Schlusslicht bei der Lebenserwartung: Werden Krankheiten in Deutschland zu spät erkannt?
Autor: Susy Bergmann
Deutschland, Samstag, 15. Juni 2024
In Deutschland sinkt die Lebenserwartung laut einer neuen Studie. Ursache sind vor allem Herz-Kreislauf-Krankheiten. Mehr Prävention und Früherkennung ist angeraten.
- Deutschland fällt bei der Lebenserwartung im Vergleich zurück
- Gefahr Nummer eins: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- So kannst du selbst Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen
- Fazit: mehr Vorsorge und Früherkennung nötig
Obwohl Deutschland im internationalen Vergleich sehr viel in sein Gesundheitssystem investiert, liegt es laut einer aktuellen Studie bei der Lebenserwartung im westeuropäischen Vergleich hinten – und fällt weiter zurück. Verantwortlich ist vor allem eine hierzulande erhöhte Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Deutschland fällt bei der Lebenserwartung zurück
Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (Pavel Grigoriev et al., 2024) untersuchte die Sterblichkeitsentwicklung in Deutschland zwischen 1960 und 2019. Im Vergleich mit 15 anderen westeuropäischen Ländern fand sich in Deutschland eine erhöhte Sterblichkeit in den mittleren und hohen Altersgruppen. Die Studie zeigte einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während Frauen erst ab einem Alter von 75 Jahren eine erhöhte Sterblichkeit zeigen, ist der Wert bei Männern besonders in der Altersgruppe zwischen 55 und 74 Jahren höher.
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Deutschlands Rückstand bei der Lebenserwartung im westeuropäischen Vergleich ist in den letzten 20 Jahren noch einmal größer geworden: Im Jahr 2000 lag Deutschland bei den Männern 0,73 Jahre und bei Frauen 0,74 Jahre zurück. 2019 waren es bereits 1,43 Jahre bei den Männern und 1,34 Jahre bei den Frauen.
Die Studie erklärt diese Entwicklungen überwiegend durch die Sterblichkeit an nicht übertragbaren Krankheiten. In Deutschland gibt es vor allem deutlich mehr Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen im fortgeschrittenen Erwachsenen- und Rentenalter.
Gefahr Nummer eins: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit gut einem Drittel die häufigste Todesursache in Deutschland, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind beispielsweise Herzinsuffizienz (Herzschwäche), koronare Herzerkrankungen, Angina Pectoris (Brustenge) oder Herzrhythmusstörungen.
Thalia-Buchtipp: Anti-Entzündungs-Küche - Endlich gesund & fit mit basischer ErnährungBeim Anteil der Krebssterbefälle lag Deutschland unter dem Durchschnittswert der 15 Länder. Die Studie relativiert dieses Ergebnis aber: Durch die hohe Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziere sich das Risiko, an Krebs zu sterben. Die Forschenden der Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung und des Max-Planck-Instituts vermuten Versäumnisse bei der Prävention, Früherkennung und Behandlung als Ursache für das schlechte Abschneiden Deutschlands.