Paradox: Gaspreise sinken deutlich - doch Grundversorger kündigen Preiserhöhungen für Millionen Haushalte an

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Gasgrundversorger erhöhen Preise
Im Vergleich zu den Vormonaten sind im November die Gaspreise gesunken. Dennoch müssen sich Millionen Verbraucher*innen in naher Zukunft auf zusätzliche Kosten gefasst machen.
Gasgrundversorger erhöhen Preise
Jens Büttner/dpa; moerschy/pixabay.com; Collage: inFranken.de

Der Gasmarkt stabilisiert sich, die Gaspreise gehen deutlich nach unten. Dennoch kündigen etliche Gasgrundversorger für die kommenden Monate erneute Kostenerhöhungen an. Wie passt das zusammen?

  • November 2022: durchschnittlich geringerer Gaspreis als im September
  • Grundversorger kündigen jedoch weitere Kostenerhöhungen an
  • mehrere Millionen Haushalte betroffen
  • Warum die Grundversorger die Kosten erhöhen

Es klingt nach guten Nachrichten für Verbraucher*innen: Im November sinkt der durchschnittliche Gaspreis im Vergleich zu den Vormonaten deutlich. Das berichtet das Vergleichsportal Check24. Der durchschnittliche Preis liegt nun bei 0,16 Euro pro Kilowattstunde (kWh) - hochgerechnet etwa 3200 Euro pro Jahr.

Preise sinken um 27 Prozent - und die Versorger kündigen Kostensteigerungen an

Damit ist der Gaspreis im Vergleich zum September 2022 deutlich gesunken - um satte 27 Prozent. Der durchschnittliche Gaspreis lag zu diesem Zeitpunkt bei 4371 Euro jährlich. Im Kontrast zum Vorjahr müssen Verbraucher*innen dennoch weiterhin tief in die Tasche greifen. "Im November 2021 lag der durchschnittliche Gaspreis bei 1424 Euro", schreibt Check24. 

Hinzu kommt, dass eine Vielzahl an Gasgrundversorgern weiterhin die Preise in die Höhe treiben. In den vergangenen Monaten wurde immer wieder über Kostenerhöhungen berichtet, dieser Trend hält nahtlos an: Seit dem 30. September haben 440 Gasgrundversorger weitere Preiserhöhungen beschlossen oder angekündigt - obwohl zum 01. Oktober die Mehrwertsteuer gesenkt wurde. Dabei handelt es sich um keine kleinen Erhöhungen - im Schnitt zahlen die rund 3,8 Millionen betroffenen Haushalte künftig 43,8 Prozent mehr. Ein Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 20.000 kWh muss dann pro Jahr 958 Euro mehr als bislang zahlen. 

In den nächsten Monaten kommen weitere Preisanstiege hinzu: Auch für den Januar 2023 sind schon Gaspreiserhöhungen beschlossen. Die betroffenen 1,1 Millionen Haushalte müssen dann durchschnittlich 45,9 Prozent mehr zahlen als noch zum 30. September. Das Vergleichsportal Verivox berichtet sogar von noch höheren Zahlen: Insgesamt sollen regionale Grundversorger bereits 167 Gaspreiserhöhungen angekündigt haben  - die im Schnitt bei 54 Prozent liegen. 

Markt beruhigt sich - darum erhöhen die Grundversorger weiterhin die Preise

Die extrem hohen Gaspreise im September sind übrigens auf mehrere Faktoren zurückzuführen: "Zu diesem Zeitpunkt war der Lieferstopp für russisches Gas gerade aktuell, es war noch nicht sicher, ob die Gasspeicher gefüllt werden können, da war sehr viel Ungewissheit eingepreist", erklärt der Sprecher für Gas und Strom bei Verivox, Lundquist Neubauer, gegenüber dem MDR. Inzwischen seien die Gasspeicher gefüllt und die Versorgung größtenteils gesichert, was zu einer "Beruhigung des Marktes" führt. 

Verbraucher*innen merken davon jedoch erstmal wenig. Örtliche Energieanbieter - die Grundversorger - kaufen Gas langfristig ein und garantieren damit stabilere Preise. Sprunghafte Preisanstiege oder Preissenkungen sind daher eher selten. Die langfristige Beschaffung hat zur Folge, dass sich die Preisentwicklungen am Markt erst später auf die Kund*innen auswirken. In Hochpreiszeiten - wie beispielsweise im September - profitieren die Verbraucher*innen davon.

Umgekehrt bedeutet das allerdings auch, dass sich die nun wieder sinkenden Gaspreise erst später beim Endverbraucher widerspiegeln. Vielmehr werden die Gaspreise der Grundversorger über einen längeren Zeitraum "weiter nach oben gehen". "Bisher profitierten die Kundinnen und Kunden noch von einem teilweisen Einkauf der Energiemengen aus der Vorkrisenzeit", bestätigt auch Martin Schreiber, Sprecher der Thüringer Energie (Teag), gegenüber dem MDR. Zum Jahreswechsel laufen diese Verträge aus und die Grundversorger passen die Gaspreise nach oben an.