Zwei bis drei Millionen Schließfächer gibt es nach Schätzungen in Deutschland.
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Schmuck, Geld, Sammlerstücke, Datenträger, Wertgegenstände – das alles sammeln Bürger in ihren Bankschließfächern. Aber ganz so anonym und sicher, wie einige sich das vorstellt, sind die Schrankfächer in den Tresoren nicht.
Bankenschließfächer gelten als sicher. Fragt man die Deutschen nach dem sichersten Ort für Wertsachen, kommt als Antwort: das Bankschließfach. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Deutschen Börse, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid. Laut dieser Umfrage möchten 72 % der Befragten ihre Wertsachen im Tresor der Bank aufbewahren. Gefolgt von einem gesicherten Safe zu Hause. Aber wie funktioniert das mit Schrankfächern, sind die wirklich absolut sicher und anonym?
Wie sicher ist das Bankschließfach wirklich?
Es gibt keine absolute Sicherheit, auch nicht im Tresor einer Bank. Dass Schließfächer vor Einbrechern nicht sicher sind, zeigt ein Fall aus Berlin-Steglitz. Am 14. Januar 2013 hatten Täter in einem filmreifen Bankraub unbemerkt einen 45 Meter langen und 1,50 Meter hohen Tunnel zum Tresorraum der Volksbank gegraben. Die Buddel-Aktion dauerte vermutlich ein Jahr. Von 1.300 Schließfächern brachen die Diebe 294 auf. Von einer Tiefgarage aus, wo sie drei abgetrennte und nicht einsehbare Garagenplätze anmieteten, gelangten sie in die Volksbank. Der Wert der Beute wird auf 10 Mio. Euro geschätzt.
Die Berliner Polizei setzte auf den Fall die "Sonderkommission Tunnel" an, die zehn Kriminalbeamte umfasste. Die Täter legten nach ihrem Bruch Feuer, um so möglichst viele Spuren zu verwischen. Dass die Kunden in den Fächern nicht nur Bargeld, Wertpapiere und Schmuck aufbewahrten, sondern auch finanziell wertlose Gegenstände, erklärt Nancy Mönch von der Berliner Volksbank in der Berliner Morgenpost mit dem Satz: "Wir sagen unseren Kunden immer: Packen Sie alles rein, was ihnen lieb und teuer ist".
Für die meisten Kunden gibt es bis heute keine Entschädigung, weil sie keine Schließfach-Versicherung hatten. Der Berliner Anwalt Michael Plassmann vertritt einige der Bankkunden, deren Fächer die Tunnelräuber leerten. Natürlich fragen sich die Kunden, "warum sie überhaupt ein Bankschließfach hatten, wenn das am Ende nicht sicherer ist als der Platz unter ihrer Matratze", erläuterte er dem Online-Magazin Legal Tribune. Die ausgesetzte Belohnung von 25.000 Euro führte nicht zur Ergreifung der Täter. Bis heute fehlt von den Tätern jede Spur, die Ermittlungen der Polizei führten ins Leere. Der Steglitzer Tunnelraub bleibt eines der großen Rätsel der Berliner Kriminalitätsgeschichte. Der Fall ist inzwischen verjährt.
Volksbank Bamberg-Forchheim ist mit seinen Schließfächern gut aufgestellt
Berlin-Steglitz ist kein Einzelfall. Bankkunden in Dresden, Hamburg-Norderstedt, im saarländischen Völklingen oder in Straßburg im Landkreis Märkisch-Oderland, um nur vier weitere Tatorte zu nennen, mussten die gleichen Erfahrungen machen: Ihre Schließfächer knackten Einbrecher. Überall die gleiche Masche: Die Diebe kamen unbemerkt in den Tresorraum und bedienten sich an den Schrankfächern.
Die Berliner Volksbank überlegt, Konsequenzen aus dem Einbruch zu ziehen. "Aufgrund des gestiegenen Überfallrisikos und des damit verbundenen hohen Risikos für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir uns zunehmend aus dem Geschäftsmodell 'Schließfach' herausziehen", kündigt Andreas Schönfeld, Vertriebsmanager bei der Berliner Volksbank, im Handelsblatt an. Schließfächer sind offensichtlich kein Kerngeschäft der Bank.
Trotz der Risiken ist die Nachfrage nach Tresorfächern ungebrochen hoch. Ein Experte des privaten Schließfachanbieters Trisor, schätzt die Zahl der Schrankfächer im Wirtschaftsmagazin Capital auf zwei bis drei Millionen. Die Nachfrage wird nicht zuletzt dadurch befeuert, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt. Bernd Froese, Bereichsleiter Vertriebsmanagement bei der Volksbank in Bamberg-Forchheimund verantwortlich für die Schließfächer des Instituts, bestätigt, dass es Bedarf nach Bankfächern gibt. Auf Nachfrage berichtet er, dass die Volksbank "in 33 Filialen diesen Service im Angebot hat". Und über mangelnde Nachfrage kann er nicht klagen: "Wir sind gut ausgelastet, Bankschließfächer sind nachgefragt."
Mit mindestens 100 Euro Schrankgebühr im Jahr musst du rechnen
Bernd Froese spricht auch über die Kosten, die für ein Fach im Tresor der Bank anfallen. "In der Breite sind alle Tresorfächer gleich". Sie sind etwas größer als eine DIN-A4-Seite. "Entscheidend ist die Höhe: 10 Zentimeter ist das kleinste Schließfach bei der Volksbank und kostet 100 Euro pro Jahr." Die Kategorie zwei ist 20 Zentimeter hoch, zum Preis von 200 Euro im Jahr, und die Kategorie drei ist 30 Zentimeter hoch und kostet 300 Euro im Jahr. "Die Kategorie drei haben wir allerdings in 11 Zweigstellen nicht."
Weiß die Bank eigentlich, was ihre Kunden in den Fächern aufbewahren? Froese verweist auf die "Sonderbedingungen", die jeder Kunde ausgehändigt bekommt. Darin steht, dass die Bank von dem Schrankfachinhalt keine Kenntnis nimmt. "Wir haben keine Ahnung, ob der Kunde in seinem Schließfach Geld, Gold, sein Testament, Schmuck, wertvolle Uhren oder eine Münzsammlung verwahrt." Firmen sichern übrigens im Bankfach gerne ihre Datenträger (Festplatten, USB-Sticks oder Speicherkarten).
Für Thomas Rienecker, Pressesprecher beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband in Berlin, sind Schließfächer eine sichere Option für die Lagerung von Wertgegenständen und wichtigen Dokumenten. "Sie sind besonders sinnvoll für Personen, die zu Hause keinen ausreichenden Schutz für ihre Wertsachen haben oder zusätzliche Sicherheit für besonders wertvolle oder unersetzliche Gegenstände suchen", erläutert der Pressesprecher auf Nachfrage gegenüber inFranken.de. Für Froese ist klar: "Die Alternative wäre, ich schaffe mir einen Safe an. Im Bankschließfach sind die Dinge sicherer verwahrt als zu Hause."
Die Angebote jenseits der Banken
Nicht nur Banken verwahren Wertsachen im Auftrag in ihren Tresoren. Inzwischen gibt es Anbieter jenseits einer Bank, wie Asservato, Trisor oder Safe Lounge, die in das Geschäft eingestiegen sind. Im Gegensatz zu den Banken, sind die "alternativen Anbieter" meistens nur in den Großstädten und in den Ballungszentren zu finden. Einer ihrer Werbesprüche lautet: "Wie ein Bankschließfach, aber ohne Bank" (Safe Lounge). Die Firmen buhlen um Kunden mit besonderem Service: Loungebereich, 24-Stunden-Service an sieben Tagen, kein Konto.
Die "Stiftung Warentest" hat bereits 2021 in einem Report zu den Schließfächern 12 "alternative Anbieter" untersucht. Hinzu kamen noch 40 Banken. Ergebnis des Test-Teams: "Bei Mietpreis und Leistungsumfang gibt es große Unterschiede". Damals verlangte die Volksbank Köln für das kleine Modellschließfach der Stiftung 31 Euro pro Jahr von den eigenen Bankkunden. Das teuerste Angebot offerierte die Sparda-Bank Südwest mit 120 Euro Mietkosten für das ganze Jahr.
Ein weiteres Ergebnis der Recherche: Die Tresoranbieter jenseits der Banken und Sparkassen sind meistens teurer als Kreditinstitute. Einige verlangen neben der Jahresgebühr auch noch eine Eröffnungsgebühr. Insgesamt zeigten sich bei den 12 "alternativen Anbietern" große Preisunterschiede. Der günstigste Anbieter (Philoro Edelmetalle) liegt bei einer Jahresgebühr von 120 Euro, der teuerste bei 416 Euro plus 69 Euro Einrichtungsgebühr (EMS Werteinlagerung). Die Stiftung rät zur Vorsicht: "Die Preise sind nicht eins zu eins vergleichbar."
Wann lohnt sich eine Schließfachversicherung?
Bei der Frage, ob du den Inhalt des Schließfachs gegen Diebstahl, Feuer und Überschwemmung versichern sollst, scheiden sich die Geister. Die meisten Tresor-Kunden machen das nicht. Sie vertrauen darauf, dass sie im Schadensfall der Bank ein Verschulden, "grob fahrlässiges Verhalten" oder "Leichtfertigkeit" nachweisen können. In diesem Fall haftet das Kreditinstitut in unbegrenzter Höhe. Den Nachweis zu führen ist aber nicht ganz einfach und nicht immer erfolgreich.
Eine eigene Versicherung ist deshalb durchaus eine empfehlenswerte Alternative. Hast du eine Hausratsversicherung, solltest du klären, ob der Safe bei der Bank einbezogen ist. Ist das nicht der Fall, dann kannst du mit einem Zusatzbaustein "Außenversicherung" das Risiko preisgünstig abdecken. Manchmal ist die Versicherung im Mietpreis enthalten. Bei der Volksbank Bamberg-Forchheim, darauf weist Bernd Froese hin, ist das aber nicht automatisch der Fall. "Die Bank übernimmt keine Haftung für den Verlust des Tresorinhalts, eine Versicherung besteht nicht." Bei den alternativen Anbietern ist fast immer eine Versicherung dabei.
Besondere Sorgfalt solltest du darauf verwenden, den Inhalt des Schließfachs für den Versicherungsfall zu dokumentieren. Eine Bestandsliste ist immer notwendig. Fotos, besondere Expertisen (Schmuck, Uhren, Münzen) oder Kaufbelege können helfen. Schwieriger ist der Nachweis bei Bargeld. Da es keine Negativzinsen mehr gibt, ist Bares sowieso besser auf dem Konto aufgehoben als im Tresor.
Die Legende von der Anonymität
Zwar weiß die Bank nicht, was du in einem Schließfach deponiert hast. Aber total anonym bleibt das Ganze nicht. Da du den Safe meistens nur mieten kannst, wenn du Kunde bist, hat die Bank deine Daten. Persönliche Angaben, Bankkonto und auch das Schließfach (incl. Nummer) wird dann automatisch bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gemeldet.
Durch die Meldepflicht der Banken sind alle Kundendaten und Schließfachnummern in einem Zentralregister (Schließfachregister) erfasst, auf das Behörden Zugriff haben. Eine Anonymität ist nicht möglich. BaFin und Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) nutzten das automatische Kontenabrufverfahren für Steuerfahndungen und zur Geldwäscheprävention. Das Finanzamt kann, wenn du Steuerschulden hast, bei der BaFin deine Konten und auch dein Schließfach erfragen (Auskunftsersuchen). Die Finanzbehörde greift gleich doppelt zu: einmal auf die Konten und auf den Banktresor, und zwar mit einer Pfändungs- und Einziehungsverfügung. Fazit: Durch die Erfassung der Stammdaten und die Meldepflicht ans Zentralregister bei der BaFin ist keine anonyme Nutzung möglich.
Und was ist mit der Polizei? Gibt es eine Durchsuchungsanordnung für das Schließfach durch einen Richter nach § 103 Strafprozessordnung (StPO) ist das durchaus möglich. Besonders pikant war der Fall des früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs aus Hamburg. In seinem Tresor fand die Polizei und Staatsanwaltschaft 214.800 Euro und außerdem 2.400 US-Dollar. Das beschlagnahmten die Ermittler aber nicht. Es fehlte der Verdacht, dass es aus krummen Geschäften stammte. Es ist nach Auskunft der BaFin auch nicht verboten oder meldepflichtig, große Mengen an Bargeld in einem Schließfach aufzubewahren, berichtet die Wochenzeitung Die Zeit. Der Nachweis über die Herkunft des Geldes ist erst dann zu erbringen, wenn du das Geld auf ein Konto einzahlen willst und du es damit in Umlauf bringst. So soll Geldwäsche verhindert werden. Allerdings könnte sich das Finanzamt dafür interessieren, ob das Geld versteuert worden ist.
Es gibt keine absolute Sicherheit
Banksafes gelten als besonders sicher, um Wertgegenstände aufzubewahren. Die sichere Aufbewahrung ist schließlich der Grund, warum Sparer überhaupt einen Tresor mieten. Der Mythos hat aber gelitten. Inzwischen machen "alternative Schließfachanbieter" den Banken Konkurrenz. Es gibt die Fälle, in denen es Panzerknackern gelingt, die dicken Tresorwände zu durchlöchern und die Schließfächer abzuräumen.
Regelmäßig gibt es in diesen Fällen Streit, wer für die Schäden aufkommen muss. Die Banken in Haftung zu nehmen ist ein Kunststück der besonderen Art. Trotzdem: Schließfächer generell zu verdammen, wäre nicht richtig. Aber absolut sicher, wie die Banken es verkünden, sind sie eben auch nicht.
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