Mehr Strom aus erneuerbaren Energien wie Photovoltaik und Windkraft: So lässt sich das Ziel eines wichtigen Förderpaketes von Wirtschaftsminister Robert Habeck zusammenfassen. Wann und für wen lohnen sich die Förderungen?
Förderpaket 2022: So sollen Photovoltaik, Solar- und Windenergie künftig gefördert werden
Bundesregierung mit ambitioniertem Ziel: 80 Prozent erneuerbare Energien bis 2030
Was können Photovoltaik-Interessierte erwarten?
Handwerker sind rar: Steigende Nachfrage einkalkulieren
Mehr Solar-Strom und Windenergie für Deutschland: Mit einem umfassenden Förderpaket will Wirtschaftsminister Robert Habeck den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben. So sollen künftig etwa mehr Flächen für die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen in Frage kommen und die Vergütung bestimmter Anlagen verbessert werden. Was Interessierte jetzt wissen müssen.
Förderpaket 2022 für mehr erneuerbare Energien - das sind die konkreten Pläne
Bereits im Januar 2022 kündigte Habeck neue und engagierte Pläne zur PV in Deutschland an. Konkrete Zahlen folgen im Rahmen eines "Oster- und Sommerpaketes" für das in die Jahre gekommene Erneuerbare Energien Gesetz (EEG).
Beschlossen war bereits die Abschaffung der EEG-Umlage zum 1. Juli 2022.Dabei soll gesetzlich sichergestellt werden, dass die Entlastungen auch vollumfänglich an die Verbraucher weitergegeben werden. Weiterhin sollen deutlich mehr Frei- und Dachflächen in Deutschland für die PV per Ausschreibung zur Verfügung gestellt werden, heißt es.
Die wichtigste Neuerung dürfte aber die deutliche Anhebung der Einspeisevergütung für sogenannte Volleinspeiser sein, also für PV-Betreiber, die ihre produzierte Energie voll ins Netz einspeisen und nichts für die Selbstversorgung abzweigen.
Habeck brachte für das "Osterpaket" im April 2022 (06.04.2022) ein umfangreiches Maßnahmenbündel ins Kabinett ein. Das sogenannte "Osterpaket" sieht Änderungen an zahlreichen Gesetzen und Verordnungen vor. Damit sollen energiepolitische Ziele aus dem Ampel-Koalitionsvertrag umgesetzt werden. Sie sind zwar unabhängig vom Krieg in der Ukraine – bekommen wegen der hohen Abhängigkeit von Energielieferungen aus Russland aber noch höhere Relevanz. Die Gelder sollen künftig aus dem Klimafonds kommen, der gerade um 60 Milliarden Euro aufgestockt wurde. Das sind die Pläne:
Strom aus erneuerbaren Energien: Bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen, bis 2035 sollen es fast 100 Prozent sein. Aktuell liegt Deutschland nach Branchenangaben bei 42 Prozent. Die FDP meldete erhebliche Zweifel an, dass das Ziel für 2035 erreicht werden könne. Fraktionschef Christian Dürr sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Hier wäre es wesentlich besser, das Ziel realistischer zu wählen, und stattdessen die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass das Ziel auch tatsächlich erreicht wird." FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler sagte: "Ein klimaneutrales Stromsystem bis 2035 ist zwar wünschenswert, aber in Deutschland praktisch nicht zu erreichen."
Stromkunden: Verbraucher und Firmen sollen von Juli an keine EEG-Umlage mehr über die Stromrechnung bezahlen. Die Umlage zur Förderung von Ökostrom wird dann aus dem Bundeshaushalt beglichen. Die Stromanbieter sollen verpflichtet werden, die Entlastung in vollem Umfang an ihre Kunden weiterzugeben. Auch hier zeigt sich die FDP skeptisch. Dürr sagte, die Pläne sähen eine Möglichkeit zur späteren Wiedereinführung vor. Energieversorger, die ihre Verträge mit Haushaltskunden beenden wollen, sollen diese und die Bundesnetzagentur künftig mindestens drei Monate im Voraus informieren. Die Aufsicht der Bundesnetzagentur soll gestärkt und Strompreise sollen transparenter werden.
Wind auf See: Der Ausbau der Windenergie auf See trat in Deutschland in den vergangenen Jahren ziemlich auf der Stelle. Keine einzige Anlage ging 2021 zusätzlich ans Netz. Dabei will die Ampel-Koalition Offshore-Windparks massiv ausbauen: Deren Leistung soll von 7,8 Gigawatt (GW) auf mindestens 30/40/70 GW in den Jahren 2030/35/45 steigen. Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen gestrafft werden.
Wind an Land: Auch beim Bau von Windrädern an Land soll es deutlich zügiger vorangehen, mit bis zu 10 GW pro Jahr. Ziel ist eine Kapazität von 115 GW bei Wind an Land 2030. Zum Vergleich: Ende 2021 lag sie bei 56,13 GW. Die wesentlichen Hemmnisse, wie zum Beispiel eine mangelnde Ausweisung von Flächen für Windparks, will Habeck im nächsten großen Gesetzespaket, dem "Sommerpaket", angehen. Geplant ist, dass zwei Prozent der Landesfläche für Windkraftanlagen reserviert werden.
Solarenergie: Bis 2030 soll die Leistung der installierten Solaranlagen auf 215 GW ansteigen, von zuletzt 59 GW. Dazu soll die jährliche Ausbaurate auf 22 GW wachsen. Zugebaut werden soll je zur Hälfte auf Dächern und Freiflächen. Die Vergütung für bestimmte Anlagen soll attraktiver werden, was schon fürs laufende Jahr geplant ist. Für Solaranlagen auf dem Boden sollen die Kriterien so geändert werden, dass mehr Flächen infrage kommen, etwa am Rand von Äckern oder in Mooren.
Vorfahrt für erneuerbare Energien: Der Bau von Windrädern an Land und auf See und bei Solaranlagen soll künftig als "im überragenden öffentlichen Interesse" gelten - und damit im Konfliktfall besonderes Gewicht erhalten. Das Komplettverbot für den Bau von Windkraftanlagen in Schutzgebieten soll wegfallen. Stattdessen soll einzeln geprüft werden.
Beteiligung vor Ort: Die bürokratischen Hürden für lokale Wind- und Solarprojekte sollen sinken. Zudem sollen mehr Möglichkeiten zur finanziellen Beteiligung von Kommunen entstehen. Für Solaranlagen auf dem Boden sollen die Kommunen Naturschutz-Vorgaben machen können.
Netzausbau: Der Netzausbau soll vorangetrieben werden, auch mit strafferen Planungs- und Genehmigungsverfahren. In Deutschland fehlen wichtige Leitungen für den Energietransport.
Außerdem: Im Referentenentwurf ist eine Anhebung der Vergütungen für PV-Anlagen bis 10 KW-Leistung auf 12,5 Cent pro Kilowattstunde (kWh) vorgesehen. Bis 100 KW soll Leistung bei 10,3 Cent pro kWh liegen, bis 400 kWp bei 8,5 Cent, bis ein Megawatt (MW) auf 7,3 Cent pro kWh. Ferner soll es eine Aussetzung der Degression der gesetzlich festlegten Vergütungssätze in 2022 und ab 2023 Umstellung auf halbjährliche Degression (anstatt monatliche) geben.
Neue Einspeisevergütungen sollen auch rückwirkend greifen: Dabei soll die Vergütung so hoch ausfallen, dass es auch für Volleinspeiser wieder rentabel ist, Energie ins Netz zu führen. Gleichzeitig sollen künftig aber auch Umlagen für Eigenverbrauch und Direktlieferungen wegfallen. So sollen KWKG- und Offshore-Umlagen künftig nur noch bei der Entnahme von Strom aus dem öffentlichen Netz erhoben werden. Umlagen auf Eigenverbrauch und Direktlieferungen sollen ersatzlos wegfallen, was interessant für Eigenverbraucher von selbst erzeugter Energie ist. Ferner ist geplant, Wärmepumpen von den Umlagen auszunehmen.
Handwerker sind rar: Steigende Nachfrage einkalkulieren
Habecks Osterpaket wird vermutlich zu einem Boom bei den privaten Solaranlagen führen. Inzwischen kommen 90 Prozent der Solarzellen aus China, mit immer größeren Verzögerungen und mit deutlich höheren Preisen.
"Leider melden derzeit immer mehr Mitgliedsbetriebe von uns zurück, dass sie sich insbesondere bei Bauteilen für die PV-Anlage, die Halbleiter enthalten, wie z. B. Wechselrichter oder Batteriespeicher, aber auch bei Zubehör für die PV-Module wie Unterkonstruktionen aus Aluminium oder sog. Endklemmen, mit zum Teil erheblichen Lieferverzögerungen ausgesetzt sehen", so Thomas Bürkle, Präsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg.
All diese Gründe führen dazu, dass der Konstanzer Solarexperte Radovan Kopecek sagt: "Es ist ein Muss, dass wir die PV-Produktion wieder nach Europa und nach Deutschland holen. Andernfalls können wir die Nachfrage hier nicht weiter decken und die gesteckten Klimaziele nicht erreichen." Wer jetzt über eine Solaranlage nachdenkt, sollte das als Signal nehmen und schnellstmöglich an die Umsetzung gehen.
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Die Diskrepanz zwischen dem angeblichen "Regierungswillen" und der Realität ist himmelschreiend. Die Vorschriften die für eine noch so kleine PV-Anlage vorhanden sind, verhindern zuverlässig, dass Leute die sich nicht akribisch mit der Sache beschäftigen (können) einfach aufgeben. Die Stolpersteine die einem in den Weg gelegt werden sind unglaublich. Getreu dem Satz "Gut gedacht ist nicht gleichzeitig gut gemacht". 1) Jeder Energieversorger hat sein "eigenes" Konzept wie das realisiert werden kann 2) Die MA der Energieversorgung haben meist weder Ahnung noch Lust sich mit dem Thema zu beschäftigen 3) Man bekommt immer den Hinweis "das weiss dein Solateur alles" 4) Das stimmt nicht, die einen lassen sich das Risiko mit den EVU's teuer bezahlen, die anderen haben selber keine Ahnung und kassieren nur ab 5) Und am Ende, wenn dann doch alles steht, heisst es man muß die Anlage auf 70% drosseln, weil sonst das Netz "überlastet" werden könnte. Das beutet man investiert für z.B. 10kWp und darf nur 7 kWp nutzen, was eine Verschwendung. Deutschland schiesst sich langsam wirklich in die C-Liga. Und vom Energiewandel, vor dem Hintergrund der politischen Problemen, ist bisher nichts brauchbares beschlossen worden.
squawk
wie schon von dem anderen Kommentator geschrieben, das Osterpaket ist für uns privaten Leute, die an PV interessiert sind und die bei aktuellen Einspeisevergütungen die PV auch nicht mehr über diesen Pfad Kostendeckend finanziert bekommen, eine herbe Enttäuschung. Wer in letzter Zeit eine Anlage gebaut hat, wird dies mit Speicher gemacht haben um die Autarkie zu maximieren. Den Überschuss, der in den Sommermomanten (wo Windkraft eher schwächelt) anfällt, ist nicht mehr kostendeckend zu vermarkten. Dazu kommen immer noch bestehende Schikanen (anders kann man das gar nicht nennen) wenn man privat eine PV Anlage auf das Hausdach setzt. Zählerschränke, die konstentreibend umgebaut werden müssen, Gewerbe, die angemeldet werden müssen und wo man auf seinem selbst genutzen Strom, der von der eigenen Anlage kommt, die vom eigenen Geld, das über die Einkommenssteuer schon versteuert wurde, gekauft wurde, Umsatzsteuer abzuführen hat. Diese Diskriminierung ist nach EU-Recht eigentlich gar nicht mehr zulässig. Andere EU Nachbarstaaten verfahren da viel Bürgerfreundlicher und weniger Energieversorgerhörig. Sieht man z.B. in die Niederlande (aber bei weitem nicht das einzige Beispiel), dann sieht man, wie PV auf privaten Hausdächern möglich ist und wie man es schafft ohne die Gängelung der Privatleute diese in das Stromnetz einzubetten. In Deutschland führen die Energieversorger die Regierungsgeschäfte und schaffen sich die Bedinungen um Bürger dazu zu zwingen reinen Konsumenten zu sein, die gefälligst ihre überteuerte Energie zuzukaufen haben. Man könnte noch viel am deutschen System kritisieren und zeigen, dass das Osterpaket für Bürger nichts gebracht hat, ganz im Gegenteil.
dwwweb
Es wäre relevant auf die unterschiedlichen Einspeisevergütungen (Volleinspeisung vs Überschusseinspeiser) hinzuweisen. Für private Haushalte (Überschusseinspeiser) ist das Osterpaket eine Enttäuschung. (Weniger als 7 Cent Vergütung). Ich persönlich kann nicht nachvollziehen warum wir Grünflächen für PV Anlagen verwenden statt ein dezentrales funktionales Stromnetz aufzubauen mit Hilfe der Bürger die die Dächer voll machen und fair vergütet werden. Es riecht nach Lobbyisten Arbeit der Energiekonzerne.
Die Diskrepanz zwischen dem angeblichen "Regierungswillen" und der Realität ist himmelschreiend. Die Vorschriften die für eine noch so kleine PV-Anlage vorhanden sind, verhindern zuverlässig, dass Leute die sich nicht akribisch mit der Sache beschäftigen (können) einfach aufgeben. Die Stolpersteine die einem in den Weg gelegt werden sind unglaublich. Getreu dem Satz "Gut gedacht ist nicht gleichzeitig gut gemacht".
1) Jeder Energieversorger hat sein "eigenes" Konzept wie das realisiert werden kann
2) Die MA der Energieversorgung haben meist weder Ahnung noch Lust sich mit dem Thema zu beschäftigen
3) Man bekommt immer den Hinweis "das weiss dein Solateur alles"
4) Das stimmt nicht, die einen lassen sich das Risiko mit den EVU's teuer bezahlen, die anderen haben selber keine Ahnung und kassieren nur ab
5) Und am Ende, wenn dann doch alles steht, heisst es man muß die Anlage auf 70% drosseln, weil sonst das Netz "überlastet" werden könnte. Das beutet man investiert für z.B. 10kWp und darf nur 7 kWp nutzen, was eine Verschwendung.
Deutschland schiesst sich langsam wirklich in die C-Liga. Und vom Energiewandel, vor dem Hintergrund der politischen Problemen, ist bisher nichts brauchbares beschlossen worden.
wie schon von dem anderen Kommentator geschrieben, das Osterpaket ist für uns privaten Leute, die an PV interessiert sind und die bei aktuellen Einspeisevergütungen die PV auch nicht mehr über diesen Pfad Kostendeckend finanziert bekommen, eine herbe Enttäuschung. Wer in letzter Zeit eine Anlage gebaut hat, wird dies mit Speicher gemacht haben um die Autarkie zu maximieren. Den Überschuss, der in den Sommermomanten (wo Windkraft eher schwächelt) anfällt, ist nicht mehr kostendeckend zu vermarkten. Dazu kommen immer noch bestehende Schikanen (anders kann man das gar nicht nennen) wenn man privat eine PV Anlage auf das Hausdach setzt. Zählerschränke, die konstentreibend umgebaut werden müssen, Gewerbe, die angemeldet werden müssen und wo man auf seinem selbst genutzen Strom, der von der eigenen Anlage kommt, die vom eigenen Geld, das über die Einkommenssteuer schon versteuert wurde, gekauft wurde, Umsatzsteuer abzuführen hat. Diese Diskriminierung ist nach EU-Recht eigentlich gar nicht mehr zulässig. Andere EU Nachbarstaaten verfahren da viel Bürgerfreundlicher und weniger Energieversorgerhörig. Sieht man z.B. in die Niederlande (aber bei weitem nicht das einzige Beispiel), dann sieht man, wie PV auf privaten Hausdächern möglich ist und wie man es schafft ohne die Gängelung der Privatleute diese in das Stromnetz einzubetten. In Deutschland führen die Energieversorger die Regierungsgeschäfte und schaffen sich die Bedinungen um Bürger dazu zu zwingen reinen Konsumenten zu sein, die gefälligst ihre überteuerte Energie zuzukaufen haben. Man könnte noch viel am deutschen System kritisieren und zeigen, dass das Osterpaket für Bürger nichts gebracht hat, ganz im Gegenteil.
Es wäre relevant auf die unterschiedlichen Einspeisevergütungen (Volleinspeisung vs Überschusseinspeiser) hinzuweisen. Für private Haushalte (Überschusseinspeiser) ist das Osterpaket eine Enttäuschung. (Weniger als 7 Cent Vergütung). Ich persönlich kann nicht nachvollziehen warum wir Grünflächen für PV Anlagen verwenden statt ein dezentrales funktionales Stromnetz aufzubauen mit Hilfe der Bürger die die Dächer voll machen und fair vergütet werden. Es riecht nach Lobbyisten Arbeit der Energiekonzerne.