"Smiling Depression" wird häufig übersehen - Krankheit richtig erkennen

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Es gibt Menschen, die zwar lächeln, aber damit nur eine Depression verbergen. Woran erkennst du eine "Smiling Depression" und wie kannst du den Betroffenen helfen?

  • Was ist eine Smiling Depression?
  • Woran kannst du sie erkennen?
  • Wo finden Betroffene Rat und Hilfe?
  • Wie kannst du helfen?

Ein Lächeln muss nicht immer bedeuten, dass es deinem Gegenüber gut geht. Vielleicht wird damit nur eine Depression verborgen. Doch woran kannst du das erkennen und wie kannst du den Betroffenen helfen? 

Was ist eine Smiling Depression?

Lächeln müssen wir nicht lernen, es ist uns angeboren. Am Anfang ist es ein Reflex, schon als Baby ziehen wir die Mundwinkel nach oben. Kurze Zeit später beginnen wir, wenn uns etwas freut, mit den Augen zu lachen. Auch das sogenannte soziale Lächeln ist uns angeboren. Das kommt zum Vorschein, wenn wir "nur" Zweiter geworden sind, um den Eindruck zu erwecken, wir würden uns über den Sieg des Konkurrenten freuen oder über ein Geschenk, dass wir im Grunde genommen nicht mögen. Dieses Lächeln kann schon Kraft kosten, doch es ist eine recht harmlose Situation.

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Anders ist es, wenn jemand mit einem Lächeln eine anhaltende Traurigkeit oder gar eine Depression überspielt. In diesem Fall kann es sich um eine Smiling Depression handeln. Als Smiling Depression werden seelische Verstimmungen bezeichnet, welche die Betroffenen nach außen hinter guter Laune verbergen. Dabei handelt es sich nicht um einen psychologischen Fachbegriff, diese Art der Depression fällt unter die atypischen Depressionen. Zwischen 15 und 40 Prozent der depressiv erkrankten Menschen sind schätzungsweise davon betroffen. Die Betroffenen selber und auch die Umwelt erkennen meistens die Krankheit nicht, die vor allem folgende Symptome aufweist:

  • Starke Traurigkeit tritt vor allem abends auf
  • Schweregefühl in den Armen und Beinen
  • Überempfindlichkeit gegenüber Kritik
  • Positive Erlebnisse sorgen für einen kurzen Stimmungsaufschwung, der aber schnell wieder vergeht
  • Regelmäßiges Überessen
  • Verlangen nach mehr Schlaf als üblich

Besonders problematisch: Anders als Betroffene einer "normalen" Depression haben atypisch Depressive eher die Energie, ihrem Leben ein Ende zu setzen, die Suizidgefahr ist hier also als höher einzustufen. Und da die Symptome selbst für Nahestehende schwer zu erkennen sind, wird daher auch seltener direkte Hilfe angeboten.

Hilfe und Selbsthilfe

Es ist schwierig, diese Krankheit zu erkennen. Eine wirkliche Hilfe ist zumeist nur durch Therapeuten möglich. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die bei einer Smiling Depression helfen können. Dazu gehören:

  • Sport und Yoga
  • Mediation
  • Eventuell auch das Essverhalten ändern

Am wichtigsten ist jedoch, die Initiative zu ergreifen und sich selber einzugestehen, dass diese Depression aufgetreten ist. Wenn du also die beschriebenen Symptome feststellst, kann es durchaus sein, dass du gerade eine solche Phase durchlebst. Du musst erkennen, dass eine solche Depression kein Grund ist, sich zu schämen. Sobald du dir darüber im Klaren bist, ist es wichtig, dass du wieder einen Sinn im Leben siehst. Diesen zu sehen, ist wichtig für das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit. Eine Option wäre, sich um jemanden zu kümmern, sei es ein Haustier oder ein Familienmitglied, aber auch über ein Ehrenamt oder sonstige Freiwilligenarbeit. Damit beginnst du, wieder über die Bedürfnisse und Wünsche anderer nachzudenken und damit dein eigenes Leben und Handeln als wichtig zu empfinden. Die langfristige Therapie kann allerdings nur ein Therapeut betreuen. Diese besteht, wie bei allen Depressionen, zumeist aus den traditionellen Behandlungen wie Psychotherapie, Änderungen des Lebensstils und möglicherweise auch aus Medikamenten. Auch eine Selbsthilfegruppe kann unter Umständen nützlich sein. 

Zuhören kann helfen

Wenn du bemerkst, dass in deinem Umfeld jemand daran leidet, frag ihn, wie es ihm geht. Sei bereit, ihm zuzuhören. Oft hilft es schon, wenn den Betroffenen klar wird, dass man sie ernst nimmt. Wenn du feststellst, dass du der Person nicht helfen kannst, dann unterstütze ihn dabei, die passende Hilfe zu finden. Es ist schwer, eine solche Krankheit zu bemerken, auch für die Betroffenen selbst. Doch je mehr Menschen über diese Form der Depression Bescheid wissen, umso schneller und besser kann Hilfe geleistet werden.

Hinweis der Redaktion: Wir berichten für gewöhnlich nicht über Selbstmorde. Eine Ausnahme bilden Fälle von großem öffentlichen Interesse. Bei der Telefonseelsorge erreichst du unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Hilfe in schwierigen, möglicherweise ausweglos erscheinenden Situationen. Innerhalb von Bayern kannst du dich alternativ unter der 0800-6553000 beim Netzwerk Krisendienste Bayern melden. Dort bekommst du rund um die Uhr qualifizierte Hilfe in psychischen Krisen und Notfällen. Unter www.frnd.de ("Freunde fürs Leben") findest du zudem weitere Informationen und Hilfsangebote.

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