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Nachhaltige Bestattungen: Sarg, Urne, im Wald oder auf See - diese Beerdigungen schonen die Umwelt


Autor: Teresa Hirschberg

Franken, Donnerstag, 12. Sept. 2024

Auch nach dem Tod spielt Nachhaltigkeit noch eine Rolle: Denn unterschiedliche Beerdigungsformen schaden mal mehr oder weniger der Umwelt. Diese neun Arten reichen von klassisch bis zu experimentell.
Sarg, Urne, im Wald oder auf hoher See: Bei jeder Bestattungsform stellt sich die Frage, wie stark die Umwelt durch Schadstoffe belastet wird.


Immer mehr Menschen achten auf eine nachhaltige Lebensweise, egal ob bei Kleidung, Essen oder Mobilität. Dass Nachhaltigkeit auch am Lebensende eine große Rolle spielt, liegt für viele aber noch in weiter Ferne.

Kann man überhaupt "nachhaltig sterben"? Mittlerweile gibt es mehrere innovative Bestattungsformen, die eine Alternative zur klassischen Beerdigung mit Erdgrab und Urne bieten.

Erdbestattung im Sarg: So läuft sie nachhaltig ab

Die Erdbestattung in einem Sarg gilt inzwischen als wenig umweltfreundlich. Man kann die Umweltbelastung aber reduzieren, indem man bei der Wahl des Sarges auf recycelfähige, unbehandelte Materialien setzt.

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Dazu zählen Holz, Pappe, Korb oder etwas ausgefallener Bambus, Bananenblätter und Weide. Allerdings sind regionale Stoffe zu bevorzugen. Auch die Innenausstattung sollte nachhaltig sein, zum Beispiel aus Bio-Baumwolle.

Bei der Kleidung des Verstorbenen sollte man ebenfalls auf Naturgewebe statt Kunstfasern setzen. Zahnplomben belasten die Umwelt ebenfalls stark.

Feuerbestattung: Alternative mit mehreren Haken für die Umwelt

Auch die Feuerbestattung ist in puncto Nachhaltigkeit nicht optimal: Ein Sarg muss hergestellt und transportiert werden, bei der Verbrennung selbst wird viel Energie verbraucht und CO₂ ausgestoßen. Zumindest belastet die Asche des Verstorbenen den Boden und das Grundwasser weniger als ein kompletter Körper während der Verwesung. Auch Urnen gibt es aus nachhaltigen Materialien wie Weide oder Bambus.

Waldbestattung: anonym und der Natur ganz nah

Friedwald, Urnenwald, Bestattungswald oder Ruheforst: Es gibt viele Namen für dieses naturnahe Beerdigungsprinzip, bei dem Urnen im Wald im Wurzelbereich von Bäumen eingesetzt werden.

Die Bestattung erfolgt oft anonym. Wichtig ist, dass die Urnen aus einem Material bestehen, das komplett abbaubar ist. Anhand eines Metalldeckels lassen sich die Urnen später noch orten.

Seebestattung: nur unter strengen Bedingungen erlaubt

Damit die Asche eines Verstorbenen auf hoher See verstreut werden darf, müssen mehrere Kriterien erfüllt sein: Flüsse und stehende Gewässer sowie Gebiete für Fischerei und Wassersport sind tabu. Die Urne muss leicht wasserlöslich sein (z.B. aus Salz oder Pappmaché), Blumenkränze als "Grabschmuck" sind verboten, die persönliche Verbindung des Verstorbenen zur See muss zudem nachgewiesen werden.

Leichnam kompostieren? So läuft die "Reerdigung" ab

Eine neue Bestattungsform, die bisher in Deutschland nur in Schleswig-Holstein erlaubt ist, ist die sogenannte Reerdigung. Dabei wird der Körper zusammen mit Blumen, Gras, Stroh, Heu und Aktivkohle 40 Tage lang in eine Metallkiste, den "Kokon", gelegt und sozusagen kompostiert. So soll sich der Körper in Hummus verwandeln, der dann Erde beigemischt und auf Friedhöfen verteilt wird.

Die Methode ist aber umstritten, da unterschiedliche Fachmeinungen dazu vorherrschen, ob sich der Leichnam in dieser Zeitspanne wirklich vollständig zersetzen kann.

Die Bestattungsformen der Zukunft? Das hat es mit Promession und Co. auf sich

Bei der Alkalischen Hydrolyse wird der Leichnam in einem Druckbehälter in starker Lauge und bei hoher Temperatur zersetzt und dann im Abfluss entsorgt. Der Prozess dauert nur wenige Stunden.

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Was sich pietätlos anhören mag, wird in Großbritannien, Kanada und Australien bereits praktiziert. Die Methode gilt als umweltfreundlichste Bestattungsform, da hier wenig Wasser und Energie verbraucht und kaum Schadstoffe ausgestoßen werden.

Bei der Promession wird der Leichnam bei knapp -200 Grad in einem Stickstoffbad abgekühlt und anschließend kompostiert. Der Körper wird durch die Gefriertrocknung zu einem feinen Granulat, das dann im Rahmen einer Seebestattung verstreut wird. In Europa ist diese Bestattungsform aber nicht erlaubt.

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Eine besondere Form der Seebestattung sind "Reef Balls": Dabei wird die Asche mit Beton vermischt und zu Kugeln geformt. Diese enthalten viele Öffnungen, in denen sich dann in Korallenriffen Meerestiere ansiedeln können. Was sich tierfreundlich anhört, ist aber nur bedingt nachhaltig – denn Beton verbraucht bei der Produktion enorm viel Energie.

Sogenannte "Sky Burials", also Himmelsbestattungen, werden in Teilen Asiens praktiziert. Damit der Leichnam der Tierwelt zugutekommt, wird er nackt im Gebirge abgelegt und dient als Nahrungsquelle für Geier und andere Tiere. Später werden die zurückgelassenen Knochen eingesammelt, zermahlen und an kleinere Vögel verfüttert.

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