"Die Kleidung wird an einen zertifizierten Händler verkauft. Die Erlöse fließen in den Gebührenhaushalt und kommen so der gesamten Münchner Bürgerschaft zugute", berichtete AWM-Sprecherin, Evi Thiermann, der AZ-Abendzeitung.
Aber die AWM hat Konkurrenz: Über 1.000 Altkleider-Container sind in München illegal aufgestellt – die Spenden landen nicht bei Hilfseinrichtungen. Statt kommunalem Abfallwirtschaftsbetrieb oder einer karitativen Einrichtung stehen hier Privatfirmen dahinter.
Wer verdient an den Altkleidern?
Und was machen die Verwerter mit den Altkleidern? Gewerbliche Firmen transportieren sie, zu Ballen gepresst, auf dem Seeweg nach Afrika in Länder wie Ghana oder Nigeria. Kritische Stimmen bemängeln, dass ein großer Teil der verschifften Ware unbrauchbar sei und auf dem Müll lande. Gebrauchte Kleider dominieren in Afrika, gleichzeitig sind dort Textil-Abfälle auf den Straßen, an Stränden oder Gewässern ein großes Problem.
Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat die Mengen der aus der EU exportierten Alttextilien ermittelt. In den letzten zwei Jahrzehnten sind sie von etwas über 550.000 Tonnen im Jahr 2000 auf fast 1,7 Millionen Tonnen im Jahr 2019 angestiegen. 2019 landeten 46 % der aus der EU exportierten Alttextilien in Afrika. Die Textilien gehen in erster Linie in die lokale Wiederverwendung, da eine Nachfrage nach billiger gebrauchter Kleidung aus Europa besteht. Eine nennenswerte eigene Textilindustrie gibt es nicht mehr.
Eine französische Dokumentation "Das Geschäft mit den Altkleidern", zu sehen bei arte-tv, rechnet vor: Der Ankauf der gesammelten Altkleider in Frankreich (mit Deutschland vergleichbar) kostet den Händler 130 Euro pro Tonne. Die Kleiderberge gehen dann in eine der vielen Sortieranstalten in Europa. Auf internationalen Märkten verkauft der Händler die sortierte Ware dann für 650 Euro. In Ghana erstehen die kleinen Händler den Ballen sortierter Ware für 1.600 Euro – ein lukratives Geschäft.
Gibt es Alternativen: wohin mit den Altkleidern?
Wer will, dass seine Altkleider weiterhin genutzt werden, sollte zunächst einmal in seiner Stadt Ausschau halten, ob es Alternativen zum Container gibt. Die AWM listet für München beispielsweise fünf gemeinnützige Einrichtungen auf, die gut erhaltene Textilien in ihren Kleiderkammern armen Menschen anbieten. Das sind: Aktion Hoffnung - die Kleiderspende, Bayerisches Rotes Kreuz Kleiderkammer, Caritas Kleiderkammern, Kaufhaus Diakonia, Condrobs Spendenladen. Die Organisationen sind ebenso in anderen Städten in Bayern vertreten.
Außerdem lässt sich gut erhaltene Kleidung über Secondhand-Läden, im Internet und auf Flohmärkten gut weiterverkaufen. Für Baby- und Kinderkleidung finden sich in allen Städten Tauschbörsen.
Am wichtigsten ist es aber, dass der Altkleiderberg nicht weiter anwächst. Deshalb: Gekaufte Kleidung möglichst lange tragen und bei kleinen Schäden ausbessern. Und ganz wichtig: Beim Kauf auf Qualität zu achten, schont die Umwelt und spart am Ende des Tages Geld.
Fazit
Wirf deinen Kleidersack nicht in irgendeinen Container. Verlässliche Altkleidersammler haben das Logo "FairWertung" oder das "BVSE Qualitätssiegel Alttextilsammlung" auf ihren Containern oder mindestens auf der Homepage. In jedem Fall sollte auf dem Metallkasten ein Impressum angebracht sein. Aber auch seriöse Altkleidersammler verkaufen die Altkleider weiter.