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TikTok Trend: #thatgirl - was dahinter steckt und warum er gefährlich ist


Autor: Svenja Hentschel, Julia Sailer

Deutschland, Dienstag, 23. August 2022

Auf TikTok kursieren immer wieder verschiedenste Trends. Einer davon dreht sich um #thatgirl. Wir verraten euch, was dahinter steckt.
#thatgirl ist auf TikTok ein viraler Hit. Doch was steckt hinter dem Trend?


  • TikTok: Was macht die App aus?
  • Wer benutzt die Video-Plattform?
  • Das steckt hinter dem #thatgirl-Trend
  • Warum der Trend problematisch ist

Das chinesische Videoportal TikTok wird weltweit in über 200 Ländern genutzt. In Deutschland zählt die App inzwischen etwa 23 Millionen aktive Nutze und gehört damit zu den beliebtesten Plattformen des Landes. Weltweit ist TikTok mittlerweile auf über 1,1 Milliarden aktive Nutzer angewachsen und zählt zu den führenden sozialen Netzwerken. Besonders beliebt ist TikTok bei der jüngeren Generation, die durchschnittlich fast 90 Minuten täglich auf der App verbringt.

Wer benutzt TikTok - und wie oft?

TikTok selbst zufolge sind in Deutschland etwa 60 Prozent der Nutzer weiblich. Die Zielgruppe sind vor allem junge Menschen. Insgesamt sind rund 69 Prozent der TikTok-User jünger als 25 Jahre. Offiziell ist die App ab 13 Jahren empfohlen. Unter 18 Jahren braucht man eigentlich eine Zustimmung der Erziehungsberechtigten. Wirklich eingeholt wird die Einwilligung von den Betreiber der App allerdings nicht. Auch das Mindestalter hat laut saferinternet in der Realität nahezu keine Bedeutung, da auch jüngere Kinder die App ohne Problem herunterladen und benutzen können. Im Schnitt öffnen deutsche Nutzer die App zehnmal am Tag und verbringen rund 90 Minuten damit, sich ein Video nach dem anderen anzuschauen.

Was TikTok im Vergleich zu anderen Social-Media-Apps ausmacht, ist vor allem eines: der Algorithmus. Dieser bestimmt darüber, was die Konsumenten auf ihrer sogenannten "For You-Page" sehen. Damit ist die Startseite von TikTok gemeint. Diese wird angezeigt, sobald man die App öffnet. Darauf zu sehen, sind dann Videos, die den eigenen Interessen entsprechen. Die Kurzvideos werden auf der For You-Seite unabhängig davon, ob man den Erstellern folgt, angezeigt. Je länger man TikTok benutzt, desto mehr stellt sich der Algorithmus auf die eigenen Interessen ein. Was dadurch entsteht, wird auch als "Filterblasen-Effekt" bezeichnet. 

Social Media Anbieter haben das Ziel, dass man die Plattformen gerne benutzt. User bekommen daher immer wieder ähnliche Sachen ausgespielt, wie die, die sie sich vorher angesehen haben. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Menschen mehr Zeit auf den Apps verbringen, da ihnen nur Dinge angezeigt werden, die sie selbst interessant finden. "Der Filter der Webseite schafft sozusagen eine Blase, die Filterblase", schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

Immer mehr Kritik an den Trends

Immer wieder entstehen auf TikTok auch sogenannte Trends. Darunter versteht man Videos, die zum viralen Hit auf der Plattform werden. Oft dreht es sich dabei um Videos, die zum Nachmachen animieren, beispielsweise "Challenges", bei denen man eine bestimmte Aufgabe schaffen muss. Diese Trends werden einer Vielzahl an Nutzern ausgespielt und tauchen immer wieder auf den For you-Pages auf. Sie haben also eine sehr große Reichweite.

Einer dieser Trends, der schon längere Zeit auf Social Media kursiert, ist der #thatgirl-Trend. Auch vor TikTok macht that girl ("dieses Mädchen") nicht Halt. Doch worum geht es bei dem Trend?

Die Bewegung ist eine Art Anleitung für junge Frauen, wie sie das perfekte Leben führen können. Ganz oben auf der täglichen To-do-Liste steht da erstmal sehr früh aufstehen, um nichts vom Tag zu verpassen. Während andere gerade einmal ihren ersten Kaffee trinken, hat that girl  bereits ein Workout hinter sich und schreibt gerade fünf Dinge, für die es dankbar ist, in ihr Tagebuch. Zu Essen gibt es bei der perfekten Frau nur gesunde Dinge. Während that girl sehr erfolgreich in seinem Beruf ist, hat es auch eine schlanke Figur und sieht gut aus.

'That-Girl'-Hype: Selbstoptimierung oder Perfektionszwang?

Der vermeintliche perfekte Lebensstil ist dabei nicht ganz unproblematisch. So kritisiert beispielsweise Glanz&Natur auf Instagram vor allem drei Dinge.

  1. Zum einen werde durch den Trend die Realität verzerrt. Es entsteht der Anschein, dass ein gesundes Leben nur auf diese eine Weise funktionieren kann und man sich jeden Tag an den vorgegebenen Ablauf halten muss.
  2. Außerdem werde durch einen Selbstoptimierungswahn suggeriert, dass man selbst "nie genug" sein könne.
  3. Zudem bemängelt das funk-Format fehlende Vielfalt. Es werden nur Körper dargestellt, die gesellschaftlichen Idealen entsprechen. Alles, was von der Norm abweicht, kann nicht #thatgirl sein.

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Oft zu sehen in den Videos sind makellose Wohnungen. Auch der berufliche Erfolg und finanzielle Unabhängigkeit werden als selbstverständlich dargestellt. Ruft man sich ins Gedächtnis, dass der Großteil der TikTok-Nutzer sehr jung und meist noch leicht beeinflussbar ist, erscheint der Trend sehr problematisch. Bezeichnend ist auch, dass es kein Äquivalent des Trends für Männer gibt. Jungen Frauen wird suggeriert, sie müssten das perfekte Leben führen, um erfolgreich und glücklich werden zu können.

Gefahren auf TikTok: Warum Trends gesundheitsschädlich sind 

Eltern wird deshalb empfohlen, ein Auge darauf zu haben, was ihre Kinder sich im Internet ansehen und gegebenenfalls mit Jugendschutz-Einstellungen entgegenzuwirken. Denn neben solchen Trends, die vor allem für die mentale Gesundheit schädlich sind, finden sich der Tagesschau zufolge auf TikTok auch zahlreiche Videos über Depression, Selbstverletzung oder Suizid. Wenn diese zum Nachahmen anregen, kann das noch gravierendere Folgen haben.

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