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Rente: Reform nach der Wahl – Eintrittsalter 68 nicht mehr ausreichend?


Autor: Dominik Jahn

Deutschland, Dienstag, 18. Februar 2025

Ein führender Ökonom warnt, dass finanzielle Zuschüsse und die aktuelle Altersvorsorgestrategie nicht ausreichen könnten.
Die Notwendigkeit einer Rentenreform wird deutlich, da Experten wie Niklas Potrafke für eine Erhöhung des Renteneintrittsalters über 68 Jahre hinaus plädieren, um finanzielle Engpässe auszugleichen.


Egal wie die Bundesregierung nach der Wahl aussehen wird, die Experten sind sich in einer Sache einig: Beim Thema Rente muss eine Reform her. Von Niklas Potrafke kommt jetzt eine klare Aussage zu den dringlichen Aufgaben der Politik.

Der Professor für Volkswirtschaftslehre an der LMU München und Leiter des Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie am Münchner ifo Institut hat sich in einem Interview mit der Wirtschaft Woche sehr deutlich positioniert – besonders beim Renteneintrittsalter.

Rente mit 68 reicht längst nicht mehr aus

Glaubt man Potrafke dann wird die Rente mit 68 längst nicht mehr ausreichen: "Wir brauchen sehr schnell eine massive Erhöhung des Renteneintrittsalters um mehrere Jahre. Es geht nicht anders. Mir ist klar, dass dies von der Bevölkerung gegenwärtig abgelehnt wird und die Politik daher davor zurückschreckt."

Die Forderung ist nicht neu. Im Januar dieses Jahres hatte sich bereits Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) dafür ausgesprochen, dass die Anhebung des Eintrittsalters in die Rente "kein Tabu-Thema" mehr sein darf. Hatz forderte damals die Rente ab 68. 

Für Niklas Potrafke darf es dann eben noch weitergehen: "Die große Herausforderung ist, den Menschen die drastischen Folgen des demografischen Wandels auf das Rentensystem und die Staatsfinanzen klarzumachen. Wenn die Bevölkerung die dringend nötigen Reformen einfordert, werden die Politiker sie umgehend umsetzen." Beiden reichen die ohnehin angesetzten Anhebungen des Rentenalters nicht aus. Erst zum Jahreswechsel ist es um weitere zwei Monate erhöht worden

Finanzierung der Rente ist zentrales Problem

Für den Experten muss die Rentenpolitik bei der zukünftigen Regierung im Zentrum jeder Haushaltssanierung stehen. Das ganz große Problem hinter der Rente ist für ihn die Finanzierung: "Der Rentenzuschuss aus dem Bundeshaushalt bewegt sich in Richtung 130 Milliarden Euro pro Jahr, das ist der mit Abstand größte Einzelposten im Etat. Die Renten werden mit zu viel Steuermitteln bezuschusst."

Den meisten Bürgern sei laut Potrafke gar nicht bewusst, dass "diese Zuschüsse sind – sie also zu den Beitragszahlungen in die Rentenkasse dazukommen, um die massiven Rentenzahlungen zu finanzieren".

Ganz klar müsse man daher "den Renteneintritt an die Lebenserwartung zu koppeln".

Ifo-Institut Dresden und den Wirtschaftsweise einig beim Rentenalter

Auch beim Ifo-Institut Dresden und den Wirtschaftsweisen ist man sich einig bei der Altersgrenze für die Rente. Das Rentenalter muss an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden. 

Das Institut verweist zudem auf andere Länder als gute Beispiele. Die Niederlande mache es Deutschland vor, wie es mit dem Ruhestand richtig geht: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente.

Altes Rentensystem funktioniert nicht mehr

Das Rentensystem, so wie es ursprünglich angelegt war, funktioniert demnach nicht mehr. Da ist sich der Professor für Volkswirtschaftslehre sicher.

Potrafke: "Die Lage ist ernst. Die Gesellschaft hat sich entschieden, nur noch wenig Kinder zu bekommen. Die gegenwärtig 60-Jährigen haben nicht dafür gesorgt, dass das Umlagesystem der Rentenversicherung durch genügend nachkommende Beitragszahler finanzierbar bleibt."

Es fehlen ganz einfach genügend Junge, die mit ihren Beiträgen die Renten der Alten finanzieren: "Mit den Konsequenzen gilt es nun umzugehen."

Immerhin gibt es Grund zur Freude für rund 2,5 Millionen Beschäftigte in Deutschland: Ab Februar gibt es 5,5 Prozent mehr Gehalt für eine bestimmte Gruppe. Die Verbraucherzentrale hat vor wenigen Tagen ein neues Buch veröffentlicht, das sich speziell an Rentner und Pensionäre richtet, die ihre Steuererklärung für das Jahr 2024 vorbereiten müssen. Der Ratgeber mit dem Titel Steuererklärung für Rentner und Pensionäre 2024/2025 soll helfen, den Durchblick im komplexen Steuerrecht zu behalten und mögliche Steuervorteile zu nutzen. Erhältlich ist er im Buchhandel und unter anderem bei Thalia* oder bei Amazon*.

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