Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat in einem aktuellen Test bei zahlreichen Produkten Rückstände von gefährlichem Mineralöl feststellen können. Betroffen sind unter anderem beliebte Artikel wie Nutella, Knorr-Produkte und eine Nusspli-Creme.
In einem europaweiten Labortest der Verbraucherorganisation Foodwatch hat sich herausgestellt: Viele Lebensmittel sind mit gefährlichen Mineralölrückständen belastet. Foodwatch hat sich daraufhin an Bundesernährungsminister Cem Özdemir gewandt und gefordert, dass „endlich ein EU-weiter Grenzwert für Mineralölbelastungen“ durchgesetzt werden müsse.
Die Verbraucherorganisation hat in einer Stichprobe 152 Lebensmittel aus unterschiedlichen europäischen Ländern untersuchen lassen. Das erschreckende Ergebnis: Jedes achte Produkt ist mit sogenannten aromatischen Mineralölen (MOAH) belastet, die unter Verdacht stehen, krebserregend und erbgutverändernd zu sein. In Deutschland sind Nutella, Nusspli Nuss-Nougat-Creme sowie Brühwürfel und Bratensauce von Knorr betroffen. Nachdem das Ergebnis festgestanden hatte, forderte Foodwatch sofort, dass die Produkte öffentlich zurückgerufen werden müssen. Eine Stellungnahme des Bundesernährungsministeriums steht noch aus.
"Gefährliche Mineralölverunreinigungen seit Jahren bekannt"
„Obwohl das Problem von gefährlichen Mineralölverunreinigungen seit Jahren bekannt und vollständig lösbar ist, gibt es noch immer keinen Grenzwert, der Verbraucher*innen schützt – das ist ein echtes Politikversagen. Der neue Bundesernährungsminister hat eine dringende Aufgabe: Cem Özdemir muss sich umgehend für einen strengen EU-weiten Mineralöl-Grenzwert starkmachen“, fordert Saskia Reinbeck von Foodwatch. Die Verbraucherorganisation verwies auf das EU-Lebensmittelrecht, das vorschreibt: „Lebensmittel, die nicht sicher sind, dürfen nicht in Verkehr gebracht werden.“ Da die Regelung das gesamte europäische Lebensmittelrecht umfasse, müsse die EU schnellstmöglich eine MOAH-Nulltoleranz umsetzen.
Die Labortests von Foodwatch umfassen insgesamt 152 Produkte aus Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich und den Niederlanden. 19 Produkte (12,5 Prozent) wiesen Mineralölrückstände auf. Nachweisbar sind Mineralölrückstände ab einem Wert von 0,5 mg pro Kilogramm. Die Kontamination der Lebensmittel reichte von 0,63 mg/kg (in Bio-Nuss-Nougat-Aufstrich aus Belgien) bis zu 82 mg/kg (in Knorr Bratensaft Basis aus Deutschland). Knorr-Bouillonwürfel des Herstellers Unilever waren besonders stark betroffen., ebenso wie eine Charge Nutella aus Deutschland mit 2,3 mg/kg MOAH. Unilever erklärte auf Anfrage von NTV, man nehme die Ergebnisse sehr ernst und prüfe diese intern.
„Die Testergebnisse zeigen, dass es zwar viele Hersteller mittlerweile schaffen, Produkte ohne krebsverdächtige Mineralöle herzustellen, einige jedoch nicht. Knorr-Produkte von Unilever sind in allen untersuchten Ländern teils enorm hoch mit krebsverdächtigen Mineralölen belastet – sie müssen sofort aus den Verkaufsregalen verschwinden. Nutella-Hersteller Ferrero hat offenbar ein Problem mit seiner Qualitätssicherung, sonst dürfte keine einzige Nutella-Charge MOAH enthalten“, so Saskia Reinbeck von foodwatch. Bereits zum dritten Mal deckt die Verbraucherorganisation mit MOAH belastete Produkte auf. Bereits Tests aus 2015, November 2019 und Juni 2020 zeigten Lebensmittel mit erheblichen Mineralölrückständen. Mineralöle gelten als die größte Verunreinigung des menschlichen Körpers. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA beschreibt „aromatischen Mineralöle“ (MOAH) als potenziell krebserregend und erbgutschädigend.
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