Pfeiffersches Drüsenfieber: Ursachen, Symptome und Behandlung der "Kusskrankheit"

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Pfeifferisches Drüsenfieber ist zunächst eine sehr ansteckende aber meist harmlos verlaufende Krankheit.
Pfeifferisches Drüsenfieber ist zunächst eine sehr ansteckende aber meist harmlos verlaufende Krankheit.
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Die Symptome unterscheiden sich oft nicht von einer normalen Erkältung.
Die Symptome unterscheiden sich oft nicht von einer normalen Erkältung.
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Die "Kusskrankheit" betrifft vorwiegend Kinder und Jugendliche.
Die "Kusskrankheit" betrifft vorwiegend Kinder und Jugendliche.
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In den allermeisten Fällen verläuft die Erkrankung harmlos.
In den allermeisten Fällen verläuft die Erkrankung harmlos.
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Kusskrankheit, Mononucleosis infectiosa oder Pfeifferisches Drüsenfieber - diese eigentlich harmlose Viruserkrankung hat mehrere Bezeichnungen. Die Symptome unterscheiden sich häufig nicht von denen einer normalen Erkältung.

  • Pfeiffersches Drüsenfieber - was ist das überhaupt
  • Symptome, Ansteckung und mögliche Spätfolgen
  • Dauer einer Erkrankung und Prophylaxe

Das Pfeifferische Drüsenfieber, auch bekannt als Monukleose, Morbus Pfeiffer, Mononucleosis infectiosa, Kusskrankheit, "Studenten-Kuss-Krankheit" oder Monozyten-Angina, ist keine reine Kinderkrankheit, auch wenn eine Infektion mit dem Virus in der Regel bereits im Kindesalter erfolgt. Oft treten zunächst keine Symptome auf, bei 30-60 % kommt es im jugendlichen und erwachsenen Alter erst zu einem Ausbruch des Drüsenfiebers. Auch wenn eine Erkrankung überstanden ist, bleiben die Viren lebenslang im Körper und können wie alle Herpesviren reaktiviert werden. In der Regel wird ein erneuter Krankheitsausbruch durch das eigene Immunsystem eingedämmt. In seltenen Fällen kann sich das Virus jedoch unkontrolliert vermehren und zur Entstehung verschiedener Erkrankungen beitragen. Doch gibt es bis heute keine wirksame Antibiotika-Therapie oder sonstige spezielle Medikation bei einer Erkrankung. Die Schwere des Verlaufs kann variieren, lebensbedrohende Zustände treten äußerst selten auf. Doch was ist das überhaupt für eine Viruserkrankung? Was sind die Symptome, wo lauert die größte Ansteckungsgefahr und gibt es mögliche Spätfolgen? 

Pfeiffersches Drüsenfieber - was ist das überhaupt

Das Pfeifferisches Drüsenfieber ist zunächst eine sehr ansteckende, aber meist harmlos verlaufende Krankheit, die durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) ausgelöst wird. Der Name "Pfeifferisches Drüsenfieber" geht auf den Kinderarzt und Inernisten Emil Pfeiffer (1846 - 1921) zurück. Pfeiffer beschrieb die Krankheit als erster und gab ihr zunächst aufgrund der Symptome, wie Fieber und angeschwollene Lymphknoten, den Namen "idiopathische Adenitis" (= entzündliche Krankheit einer Drüse ohne fassbare Ursache). Fast 98 Prozent aller Europäer infizieren sich bis zum 40. Lebensjahr mit dem Virus, was durch eine Antikörperuntersuchung nachgewiesen werden kann. Der Krankheitsverursacher ist das Epstein-Barr-Virus (EBV), aus der Familie der Herpesviridae, das über 90 % der Erwachsenen in sich tragen.

Bei Menschen mit einem intakten Immunsystem tritt die Erkrankung größtenteils nur einmal auf. Nach einer Erkrankung entwickeln sich Antikörper und zytotoxische T-Zellen gegen das Virus und schützen dadurch lebenslang vor einer erneuten Infektion. Das Virus bleibt jedoch latent im Körper und kann über längere Zeit schubweise reaktiviert und über den Nasen-Rachen-Raum ausgeschieden werden. In dieser Zeit können sich alle Personen anstecken, die noch nicht mit dem Virus infiziert sind. Darüber hinaus kann die Erkrankung erneut auftreten, wenn das Immunsystem beispielsweise vorübergehend geschwächt ist, dies geschieht allerdings meist in stark abgeschwächter bis symptomloser Form. 

Allerdings ist zu beachten, dass es aktuell noch kein spezielles Präparat gegen das Pfeifferische Drüsenfieber gibt und die Therapie lediglich die Symptome behandelt, denn passende Impfstoffe befinden sich erst noch in der Entwicklung.

Symptome, Ansteckung und mögliche Spätfolgen

Der Name "Pfeifferisches Drüsenfieber" hat sich in Deutschland im allgemeinen Sprachgebrauch etabliert, in Großbritannien wird die Erkrankung "Kissing Disease", also Kusskrankheit genannt, da man sich oft beim Küssen mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert. Meist sind Kinder im Alter zwischen vier und 15 Jahren betroffen, welche durch das Küssen der Eltern mit dem Virus infiziert werden, später liegt der zweite Erkrankungsgipfel in der Pubertät. Das Virus kann jedoch auch durch eine Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten, Sprechen durch winzige Speichel-Tröpfchen an die Luft übertragen werden. Das Virus vermehrt sich zunächst in den Schleimhautzellen des Nasen-Rachen-Raumes, und befällt anschließend die B-Lymphozyten, die sich über die Blut- und Lymphbahnen im ganzen Körper verteilen.

Zunächst treten erkältungsähnliche Symptome, vor allem wiederkehrendes Fieber und geschwollene Lymphknoten, auf. Hinzu kommen meistens eine ausgeprägte Müdigkeit und starke Abgeschlagenheit, dazu Halsschmerzen und / oder entzündete Mandeln. Der Verlauf der Erkrankung kann sehr unterschiedlich sein, oft verläuft eine Infektion sogar gänzlich unbemerkt. Während Kleinkinder häufig nur Symptome einer leichten Erkältung aufweisen, können die Anzeichen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen deutlich ausgeprägter auftreten und die Infektion kann langwieriger sein. Bei Kindern unter zehn Jahren verläuft die Infektion meist auffallend harmloser als bei Jugendlichen und Erwachsenen.

Oft beginnt die Erkrankung mit eher unspezifischen Beschwerden, die denen einer normalen Erkältung ähneln: Kopf- und Gliederschmerzen, Halsschmerzen, leichtes Fieber (38 bis 39 °C), sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl begleiten den Beginn. Anschließend kommen die typischen Symptome hinzu, wie eine Angina tonsillaris, eine Mandelentzündung, bei der die Mandeln mit einem weißlichen Belag bedeckt sind. Dazu kommt eine deutliche Schwellung der Lymphknoten an Hals und Nacken, aber auch andere Lymphknoten unter den Armen oder in der Leistengegend können von Schwellungen betroffen sein.

Verlauf und Schwere des Verlaufs

Auch wenn die Lymphknoten bis zur Größe eines Kirschkerns anschwellen können, so sind diese jedoch in der Regel nur wenig schmerzhaft. Ein weiteres Symptom ist eine ausgeprägte Erschöpfung und Müdigkeit (Fatigue), auch eine Vergrößerung der Milz ist eine häufige Begleiterscheinung, seltener ist hiervon die Leber betroffen. Die dadurch angegriffenen und geschwollenen Organe können Übelkeit und Bauchschmerzen auslösen. Appetitlosigkeit, Schwindel und Nachtschweiß zählen weiter zu Symptomen einer Erkrankung mit dem Epstein-Barr-Virus. Gelegentlich kann ein Hautausschlag hinzukommen, der von kleinen Rötungen bis zu quaddelartigen Schwellungen mit starkem Juckreiz reichen kann - manche Antibiotika, die gegen die auftretende Mandelentzündung verschrieben werden, können den Ausschlag jedoch begünstigen.

Eine äußerst seltene Komplikation, etwa durch eine Verengung der Atemwege und einem Milzriss ausgelöst, stellt die Atemnot dar. Weitere Symptome sind Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen und Orientierungsstörungen. Bei HIV-positiven oder stark immungeschwächten Patienten können an den Zungenrändern sehr feine, weiße, haarförmige Ausläufer entstehen (Haarleukoplakie). In sehr seltenen Fällen kann die Infektion in eine chronische Form übergehen. Hier bleiben die Symptome mindestens über sechs Monate bestehen, es finden sich hier extrem hohe Mengen der Antikörper im Blutbild der erkrankten Personen.

Sehr seltene Komplikationen sind eine akute Schädigung des Gehirns und eine fettige Degeneration der Leber, das sogenannte "Reye-Syndrom", das in allen Altersstufen vorkommen kann, meistens jedoch Kinder im Alter von vier bis neun Jahren betrifft. In 25 % der Fälle endet dies tödlich, in etwa 30 % können Spätfolgen zurückbleiben. Weitere Beeinträchtigungen können verschiedene Arten der Gehirnentzündung (infektiöse Enzephalitis) mit neurologischen Störungen, wie Sprach- und Lernschwierigkeiten sein. Eine infektiöse Blutarmut oder Blutplättchenarmut, sowie eine starke Verminderung der Granulozyten (bestimmte weiße Blutkörperchen), sowie Gelbsucht, Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung oder eine Nierenentzündung zählen weiter zu den seltenen Aggravationen des Pfeifferischen Drüsenfiebers. Beim Auftreten dieser Symptome kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden. Weiter kann eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus die Entstehung bestimmter Krebsarten begünstigen, zum Teil treten der Lymphdrüsen- oder Lymphknotenkrebs vermehrt in Äquatorialafrika auf und betrifft meistens Kinder. In Deutschland spielt das Virus eher eine untergeordnete Rolle, kann aber bei einem eingeschränkten Immunsystem Lymphdrüsenkrebs oder Multiple Sklerose begünstigen.

Diagnose, Dauer einer Erkrankung und Prophylaxe

Eine eindeutige Diagnose ist allein aufgrund der beschriebenen Symptome nicht möglich, da sich diese oft nicht von gängigen Erkältungsanzeichen unterscheiden lassen. Neben den geschwollenen Lymphknoten wird auch der Mund-Rachen-Raum untersucht. Zur endgültigen Abklärung folgen Blutuntersuchungen, vor allem ist die Zahl der weißen Blutkörperchen zu Beginn an stark verringert und nach einigen Tagen zeigt sich das für das Pfeiffersche Drüsenfieber charakteristische "bunte Blutbild" mit einer auffälligen Erhöhung der Zahl der weißen Blutkörperchen sowie der veränderten mononukleären Zellen (sogenannte Pfeiffer-Zellen). In einigen Fällen sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig, um eine differenzierte Diagnose stellen zu können, wie beispielsweise der serologische Nachweis von Antikörpern und EBV-Antigenen im Blut oder ein Erreger-spezifischer PCR-Test. Leber und Milz können dagegen im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung beurteilt werden.

Auch wenn die sogenannte "Kusskrankheit" eine zunächst harmlos verlaufende Infektionskrankheit darstellt, so gilt wie bei vielen Erkrankungen auf die Signale des Körpers zu achten und diesen auch entsprechend zu schonen. Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus ist in der Regel nach drei Wochen überstanden und nach etwa zwei Monaten ausgeheilt. Es können jedoch mehrere Wochen oder Monate vergehen, bis die volle Leistungsfähigkeit des Körpers wieder erreicht wird. Auch nach dem Abklingen der Symptome bleiben die Erreger ein Leben lang im Körper und die Erkrankung kann, zum Beispiel im Falle eines geschwächten Immunsystems, erneut ausbrechen. In solchen Fällen verläuft die Krankheit meist jedoch abgeschwächt oder symptomfrei. Solange eine Milzschwellung besteht, sollten auf körperliche Anstrengungen wegen der Gefahr eines Milzrisses verzichtet werden.

Folgeerscheinungen

Etwa zehn Prozent der Patienten haben auch nach sechs Monaten noch immer Beschwerden, hier können sich vor allem Müdigkeit und Erschöpfung lange hinziehen. Dabei handelt es sich aber nicht um eine chronisch aktive Infektion mit dem Virus, sondern um einen verlängerten Heilungsprozess des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Fast 100 Prozent aller Fälle heilen dagegen folgenlos aus.

Emil Pfeiffer entdeckte das Drüsenfieber Ende des 19. Jahrhunderts. Auch wenn der Stadtarzt von Wiesbaden keinen großen Wind um seine Entdeckung machte, so war die Beschreibung der entdeckten Virusinfektion ein bedeutendes Ereignis der Medizingeschichte. Pfeiffer kümmerte sich Zeit seines Lebens um kleine und große Patienten, erlangte internationale Anerkennung und war sogar 1897 beim persischen Schah zu Gast, der an Hyperurikämie litt. Pfeiffer verfasste zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und engagierte sich als praktischer Arzt für eine allgemeine Gesundheitsvorsorge, studierte die heimische Flora und forschte über die Heilwässer seiner Heimat. Er ging grundsätzlich zu Fuß, da Bewegung an der frischen Luft für seine eigene Gesundheit immanent war. Pfeiffers Entdeckung brauchte jedoch eine Zeit, bis 1930 das "lymphaemoide Drüsenfieber" als eigenständige Erkrankung medizinisch anerkannt wurde.

Nach wie vor gibt es weder eine Impfung noch eine ursächliche Behandlung gegen das Epstein-Barr-Virus. Die Impfstoff-Forschung gegen das Epstein-Barr-Virus rechnet mit klinischen Studien ab 2022. Der beste Schutz ist Hygiene und Abstand zu infizierten Personen.