In Kosmetikprodukten wie Zahnpasta kann antimikrobiell wirksames Triclosan enthalten sein. In einer neuen Studie wurde Triclosan jetzt mit Darmentzündungen in Verbindung gebracht.
Triclosan und seine schädliche Wirkung auf die Gesundheit
Studie untersucht Zusammenhang zwischen Triclosan und Darmentzündungen
Wie helfen die Erkenntnisse aus der Studie weiter?
So kannst du den Kontakt zu Triclosan vermeiden
Es ist schon länger bekannt, dass der antimikrobielle Wirkstoff Triclosan der Gesundheit schaden und zudem Resistenzen von Bakterien gegen Antibiotika fördern kann. Bereits im Jahr 2018 wurde in einer Tierstudie nachgewiesen, dass Triclosan den Darm schädigen und die Entwicklung von Darmkrebs vorantreiben kann. Trotzdem ist der Wirkstoff noch in vielen Kosmetikprodukten wie Zahnpasta enthalten. Eine neue Studie am Mausmodell konnte nachweisen, dass bestimmte mikrobielle Enzyme im Darm mit Triclosan in Interaktion treten und Darmentzündungen bei den Tieren hervorrufen können. Neben diesen Erkenntnissen ergeben sich aber auch neue Forschungsansätze hinsichtlich Diagnose, Prävention und Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen.
Triclosan und seine schädliche Wirkung auf die Gesundheit
Im Gesundheitswesen wird Triclosan eingesetzt, um Haut und Wunden zu desinfizieren und wegen seiner geruchshemmenden Wirkung. Der Wirkstoff wird hauptsächlich in Krankenhäusern und Arztpraxen eingesetzt, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Es gehört zu den halogenorganischen Verbindungen und ist gegen zahlreiche Bakterien und Keime wirksam.
Bei halogenorganischen Verbindungen handelt es sich um Lösungsmittel, die aus den Elementen Brom, Jod, Fluor und Chlor bestehen. Die Bezeichnung "halogenorganisch" bezieht sich darauf, dass diese vier Stoffe zu den Halogenen gehören, die sehr reaktionsfreudig sind. Diese Eigenschaft erleichtert somit die Integration in viele Produkte.
Wegen seiner bakterienabtötenden Wirkung findet sich Triclosan auch in Kosmetikprodukten, zu denen auch Seife, Duschgel oder Zahnpasta gehören. Durch diesen zusätzlichen Einsatz besteht die Gefahr, dass Verbraucherinnen und Verbraucher Resistenzen entwickeln. Hintergrund ist, dass die niedrige Konzentration in Kosmetika dazu führt, dass resistente Erreger dadurch nicht abgetötet werden und sich dadurch besser vermehren können. Dies kann schließlich dazu führen, dass Antibiotika, die lebenswichtige Infektionen unterbinden sollen, nicht mehr gegen diese resistenten Bakterien wirken können.
Die amerikanische Aufsichtsbehörde hat den Wirkstoff 2016 in abspülbaren Hand- und Körperreinigungsprodukten verboten. In Deutschland beschränkt sich das Verbot auf Produkte wie Fußcremes oder Körperlotionen, die auf der Haut verbleiben und großflächiger angewendet werden. Das Bundesamt für Risikobewertung hatte bereits 2006 in einer Stellungnahme empfohlen, Triclosan nur im ärztlichen Bereich anzuwenden, um Resistenzbildungen vorzubeugen. Die Behörde sprach sich zudem für ein vollständiges Verbot von Triclosan in verbrauchernahen Produkten aus. In Kosmetika wie Zahnpasta, Mundwasser, nicht sprühbaren Deodorants, Gesichtspuder, Reinigungsmittel von Fuß- und Fingernägeln sowie Seifen ist der Bakterienhemmer jedoch noch bis zu einer Konzentration von 0,3 % erlaubt.
Studie untersucht Zusammenhang zwischen Triclosan und Darmentzündungen
Es wird zwar ein Zusammenhang zwischen Umweltchemikalien und dem Auftreten von Darmentzündungen vermutet, bisher sind die zugrundeliegenden Mechanismen aber noch unklar. Zum besseren Verständnis von Prozessen im Darm in Zusammenhang mit Umweltchemikalien wurde nun ein neues Studiendesign entwickelt. Im Einführungstext der Studie heißt es, dass die Anzahl der bestehenden Fälle (Prävalenz) und die der neu aufgetretenen Fälle (Inzidenz) von entzündlichen Darmerkrankungen in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen haben. Die Beschwerden reichen dabei von Schmerzen bis zu blutigen Durchfällen. Außerdem müssen Patient*innen bei der Behandlung häufig mit starken Nebenwirkungen rechnen. Dramatisch ist allerdings, dass Menschen, die an entzündlichen Darmerkrankungen leiden, einem höheren Darmkrebsrisiko ausgesetzt sind. In einer früheren Studie wurde festgestellt, dass Triclosan, sobald es in den Körper gelangt ist, schnell in der Leber verstoffwechselt wird. Dort entsteht das biologisch inaktive Triclosan-Glucuronid (TCS-G), welches den Körper vermutlich schnell wieder verlässt. Unklar blieb jedoch, wie weit eine geringe Menge an Triclosan im Darm Entzündungen hervorrufen kann. Die Forschenden stellten die Hypothese auf, dass mikrobielle Enzyme des Darms auf dasa Triclosan-Stoffwechselprodukt einwirken und dadurch eine Reaktivierung von Triclosan in Gang setzten könnten. Dies könnte dann zu Entzündungsprozessen im Darm führen.
In der aktuellen Studie untersuchten Fachleuten der University of North Carolina at Chapel Hill in einem Mausmodell den Zusammenhang zwischen Triclosan und Darmentzündungen. Die Forschenden fanden heraus, dass der Wirkstoff in Anwesenheit von bestimmten Darmmikroben Entzündungsprozesse im Darm fördere. Dazu wurden Mäuse vier Wochen lang mit Triclosan gefüttert, um dann die Konzentrationen in bestimmten Körpergeweben zu messen. Hier zeigten die Ergebnisse, dass die inaktive Form (TCS-G) in Leber, Herz, Galle und Dünndarm vorherrschend war. Im Gegensatz dazu fand sich im Maus-Dickdarm freies und damit biologisch aktives Triclosan. Hieraus schlussfolgerten die Fachleute, dass der Dickdarm über ein ausgeprägtes Stoffwechselprofil in Bezug auf Triclosan verfügt. Dabei fanden sie spezifische mikrobielle ß-Glucuronidase-Enzyme (GUS), die Triclosan im Darm aktivieren konnten. Um dies zu beweisen, wurden diese GUS-Enzyme gezielt in ihrer Wirkung gehemmt und die Wissenschaftler*innen beobachteten, dass die entzündungsfördernde Wirkung im Darm der Mäuse ausblieb. Sie schlussfolgerten daraus, dass bestimmte Darmmikroben und Enzyme die entzündungsfördernde Wirkung von Triclosan im Darm auslösen konnten.
Um die Stoffwechselprozesse im Darm im Zusammenhang mit Triclosan besser verstehen zu können, wurde auch die Verarbeitung von Triclosan im Menschen untersucht. Hierzu verwendeten die Forscher*innen Urin- und Stuhlproben aus einer früheren Studie. Menschliche Probanden wurden zuerst einer Karenzzeit unterzogen, in der sie keine Produkte mit Triclosan verwendeten. Im Anschluss wurden sie zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmenden verwendete bis zu vier Monate Körperpflegeprodukte wie Zahnpasta mit oder ohne Triclosan. Bereits 2009 fanden Mediziner*innen heraus, dass Menschen in erster Linie über Zahnpasta mit Triclosan in Kontakt über den Darm traten. Die Ergebnisse zeigten, dass bei den meisten Probanden am Anfang der Studie nur sehr niedrige Triclosan-Spiegel entdeckt wurden. Bei allen getesteten Personen, die Triclosan ausgesetzt waren, war die Konzentration an freiem Triclosan im Stuhl jedoch nach vier Monaten vergleichsweise hoch. Im Urin dagegen lagen die Messwerte im niedrigen Bereich. Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass auch der menschliche Darm ein einzigartiges Triclosan-Stoffwechselprofil aufweist.
Wie helfen die Erkenntnisse aus der Studie weiter?
Bisher stützten sich die Bedenken hinsichtlich der gesundheitlichen Gefährdung durch Triclosan auf die Förderung bakterieller Resistenzen und auf hormonelle Wirkungen. Die Wirkung auf den menschlichen Magen-Darm-Trakt, zum Beispiel durch die Verwendung von Zahnpasta mit Triclosan, wurde dabei noch nicht untersucht.
Die Studie konnte zeigen, dass der Dickdarm im Vergleich zu anderen Geweben wie Leber, Galle, Herz oder Dünndarm über ein ausgeprägtes Stoffwechselprofil in Bezug auf Triclosan verfügt. Im Mausmodell wurde bewiesen, dass Mechanismen, die von bestimmten Darmmikroben abhängig sind, Darmentzündungen verschlimmerten. Hieran waren insbesondere darmmikrobielle GUS-Proteine beteiligt, die in der Lage waren, die inaktive Form des Triclosans in eine aktive Form umzuwandeln und dadurch entzündungsförderlich wirkten.
Das Wissen, welche Bakterien und Darmenzyme mit Triclosan interagieren und die entzündlichen Prozesse hervorrufen, kann neue Forschungsansätze auf den Weg bringen. Diese könnten sowohl bei der Diagnose und Behandlung, aber auch in der Prävention wichtige Impulse bringen. Wenn zum Beispiel bei Menschen verschiedene Darmprofile mit einer unterschiedlichen Anzahl an GUS-Enzymen festgestellt werden könnten, ließe das eventuell auf Unterschiede in der Reaktivierung von inaktivem Triclosan schließen. Hier sind weitere Studien notwendig, um festzustellen, ob Personen mit spezifischen Darmprofilen anfälliger für die Aufnahme von Triclosan sind. Die Wissenschaftler*innen weisen zudem auf die Bedeutung von mikrobiellen Darmenzymen als mögliche vorhersagende Marker für die möglichen Auswirkungen von Umweltschadstoffen hin. Zudem sehen sie es als wahrscheinlich an, dass mikrobielle Darmenzyme zum Stoffwechsel und zur Giftigkeit auch anderer Umweltchemikalien beitragen könnten.
So kannst du den Kontakt zu Triclosan vermeiden
Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass antimikrobielle Wirkstoffe in Kosmetikprodukten nicht notwendigerweise enthalten sein müssen. Die Reinigung mit Seifen ohne zusätzliche Wirkstoffe sei völlig ausreichend. Es sei denn, Ärztinnen und Ärzten verschrieben antimikrobiell wirksame Pflegeprodukte, weil sie sie als medizinisch notwendig ansehen.
Du solltest hellhörig werden, wenn Kosmetikprodukte mit dem Zusatz "antimikrobiell" oder "geruchshemmend" beworben werden. Denn dann könnte Triclosan enthalten sein. In Naturkosmetik hingegen sind neben Triclosan auch andere gesundheitsschädliche Stoffe wie Mineralöl und Mikroplastik verboten. Um Triclosan auf die Spur zu kommen, hilft auch ein Blick auf die Inhaltsstoffliste von Kosmetikprodukten, denn hier muss Triclosan aufgeführt werden, wenn sie als "antimikrobiell wirksam" beworben werden. Besonders bei Zahnpasta ist davon auszugehen, dass der Wirkstoff im Magen-Darm-Trakt ankommt und dort eventuell gesundheitsschädlich wirken kann. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass sich Triclosan in Zahnbürsten anreichern kann. Ein regelmäßiger Wechsel der Zahnbürste etwa alle zwei Monate ist also auch vor diesem Hintergrund sinnvoll.
Fazit: Im medizinischen Bereich ist die bakterientötende Wirkung von Triclosan unumstritten und wirksam. Wird Triclosan jedoch täglich in niedrigen Konzentrationen in Form von Seifen oder Zahnpasta in den Körper eingebracht, können dadurch resistente Bakterien einen selektiven Vorteil erlangen. Dies kann dazu führen, dass Antibiotika nicht mehr wirken und lebensbedrohliche Infektionen nicht mehr bekämpft werden können. Die vorliegende Studie belegt zudem, dass Triclosan in Anwesenheit bestimmter Darmmikroben und Enzyme die Gefahr von Darmentzündungen erhöhen könnte.