dafür noch ein 3D fähiges Zusatzgerät verwendet werden. Hierfür wird weiter eine geeignete 3D-Brille benötigt, es gilt zu beachten, dass zu den entsprechenden Fernsehgeräten oft nur Brillen des gleichen Herstellers passen.
Fast alle TV-Geräte sind heute in der Lage, Sendungen aufzunehmen. Meist werden diese auf einer USB-Festplatte gespeichert. Es ist zu bedenken, dass bei den öffentlich-rechtlichen Sendern die Aufnahmequalität nicht beschränkt ist, die verschlüsselten Privatsender dagegen können eine Aufnahme bereits von vornherein verhindern. Sendungen unverschlüsselter Privatsender können in Standardqualität ohne Einschränkung aufgenommen werden.
Preise und Testsieger
Jedes Jahr kommen neue, bessere, größere und teuere Fernsehgeräte auf den Markt. Hersteller wetteifern um die besten Funktionen und Technologien, der Kunde zückt den Geldbeutel, auch wenn nicht einmal die Hälfte der Begriffe verständlich ist. Doch sind teuere Fernseher tatsächlich immer die besseren Geräte?
Auch wenn die Preise für große Fernseher in den letzten Jahren aufgrund der Masse an Angeboten stark gesunken sind, so werden häufig Fernseher mit einer Bildschirmdiagonalen von 55 Zoll und 65 Zoll (140 cm und 165 cm) gekauft. Kleinere Geräte werden zunehmend verdrängt, vor allem da die bessere Bildqualität oft größeren Fernsehern vorbehalten ist, teilweise wurden Modelle mit einer Bilddiagonalen von 24 oder 32 Zoll gar nicht mehr hergestellt.
Im direkten Vergleich der Geräte von 55 Zoll (1,4 m) ist der Testsieger der Philips 55OLED855*, den es ab 1.469 € zu kaufen gibt, gefolgt vom Samsung GQ55QN85A, ab 999 € erwerblich. Der Panasonic TX-55HZW2004 folgt darauf und ist mit 2.499 € das teuerste Gerät.
Insgesamt schnitten acht neue Fernseher gut ab und liefern auch ein gutes Bild. Zwei Modelle bieten sogar sehr guten Ton. Preislich liegen die frisch getesteten Fernseher zwischen 800 und 3 000 Euro. Alle Informationen zum Test findest du hier.
Für welchen Fernseher man sich letztendlich entscheidet, ist meistens jedoch eine Frage des Geldbeutels und der persönlichen Vorlieben.
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