Die Zahl der Syphilis-Infektionen in Deutschland steigt zurzeit stark. Auf welche Symptome du achten solltest und wie man sich am besten gegen die Geschlechtskrankheit schützt.
Sexuell übertragbare Krankheiten sind seit einigen Jahren wieder auf dem Vormarsch. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) spricht von einer "besorgniserregenden" Entwicklung. Allein die Zahl der Syphilis-Infektionen sei 2022 um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Fachleute vermuten, dass unser verändertes Reiseverhalten, mehr Sexualkontakte durch Online-Dating, aber auch fehlende Vorsicht dafür verantwortlich sind. "Es gibt heutzutage nicht mehr diese Vorsicht, die etwa in den 80er- und 90er-Jahren während der AIDS-Zeit herrschte", erklärt Michael Sticherling von der Hautklinik des Uniklinikums Erlangen.
Syphilis, von Medizinern auch Lues genannt, ist eine Geschlechtskrankheit, die über intimen Körperkontakt oder Blut übertragen wird. Mit Lues können sich sogar die Kleinsten infizieren. Denn Schwangere übertragen die gefährlichen Bakterien in der Regel auf ihr ungeborenes Kind. Dabei wird zwischen einer frühen und späten angeborenen Syphilis unterschieden. Erstere wird bereits bei Bluttests während der Schwangerschaft entdeckt, Symptome zeigen sich meist ab dem dritten Lebensmonat. Doch auch während der Schwangerschaft kann eine Infektion drastische Folgen haben. So steigt etwa das Risiko für Früh- oder gar Totgeburten. Bei Kindern mit einer späten angeborenen Syphilis zeigt sich diese normalerweise erst im zweiten Lebensjahr. Wird die Erkrankung rechtzeitig diagnostiziert, kann sie in der Regel gut behandelt werden.
So verläuft eine Syphilis-Infektion
Hast du dich mit Syphilis infiziert, ist ein phasenweiser Verlauf typisch für die Geschlechtskrankheit. Dieser kann unterschiedlich intensiv ausfallen und sich über eine kurze oder lange Zeit hinziehen. Je nachdem, wie fortgeschritten die Erkrankung ist, treten dabei verschiedenste Symptome auf. In der Regel verstärken sich diese mit der Zeit und sind zu Beginn kaum bis gar nicht spürbar. Doch auch Betroffene einer unbemerkten, schmerzlosen Infektion sind ansteckend.
Durch die individuelle Ausprägung der einzelnen Stadien wird Lues nur selten erkannt. Stattdessen werden die Beschwerden oft anderen Geschlechtskrankheiten zugeordnet. Eine falsche Behandlung in Folge einer Fehldiagnose kann jedoch lebensbedrohliche Folgen nach sich ziehen.
1. Stadium: Tückische Gefahr durch unentdeckte Symptome
Während der ersten Phase, auch primäre Syphilis oder Lues I genannt, bilden sich meist kleine, schmerzlose Knoten oder Schwellungen. Diese liegen an den Stellen, an denen die gefährlichen Bakterien in den Körper gelangt sind. Bei Frauen oft an der Scheide, den Schamlippen oder dem Gebärmutterhals. Syphilis beim Mann zeigt sich hingegen durch kleine Veränderungen am Penis und der Eichel. Die Krankheit zeigt sich aber nicht immer an den Geschlechtsorganen, auch beim Oral- und Analverkehr besteht die Gefahr einer Syphilis-Infektion. So können die unauffälligen Schwellungen im Bereich des Afters oder Enddarms auftreten. Zudem sind Knoten am Mund und der Zunge möglich. Diese gehen vornehmlich mit angeschwollenen Lymphknoten einher. Rund drei Wochen nach der Infektion entwickeln sich aus den ersten Gewebeveränderungen kleine Geschwüre, die ebenfalls überwiegend schmerzlos bleiben.
Doch Vorsicht: Oft klingen diese ersten Symptome nach rund vier bis sechs Wochen auch ohne medikamentöse Behandlung wieder ab. Das bedeutet allerdings keinesfalls, dass die Gefahr gebannt ist. Denn die Beschwerden können jederzeit zurückkehren oder sich zunächst unbemerkt verschlimmern.
2. Stadium: Zwischen unangenehmen Beschwerden und latenten Ruhephasen
In den meisten Fällen treten nach zwei Monaten intensivere Symptome auf: Es kommt zu Fieber, starken Kopf- und Gelenkschmerzen. Die übertragenen Bakterien verteilen sich dann im gesamten Körper und den Blutbahnen. Zudem bilden sich, während der sogenannten sekundären Syphilis beziehungsweise Lues II, dunkelrote oder weiße Beläge auf der Zunge. Neben verhärteten Lymphknoten, Haarausfall und entzündeten Mandeln, sind hochansteckende Hautausschläge ein weit verbreitetes Symptom. Rötliche Flecken treten dabei vor allem an Brust, Bauch und Rücken sowie den Füßen oder Handinnenflächen auf.