Kreditzinsen explodieren: Was Häuslebauer jetzt beachten müssen

3 Min
Dispokredite - Kontoüberziehung
Eine Folge der Zinswende: Ratenkredite sind jetzt deutlich teurer. Doch Dispokredite stellen alles in den Schatten.
Dispokredite - Kontoüberziehung
Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa (Symbolbild)

Die Zinswende ist da - und ihre Folge sind explodierende Zinsen bei den Krediten. Trotz Kaufzurückhaltung und steigender Preise nehmen Verbraucher*innen wieder mehr Ratenkredite auf. Doch das kann teuer werden.

  • Ratenkredite sind jetzt deutlich teurer
  • Hausbauende bekommen deutlich weniger Baugeld für ihre Zinsen
  • Der Dispokredit stellt alles in den Schatten
  • Die Entwicklung der Finanzmärkte als Hintergrund der Zinswende

Es gibt drei Entwicklungen bei den Ratenkrediten: Ihre Anzahl steigt, sie verteuern sich und es geht vor allem um kleinere Beträge. Insgesamt gibt es viel Bewegung bei den Krediten. Es lohnt sich deshalb, genau hinzuschauen.

Entwicklung durch Zinsanstieg: Ratenkredite sind jetzt deutlich teurer

Die Zinsen für Kredite steigen rasant. Ein Ende ist nicht abzusehen. Wer Geld für ein neues Auto, die Einbauküche oder ein Notebook braucht, muss entweder sparen oder sich das Geld von der Bank oder Sparkasse besorgen. Dafür muss die Kundschaft seit dem Frühjahr 2022 deutlich mehr bezahlen. Das gilt gleichermaßen für Ratenkredite, dem Dispo auf dem Konto und ebenso für Immobilienkredite.

Im Durchschnitt sind Kredite heute 35 Prozent teurer als Anfang dieses Jahres, errechnete das Vergleichsportal Verivox. Verivox hat für seine Analyse knapp eine Million eigene Finanzierungsangebote ausgewertet. Bei den günstigen Kreditinstituten sind die Zinsen im Oktober sogar 65 Prozent höher als noch im Januar. Wie die Befragung bei 13 Banken zeigt, erwartet die Mehrheit der Geldhäuser in den nächsten Monaten weiter steigende Zinsen.

Und das sind die aktuellen Zinsen: Anfang des Jahres lagen die Ratenkredit-Zinsen im Marktdurchschnitt noch bei 4,98 Prozent. Seitdem sind sie auf aktuell 6,72 Prozent gestiegen (Stand Anfang Oktober 2022). Nach Angaben der Schufa steigt die Zahl der Ratenkredite wieder: 2021, also noch vor der massiven Verteuerung, kamen rund sieben Millionen Verträge neu zustande. Ob der Trend in 2022 anhält, bleibt abzuwarten. Der Anteil von Ratenkrediten unter 1.000 Euro an den neu abgeschlossenen Krediten stieg dabei von 19,9 auf 29,5 Prozent. Der Trend zu Kleinstkrediten lässt sich vor allem bei jüngeren Verbraucher*innen beobachten. 

Hausbauende bekommen deutlich weniger Baugeld für ihre Zinsen

Nicht besser sieht es bei den Hypotheken-Zinsen aus. Ein Darlehen mit einer Laufzeit von 10 Jahren musst du aktuell (Stand: Oktober 2022) mit 3,8 Prozent Zinsen veranschlagen. Das ist heute mehr als dreimal so viel wie vor exakt einem Jahr, als im Schnitt ein Prozent fällig war.

Laut Interhyp, Deutschlands größter Vermittler privater Baufinanzierungen mit Sitz in München, ließ sich im Oktober 2021 mit einer Monatsrate von 1.000 Euro noch ein Darlehen über rund 300.000 Euro aufnehmen (Zinssatz 1 Prozent, 3 Prozent Tilgung). Aktuell sieht das anders komplett anders aus: Für 1.000 Euro Zinsbelastung bekommst du einen Darlehnsbetrag von knapp 180.000 Euro (Zinssatz 3,8 Prozent, 3 Prozent Tilgung).

Mirjam Mohr, Mitglied des Vorstands der Interhyp AG, erwartet, dass damit nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Immobilieninteressierte müssen weiter mit leicht steigenden Zinsen rechnen. Bis Jahresende erwartet sie ein Zinsniveau von rund vier Prozent. Als Treiber sieht sie die Inflation, die gestraffte Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und die hohen Renditen für deutsche Staatsanleihen.

Der Dispokredit stellt alles in den Schatten

Die Dispozinsen, die Inhaber*innen von Girokonten für eine Kontoüberziehung im vereinbarten Rahmen zahlen müssen, haben sich nach Zahlen der Verbraucherplattform Biallo, ebenfalls nach oben verändert. Im Durchschnitt ist der Dispo-Zins auf 10,1 Prozent gestiegen, berichtet die FAZ. Nach Angaben der Internetplattform Smava sind davon 6,6 Millionen Konteninhaber*innen betroffen.

Commerzbank, HypoVereinsbank, DKB - viele Institute haben diese Dispozinsen in den vergangenen Wochen erhöht, wie die Internetplattform Konto.org recherchiert hat. Den größten Zinssprung haben zwei Kontenmodelle der Deutschen Kreditbank (DKB) gemacht: bei ihrem "DKB Girokonto Standard" stieg der Zinssatz für den Dispositionskredit um 2,7 Prozentpunkte bzw. 37,7 Prozent von 7,2 auf 9,9 Prozent und beim "DKB Girokonto Aktiv" ebenso um 2,7 Prozentpunkte aber 41,2 Prozent von 6,6 auf 9,3 Prozent.

Dispokredite gewinnen in den nächsten Monaten an Bedeutung, weil hohe Energierechnungen die Verbraucher*innen im Laufe des Winters in den Dispo treiben. Zum Jahresanfang 2022 sollen rund sechs Millionen Deutsche ihr Konto überzogen haben, wie die Internetplattform Smava berichtet. Das wären 17 Prozent mehr als vor Jahresfrist.

Die Entwicklung der Finanzmärkte als Hintergrund der Zinswende

Das Ende des billigen Geldes hatte die Europäische Zentralbank unter dem Eindruck der fast zweistelligen Inflationsrate (im September 2022: 10 Prozent) eingeläutet. Die EZB hatte im Juli erstmals seit 16 Jahren die Leitzinssätze um jeweils 0,5 Prozentpunkte erhöht und damit die Ära der Negativzinsen beendet. Anfang September wurden die drei Leitzinssätze dann um jeweils 0,75 Prozentpunkte angehoben. Das war die stärkste Erhöhung seit Einführung des Euros. Als Folge dieser veränderten Fiskalpolitik sind auch die Zinsen für alle Kreditarten deutlich in die Höhe geschossen.

Amazon-Bestseller: Intelligent Investieren - Das Standardwerk zum Thema 'Value Investing'

Banken sind jetzt strenger bei der Kreditprüfung: Verändert haben sich die Vergabe-Richtlinien. Es gelten in der Regel strengere Maßstabe zur Kreditwürdigkeit (Bonität). Konkret kann das heißen: Kreditinteressierte müssen ein höheres Mindesteinkommen nachweisen. Größere Überschüsse in der monatlichen Haushaltsrechnung helfen ebenfalls. Fünf der von Verivox befragten Banken haben bereits ihre Richtlinien für die Kreditvergabe verschärft. Weitere drei Institute planen dies zu tun.

Kannst du dem Zinsanstieg entkommen? Nein. Wenn du jetzt einen Kredit aufnimmst, musst du das teurer bezahlen. Die einzige Möglichkeit, die du hast, ist ein Vergleich der Kreditkonditionen. Die Kreditprüfung bei den Banken ist unterschiedlich und gerechnet wird überall anders. Deshalb lautet der Rat von Verivox*: Bei mehreren Banken eine Finanzierungsanfrage stellen. Das Vergleichsportal rechnet vor, was das finanziell bringen kann: Wer einen Ratenkredit über 20.000 Euro mit 5 Jahren Laufzeit zum durchschnittlichen Marktzins von 6,7 Prozent abschließt, muss dafür insgesamt 3491 Euro Zinsen zahlen. Bei einem günstigen Kredit zum Zinssatz von 4,9 Prozent wären die Gesamtkosten 949 Euro niedriger.

Fazit

Die Zeiten, in denen du sogar bis zu 1000 Euro-Cashback bei der Kreditaufnahme bekommst, sind vorbei. Wer Geld leihen will, sollte überlegen, ob dies unbedingt notwendig ist. Manchmal ist es sinnvoller, zu sparen, und den Konsumartikel dann mit Preisvorteil zu erhalten, statt ihn sofort zu kaufen. Das macht glücklicher, als Schulden anzuhäufen. 

Hast du dir auch schon einmal die Frage gestellt, ob es erlaubt ist, auf der Straße gefundenes Geld einfach zu behalten? Die Antwort liest du hier. Übrigens ist es nicht verboten, Bargeld zu Hause zu horten - es birgt aber Risiken. Auch deshalb haben wird ungewöhnliche Geld-Verstecke gesammelt: So kannst du Bargeld zu Hause vor Dieben sichern.

Artikel enthält Affiliate Links