Viele Menschen kaufen auf Online-Portalen aufgrund von Kundenrezensionen. Doch sind diese wirklich echt und kann man ihnen glauben? Das ist die ernüchternde Wahrheit.
Kundenrezensionen beim Internet-Shopping: Sind die wirklich alle echt?
Wer ist dafür verantwortlich und wie gehen die Online-Anbieter damit um?
So lassen sich richtige von falschen Bewertungen besser unterscheiden.
Wo man meist sicher sein kann, nicht auf Fake-Bewertungen hereinzufallen
Wer online shoppt, nutzt gerne Kundenrezensionen, um in Erfahrung zu bringen, ob das Produkt auch sein Geld wert ist. Allerdings ist nicht immer ganz klar: Kann man den Bewertungen trauen, sind sie echt - oder doch gefaked? Die Wahrheit ist ernüchternd.
Kundenrezensionen im Internet: Was ist Dichtung und was ist Wahrheit?
Wer von uns kennt das Problem nicht: Wir sind im Internet unterwegs, stoßen dabei auf einen sympathisch wirkenden Online-Shop und finden dort ein Produkt, dass aufgrund seines attraktiven Preises durchaus ein Schnäppchen sein könnte. Doch wir kennen diesen Artikel noch nicht aus eigener Erfahrung und wissen daher auch nicht, ob er sein Geld wert ist und die Qualität ebenfalls stimmt.In den meisten Fällen finden sich neben der Produktbeschreibung aber auch Kundenrezensionen und eine hohe Anzahl von goldglänzenden Sternchen suggeriert uns gleichzeitig, dass damit angeblich andere Käufer und Käuferinnen bereits gute Erfahrungen gemacht haben.
Doch was ist von diesen Bewertungen zu halten? Immer wieder ist in den Medien zu hören und zu lesen, dass solche Rezensionen in Wirklichkeit oftmals von bezahlten Autoren verfasst würden und somit gar keine echte Aussage über die Qualität eines Produktes darstellen könnten. Und selbst wenn diese positiven Rezensionen echt wären, stellt sich noch die Frage, ob die vielleicht weniger schmeichelhaften Beiträge von echten Kunden und Kundinnen einfach gar nicht veröffentlicht worden sind und somit ein völlig verzerrtes und falsches Bild dargestellt wird. Die Stiftung Warentest ist diesem Phänomen schon im Jahre 2020 nachgegangen. Die Ergebnisse waren schon damals ernüchternd: Nicht selten optimieren Händler und andere Dienstleister von Online-Portalen ihre Bewertungen, indem sie sich angeblich guteRezensionen für 99 Euro pro zehn Stück bei sogenannten Bewertungsagenturen einfach erkaufen. Dadurch lässt sich sowohl bei einzelnen Artikeln als auch bei den Verkaufsportalen selbst kaum noch nachvollziehen, ob die Vier- oder gar Fünf-Sternebewertungen überhaupt echt sind. Die Stiftung Warentest hatte sich dabei selbst als Portal- oder Produkttester bei solchen Agenturen registrieren lassen. Die angeblichen Tester erhielten die Produkte teilweise noch nicht einmal zum Ausprobieren, sondern konnten deren Güte oftmals nur aus der Ferne beurteilen.
Andere Tester wiederum dürfen die Artikel sogar behalten und bekommen für die Texte außerdem geringfügige Vergütungen. Jedoch werden in den meisten Fällen Bewertungen unter vier Sternen von den Agenturen gar nicht akzeptiert. Auf diese Weise können sich dann selbst unseriöse Händler und Händlerinnen im besten Licht präsentieren oder Produkte anbieten, deren Qualität zumindest fragwürdig ist. Deutlich seriöser geht es bei diesem Punkt wohl insgesamt beim Internetgiganten amazon zu: Dort finden sich in den Artikelbewertungen durchaus auch negative Rezensionen und sogar harsche Kritik ist bei diesem Shop problemlos möglich. Aktuell geht der Internetanbieter sogar noch einen Schritt weiter und verklagt zwei Vermittler von Fake-Bewertungen.
So kann man sich im Bewertungs-Dschungel besser zurechtfinden
Das Problem liegt also darin, dass kaum jemand tatsächlich wissen kann, ob irgendwelche Bewertungen von Shop-Artikeln oder auch von Online-Einkaufsportalen wirklich von ganz normalen Kunden und Kundinnen geschrieben wurden oder nicht. Das wissen selbstverständlich auch die seriösen Shop-Betreiber, weshalb sie sich mithilfe von Güte-Siegeln von der unlauteren Konkurrenz abzuheben versuchen. Doch schon kommt das nächste Problem um die Ecke: Auch diese Siegel als zertifizierte Verkaufsplattformen können gefälscht sein.
Und was nun? Zunächst einmal eine Testbestellung mit einem relativ günstigen Artikel zu machen, wäre laut Michael Hummel von der Verbraucherzentrale Sachsen zumindest eine Möglichkeit, die Seriosität eines Shopbetreibers selbst einmal zu testen. Doch soll man wirklich irgendwelche Produkte bestellen, die man vielleicht gar nicht braucht, nur um die Qualität eines Verkaufsportals zu testen? Vielleicht geht es ja auch nur beim ersten Mal gut und schon beim zweiten Mal nicht mehr. Eine vermutlich einfachere Möglichkeit könnte darin bestehen, im Zweifelsfall eher bei einem Unternehmen zu kaufen, das auch vor Ort mit einer Filiale vertreten ist. Bei Problemen kann man dort persönlich vorbeischauen und versuchen, das Problem im direkten Kontakt zu lösen. Ansonsten kann man zumindest davon ausgehen, dass die Siegel von Anbietern, die im Gütesiegelboard zusammengeschlossen sind, als vertrauenswürdig gelten.
Dazu gehören EHI, IPS und Trusted Shops. Eva Behling, Rechtsexpertin beim Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) rät zudem, sich auf der Seite des Shops sowohl das Impressum als auch die Widerrufsbelehrung und die Datenschutzerklärung einmal genauer anzuschauen. Sind alle drei in Ordnung, lässt sich auch auf einen seriösen Anbieter schließen. Dabei sollte das Impressum auch eine Anschrift enthalten und in der Widerrufsbelehrung stehen, ob der Kunde die Kosten für eine Rücksendung zu tragen hat. Wenn dann noch die Datenschutzerklärung in richtigem Deutsch verfasst ist, scheint immerhin vieles für das Unternehmen zu sprechen.
Bei den Produktbewertungen kann es auf jeden Fall hilfreich sein, diese etwas genau zustudieren: Finden sich zumindest gelegentlich auch weniger gute Bewertungen? Oder folgt nach einigen negativen Rezensionen plötzlich eine ganze Flut von Top-Bewertungen? Letzteres wäre auf jeden Fall verdächtig und deutet auf unechte Bewertungen hin. Oft lohnt es sich auch, die Texte in Ruhe durchzulesen. Steht da vielleicht nur "Alles top!" oder "Bin super zufrieden" sowie andere eher allgemeine Aussagen, dann ist das zumindest verdächtig. Wenn sich dort jedoch Beschreibungen finden, weshalb genau ein anderer Käufer oder eine Käuferin mit einem Produkt zufrieden ist, dann spricht dies zumindest sehr für einen realen Erfahrungsbericht.