Skimpflation: Fieser und teurer Trick im Supermarkt ist schwer zu durchschauen
Autor: Antonia Kriegsmann, Agentur dpa
Deutschland, Mittwoch, 18. Oktober 2023
Die seit Monaten steigenden Lebensmittelpreise machen vielen Verbrauchern zu schaffen. Doch gleichzeitig müssen sie auch noch Abstriche bei der Qualität in Kauf nehmen. Experten warnen vor diesem Phänomen der "Skimpflation".
Von der "Shrinkflation" haben einige Kunden wahrscheinlich schon gehört: Die Preise im Supermarkt werden höher - die Packungen dafür aber kleiner. So kürte beispielsweise die Verbraucherzentrale Hamburg die Margarine Rama zur "Mogelpackung des Jahres 2022". Das Produkt schrumpfte von 500 auf 400 Gramm zum Preis von 2,19 Euro. So wurde sie um 25 Prozent teurer. Doch jetzt kommt ein noch schlimmeres Phänomen in den deutschen Supermärkten an: die sogenannte "Skimpflation".
Bei diesem Phänomen ist die Qualität der Produkte betroffen: Die Lieblingsschokolade enthält beispielsweise plötzlich weniger Marzipan und im Eis ist nun Kokosfett statt Schlagsahne. Doch trotz verschlechterter Rezeptur kosten die Produkte im Supermarkt genauso viel oder sogar mehr als vorher. Das Fiese daran: Für die Kundschaft ist der Trick beim Einkauf nur schwer auszumachen. Denn dafür müsste man das Kleingedruckte der Zutatenliste einer alten Verpackung mit dem einer neuen vergleichen.
"Skimpflation" droht auch beim Einkauf in Deutschland: Das steckt dahinter
Die Inflation ist zwar nicht mehr auf einem Rekordhoch, dennoch hält diese neue Entwicklung auch Einzug in die deutschen Supermärkte und könnte viele verärgern. Doch woher kommt der Begriff "Skimpflation" überhaupt? Das englische Wort "skimp" heißt "knausern", "einsparen" und bedeutet: Hersteller erhöhen nicht nur die Preise, sondern senken auch die Qualität von Produkten. Der Begriff wurde erstmalig in den USA 2021 verwendet. Nun greift das Phänomen auch in Großbritannien und Deutschland um sich, wie eine Service-Expertin gegenüber tagesschau.de berichtet.
Ein weiteres Beispiel: Nach Beginn des Ukraine-Krieges war Sonnenblumenöl knapp, daher haben Pommes-Hersteller stattdessen Palmöl für die Zubereitung verwendet. Doch was ursprünglich nur als Notlösung gedacht war, hat sich mittlerweile fest etabliert - und das, obwohl Sonnenblumenöl wieder erhältlich ist. Einige Hersteller weisen diese Änderung auch gar nicht oder nur versteckt auf ihrem Produkt aus. Die Nährwerte passen dann nicht mehr zu den ursprünglichen Angaben. Palmfett ist durch den höheren Anteil an gesättigten Fettsäuren außerdem viel ungesünder als Sonnenblumenöl. Auch der Ersatz hochwertiger Zutaten durch Zucker sei gesundheitlich problematisch, warnt die Verbraucherorganisation Foodwatch.
Laut der Service-Expertin sei diese "Skimpflation" leider kein Einzelfall. Die Verbraucherzentrale Hamburg teilt ihre Erfahrungen. Sie berichtet etwa von verschlechterter Qualität zum höheren Preis bei Schokolade, die bei Aldi Nord verkauft wird. "Bei den Sorten Chocolat Amandes Edel Marzipan Vollmilch sowie Chocolat Amandes Edel Marzipan Zartbitter werden jetzt nur noch 38 Prozent Edelmarzipan pro Schokoladentafel verarbeitet, vorher waren es 45 Prozent", berichten die Verbraucherschützer. Auch bei der Sorte Chocolat Amandes Marzipan sei der Anteil an Pistazienmarzipan und Nougat gesunken. Trotzdem seien die Preise gestiegen: So kosteten die Sorten statt 1,49 € nun 1,69 Euro.
Hersteller tricksen beim Preis von Schokolade, Spinat und Margarine
Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg nennt ein weiteres Beispiel: "Wenn bei einem Rahmspinat statt 88 Prozent Spinat nur noch 67 Prozent in der Packung sind und stattdessen mit Wasser aufgefüllt wird, ist das auf jeden Fall eine riesige Kostenersparnis, weil Spinat mit Abstand die teuerste Zutat ist."
Buchtipp: So lässt sich clever Geld sparen - bis zu 10.000 Euro im JahrUnd auch Margarine ist betroffen: Eine bekannte Marke enthalte nun statt der für Margarine vorgeschriebenen 80 Prozent Fett nur noch 60 Prozent - und stattdessen mehr Wasser. "Bei den tausenden Tonnen Jahresproduktion macht das viel aus", sagt Valet. "Orientiert an den Weltmarktpreisen von Pflanzenöl kann das durchaus in die Hunderttausende gehen, vielleicht auch noch mehr. Das ist aber nur eine ganz grobe Schätzung."