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Weil die Rente nicht reicht: Mehrheit würde länger arbeiten


Autor: Dominik Jahn

Deutschland, Montag, 30. Juni 2025

Viele Arbeitnehmer sind bereit, länger zu arbeiten, doch Experten zweifeln an der Effektivität der vorgeschlagenen Maßnahmen.
Arbeitnehmer in Deutschland sind besorgt über die gesetzliche Rente und erwägen häufig, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten, um ihren Lebensstandard zu sichern, so eine YouGov-Umfrage Ende Mai.


Das Vertrauen in die gesetzliche Rente ist in Deutschland nicht mehr besonders groß. Dass das Geld im Ruhestand reicht, daran glauben inzwischen die wenigsten Menschen. In einer YouGov-Umfrage für die Postbank zeigt sich, dass fast drei Viertel der Erwerbstätigen mit einer zu geringen Rente rechnen. 54,3 Prozent der 1163 Befragten wären demnach dazu bereit länger zu Arbeiten, um ihren Lebensstandard erhalten zu können.

Bis zur Vollendung des 70. Lebensjahres wären sie demnach bereit überwiegend in Teilzeit zu arbeiten. Schon bei einer Umfrage von inFranken.de aus dem März dieses Jahres hat sich die Stimmungslage in Bezug auf die Rente gezeigt. Bei über 6000 Teilnehmer haben inzwischen 70 Prozent angegeben, dass es sich unsicher anfühlt. 

Effekt von Aktivrente zu gering?

Die YouGov-Umfrage zeigt aber laut eines Berichts der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auch, dass jeder Fünfte aus der Gruppe der Arbeitswilligen (19,8 Prozent), nur dann weiter arbeiten würde, wenn er dann mehr verdienen würde. Ein Drittel der Befragten lehnt eine längere Erwerbstätigkeit im Alter ab.

Die Bundesregierung möchte mit der sogenannten Aktivrente mehr Senioren dazu zu bewegen sich weiter im Berufsleben aufzuhalten. Die Bundesbank und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung zweifeln am Effekt der Pläne

Unter anderem im Monatsbericht der Bundesbank heißt es dazu, dass man von Seiten der Politik zwar das Arbeiten im Ruhestand steuerlich fördern möchte, "um Anreize für eine längere und höhere Erwerbsbeteiligung zu setzen. Studien legen diesbezüglich allerdings nur geringe Effekte nahe".

Milliarden für stabile Rente: Große Zweifel 

Auch das neue Rentengesetz zur Stabilisierung kommt nicht überall gut an. Das Rentenniveau soll mit einem Milliarden-Paket bis zum Jahr 2031 bei 48 Prozent gehalten werden. Für Sozialverbänden, Arbeitgeber und Gewerkschaften sind die Überlegungen aber unzureichend

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Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hätte sich mehr erhofft: "Auch wenn ein stabiles Rentenniveau bei 48 Prozent alle Generationen besser absichert, reicht es aber insgesamt nicht."

In der YouGov-Umfrage halten fast zwei Drittel (63 Prozent) der insgesamt 2.069 Ende Mai befragten Erwachsenen die Verwendung von Steuergeldern zur Stabilisierung der gesetzlichen Rente für richtig. Mehr als jeder Zweite (57,3 Prozent) hat aber auch Zweifel daran, dass Steuereinnahmen das Rentenniveau langfristig stabil halten können.

70 Prozent wünschen sich Geldanlagen – Experten üben aber Kritik an Frühstart-Rente 

Etwa die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer gab an, auch private Vorsorge für einen finanziell möglichst unbeschwerten Ruhestand zu treffen. 

Fast 70 Prozent fänden es demnach gut, wenn der Staat die Geldanlage in Wertpapiere wie Aktien und Fonds zur Altersvorsorge fördern würde – auch schon bei Kindern und Jugendlichen. 

Hier setzt die Regierung auf das geplante Modell der Frühstart-Rente. Doch auch diese Maßnahme hat laut Experten große Schwächen. Immer wieder gibt es Bedenken zur Wirksamkeit und Finanzierung