Wer sich gesund ernährt, der lebt meist auch gesünder. Die Medizinerin Dr. Jutta Hübner vom Universitätsklinikum Jena erklärt, worauf es hierbei besonders ankommt.Sie leitet die Arbeitsgemeinschaft Prävention bei der Deutschen Krebsgesellschaft.
Dass es einen Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und der Senkung des Krebsrisikos gibt, gilt unter Medizinern als unbestritten. Wie weit dieser Zusammenhang geht und was das konkret für den Verbraucher bedeutet, darüber sprachen wir mit einer ausgewiesenen Expertin: Dr. Jutta Hübner vom Universitätsklinikum Jena.
Vollkornbrot tötet Krebszellen, Hering schützt vor Brustkrebs, Kurkuma vor Darmkrebs. Immer wieder liest man solche Schlagzeilen. Aber gibt es wirklich Lebensmittel, die vor Krebs schützen können?
Dr. Jutta Hübner: Wir haben Daten zu solchen Fragestellungen aus zwei Arten von Forschungen. Die einen sind sogenannte epidemiologische Daten, die wir erhalten, wenn wir große Bevölkerungsgruppen untersuchen. Damit können wir statistische Zusammenhänge erstellen: Wer kriegt welche Krankheit? Wer hat sich wie ernährt? Aber: Je mehr ich rechne, desto mehr Zusammenhänge werde ich herausfinden. Das ist statistisches Gesetz. Zum Teil werden da kausale Beziehungen erfasst, zum Teil sind diese aber nur zufällig. Um das eingangs genannte Beispiel "Hering schützt vor Brustkrebs" aufzugreifen: Eine Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist, wirkt nicht nur bei Brustkrebs vorbeugend, sondern bei allen Krebsarten. Die Schlagzeile ist also nicht falsch, aber übertrieben richtig. Wissenschaftler würden das wohl anders formulieren.
Die zehn goldenen Regeln gesunder Ernährung im Video
Können Sie denn eigentlich überhaupt bestimmt Lebensmittel empfehlen?
Ja, das ist die positive Botschaft: Mediterrane Kost, also viel Gemüse, Fisch, Olivenöl und Nüsse, kann das Krebsrisiko reduzieren. Gesunde Fette, Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten sowie die Regel "fünf am Tag", also fünf Portionen Obst und Gemüse - das ist die Art, wie Menschen sich ernähren sollten.
In welchen Mengen muss man diese Lebensmittel essen, damit sie wirken?
Genau das wissen wir nicht. Das kann man aus Reagenzglas-Versuchen nicht herausrechnen. Es ist auch schwierig zu sagen. Der positive Effekt gesunder Ernährung tritt ja nicht ein, wenn Sie das mal ein halbes Jahr machen. Sie müssen sich schon über Jahrzehnte so ernähren. Gruppenstudien dazu sind allerdings schwierig: Angenommen, in einer Studiengruppe ernähren sich die Probanden gesund. Das funktioniert vielleicht eine Weile. Man kennt ja die menschliche Schwerfälligkeit, nach einem halben Jahr fallen viele wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Wieder andere sind in der Kontrollgruppe, die sich ungesünder ernähren soll - und essen dennoch gesund. Damit sind solche Studien unbrauchbar.