Druckartikel: Mindestlohn reicht in großen deutschen Städten nicht für Rente über Grundsicherung

Mindestlohn reicht in großen deutschen Städten nicht für Rente über Grundsicherung


Autor: Dominik Jahn

Deutschland, Mittwoch, 29. November 2023

Der Mindestlohn müsste nicht nur in München deutliche höher sein, für eine ausreichende Rente – ganze vier Euro fehlen hier.
München ist eine der Großstädte, in denen der Mindestlohn nicht für eine Rente über der Grundsicherung reicht.


Was muss man verdienen, um im Alter eine Rente zu bekommen, die zum Leben reicht. Renten über der Grundsicherung sind dabei nicht ganz so leicht zu erreichen. Hinzu kommt, dass die finanzielle Absicherung im Ruhestand abhängt vom Wohnort. 

Aus einem Bericht des Wochenmagazins Stern geht hervor, dass der Linken-Abgeordnete Pascal Meiser eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt hat. Die Antwort liegt dem Magazin exklusiv vor. Demnach reicht in den zehn größten deutschen Städten der aktuelle Mindestlohn nicht für eine Rente über dem Mindestniveau der sozialen Absicherung aus.

Zusammenhang von Rente und Mindestlohn 

Zuletzt hatte die Deutsche Rentenversicherung (DRV) versucht, Druck aus dem Thema „Rente in Armut“ zu nehmen, wie inFranken.de berichtet hat. Viele Darstellung dazu seien falsch. Es werde demnach der Eindruck vermittelt, „gegen das Risiko von Armut im Ruhestand schütze selbst jahrzehntelange Arbeit in Vollzeit nicht mehr“. 

Laut Stern-Beitrag und den Angaben des Bundesarbeitsministeriums, „müssten Arbeitnehmer zwischen 12,72 und 16,14 Euro brutto pro Stunde verdienen, um durch ihren Lohn und ohne zusätzliche Sozialleistungen auf eine Rente zu kommen, die der Höhe der Grundsicherung im Alter in diesen Städten entspricht“. Der Mindestlohn liegt aktuell bei zwölf Euro. 

Anfrage zum notwendigen Stundenlohn für Rente über Grundsicherung

Eine einfache Renten-Rechnung, die ebenfalls eine Verknüpfung zwischen Arbeitsmarkt und Rente aufzeigt, kam kürzlich von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Doch wie kann es sein, dass in einigen Städten der Mindestlohn nicht für eine Rente über der Grundsicherung ausreicht?

Grundsicherung

Laut Definition des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) haben "Personen, die die Altersgrenze erreicht haben und auf Dauer ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenen Einkommen bestreiten können, Anspruch auf Leistungen der Grundsicherung im Alter. Das Ganze richtet sich nach dem vierten Kapitel des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XII). 

Wie der Stern schreibt, wollte der Linken-Abgeordnete Meiser mit seiner Anfrage wissen, was eine Person, die 45 Jahre lang Vollzeit arbeitet, in diesen Städten verdienen müsste, um später eine entsprechend gute Nettorente zu bekommen. In München etwa wären das dann den Berechnungen zufolge 16,14 Euro brutto – ein Stundenlohn, der laut Artikel deutlich über dem momentanen Mindestlohn von 12 Euro liegt.

Hier reicht der Mindestlohn nicht für gute Renten – die Städte im Überblick

Für Menschen, die einen solchen Lohn eben nicht erreichen und damit eine niedrige Rente bekommen, gibt es Unterstützung. Wer lange gearbeitet hat, dabei aber unterdurchschnittlich verdient hat, der kann seit 2021 einen Zuschlag bekommen – die Grundrente.

Grundsicherung für Rentner - Rentenversicherung deckt falsche Darstellungen auf

Bei der Antwort des Ministeriums zeigt sich, dass mit dieser Hilfe der Mindestlohn in Berlin, Düsseldorf, Leipzig, Dortmund und Essen ausreicht für die Grundsicherung. In anderen großen Städten sieht das aber ganz anders aus. Hier reicht der Mindestlohn nicht mehr aus. Erst mit Sozialleistungen, so heißt es im Stern-Artikel, wie etwa das Wohngeld, also einen Zuschuss zur Miete, dürften die Menschen dort dann über den genannten Schwellen liegen:

  • Stuttgart
  • Frankfurt am Main
  • Köln
  • München
  • Hamburg

Mindestlohn muss steigen – Vertrauen in die Rente schwindet 

Kein Wunder, dass das Vertrauen in die Rente schwindet. Viele Menschen gehen davon aus, dass ihnen das Geld im Alter mit dem aktuellen Rentensystem nicht reichen wird. Ein weiteres Problem: Es gibt Zusatz-Geld zur Rente, aber die wenigsten Rentner wissen davon

Mit Blick auf den Arbeitsmarkt und den Angaben der Bundesregierung, erklärt die Co-Vorsitzende der Grünen, Ricarda Lang gegenüber dem Stern: "In unserem Land sollte jeder von seinem Lohn leben können, das ist ein Gebot der Fairness und Wertschätzung. Dafür muss der Mindestlohn weiter steigen – gerade mit Blick auf gestiegene Lebenshaltungskosten und Mieten."