Einer Studie des Netzwerks für digitale Gesellschaft "DG21" zufolge ist WhatsApp mit 76 Prozent das meistgenutzte soziale Medium in Deutschland. Doch bald könnte der beliebte Messenger-Dienst kostenpflichtig werden. Das geht aus internen Dokumenten hervor.
Laut dem amerikanischen Technikportal und Mediennetzwerk The Verge richtet Meta - das Unternehmen hinter WhatsApp, Facebook und Instagram - eine Abteilung ein, um "mögliche kostenpflichtige Funktionen" für die sozialen Netzwerke zu entwickeln. So geht es aus einem internen Memo hervor, das an die Mitarbeiter*innen geschickt wurde und The Verge vorliegt.
Die neu geschaffene Abteilung sei Metas erster ernsthafter Versuch, kostenpflichtige Funktionen für seine wichtigsten Apps zu entwickeln. Laut der Statistikplattform Statista kann Meta enorme Nutzerzahlen vorweisen. So würden über zwei Milliarden Menschen weltweit WhatsApp nutzen. Facebook könne 2022 fast drei Milliarden aktive Nutzer*innen verzeichnen und Instagram liege bei ungefähr einer Milliarde User*innen.
WhatsApp: Das könnte sich bald beim Messenger ändern
Die Produktabteilung werde eingerichtet, weil das Anzeigengeschäft von Meta durch Veränderungen der Anzeigenverfolgung bei iOS (Apple) und einen größeren Rückgang der Ausgaben für digitale Werbung stark geschädigt worden sei. Die Abteilung mit dem Namen "New Monetization Experiences" werde von Pratiti Raychoudhury geleitet. Sie war zuvor Forschungsleiterin von Meta.
John Hegeman, der Vizepräsident für Monetarisierung bei Meta, sagte gegenüber The Verge, dass das Unternehmen sein Anzeigengeschäft ausbauen wolle. Es gebe aber keine Pläne dafür, die Nutzer*innen für das Ausblenden von Werbung in den Apps bezahlen zu lassen. "Ich denke, wir sehen Möglichkeiten, neue Arten von Produkten, Funktionen und Erfahrungen zu entwickeln, für die die Leute mit Freude bereit wären zu zahlen", so Hegeman. Welche Funktionen für das Bezahlmodell in Betracht gezogen werden, wollte er allerdings nicht verraten.
Die Gewinne des Meta-Konzerns stammen fast ausschließlich aus Anzeigen. Tatsächliche gebe es auch schon mehrere kostenpflichtige Funktionen in den Meta-Apps. Dennoch habe das Unternehmen die Gebührenerhebung für Nutzer*innen nie priorisiert. Hegeman verneint auch, dass kostenpflichtige Funktionen in naher Zukunft einen großen Teil des Geschäfts ausmachen könnten.
Er sagte aber gegenüber The Verge: "Auf der anderen Seite denke ich, wenn es Möglichkeiten gibt, sowohl neue Werte und bedeutende Einnahmequellen zu schaffen als auch eine gewisse Erweiterung des Angebots zu bieten, wird dies offensichtlich etwas sein, das ansprechend sein wird.“ Längerfristig sieht das Unternehmen bezahlte Funktionen allerdings schon als einen bedeutenderen Teil des Geschäfts an. In den nächsten fünf Jahren könnten sie einen "ziemlich signifikanten Unterschied machen".
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Der CEO Mark Zuckerberg scheint in Bezug auf Bezahlsysteme ebenfalls nicht nur die nähere Zukunft im Blick zu haben. Im Juni 2022 nahm er Bezug auf die schon bestehenden Monetarisierungsmöglichkeiten bei Facebook und Instagram. Dabei versicherte er, dass Meta bis 2024 nicht an den dadurch generierten Einnahmen beteiligt sein würde. Wie es nach 2024 aussehen wird, verschweigt er allerdings. "Wir steuern auf eine Zukunft zu, in der mehr Menschen kreative Arbeit leisten können, die ihnen Spaß macht, und ich möchte, dass Plattformen wie unsere dazu beitragen, dass dies geschieht", schreibt er auf Facebook.