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Studie überrascht: Nudeln gegen Krebs? - So sollen sie das Risiko senken können


Autor: Bianca Bonacci

Deutschland, Samstag, 08. Oktober 2022

Einer Studie zufolge könnte resistente Stärke aus Nudeln bei Patienten, die am erblich bedingten Lynch-Syndrom leiden, das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen verringern.
Auch grüne Bananen enthalten resistente Stärke.


  • Was ist resistente Stärke?
  • Studie: Resistente Stärke zeigt Wirkung gegen Krebs
  • Tipps, wie du resistente Stärke in deine Ernährung integrierst

Resistente Stärke findet sich in verschiedenen stärkehaltigen Lebensmitteln und kann einfach über die tägliche Ernährung aufgenommen werden. Die enthaltenen Ballaststoffe waren bisher für ihre förderliche Wirkung auf Dickdarmbakterien bekannt. Jetzt haben Forschende eine weitere wichtige Funktion entdeckt. In einer Studie konnten sie zeigen, dass resistente Stärke bei Menschen, die am Lynch-Syndrom leiden, das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen des oberen Magen-Darm-Trakts reduzieren konnte. 

Was ist resistente Stärke?

Schon seit einigen Jahren ist resistente Stärke verstärkt in den Blickpunkt wissenschaftlicher Studien gerückt. Doch was genau ist resistente Stärke und wie wirkt sie? Rein chemisch betrachtet ist resistente Stärke ein Polysaccharid, also ein Mehrfachzucker oder langkettiges Kohlenhydrat. Es besteht aus den beiden Glucoseketten Amylose und Amylopektin.

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Lange wurde angenommen, dass die Stärke im Dünndarm vollständig abgebaut wird. Heute weiß man, dass ein Teil unverdaut in den Dickdarm gelangt. Diese Stärkeform ist "resistent" gegenüber den stärkeabbauenden Enzymen der Bauchspeicheldrüse, die in den Dünndarm ausgeschüttet werden. Im Dickdarm angekommen, sind sie eine willkommene Nahrungsquelle für dort angesiedelte Dickdarmbakterien. Diese bauen die resistente Stärke zu kurzkettigen Fettsäuren um, die wiederum wichtig für die Zellen der Dickdarmschleimhaut sind. Außerdem soll resistente Stärke auch positiv auf die Blutfette und den Blutzucker wirken.

Resistente Stärke gibt es in natürlicher sowie in chemischer Form:

  1. Resistente Stärke ist in ganzen oder grob zerkleinerten Getreidekörnern oder teilweise in Hülsenfrüchten vorhanden. Hier ist die Stärke in intakten Zellen eingeschlossen und damit schwer verdaulich.
  2. Resistente Stärke in rohen Kartoffeln, grünen Bananen oder in Maissorten ist reich an Amylose. Durch Kochen wird die Stärke verdaulich. 
  3. Resistente Stärke entsteht auch beim Abkühlen von vorher erhitzen stärkehaltigen Lebensmitteln wie Brot, Nudeln oder Kartoffeln. Beim Abkühlen findet eine Umsortierung der Stärkemoleküle statt, bei der sogenannte "kristalline Bereiche" entstehen. Diese sind für die stärkeabbauenden Enzyme nicht erreichbar. 
  4. Außerdem gibt es resistente Stärke in chemisch modifizierter Form als Acetat-, Citrat- und Phosphatstärken, die zum Beispiel bestimmten Getränken und Backwaren zugesetzt wird. 

Studie: Resistente Stärke zeigt Wirkung gegen Krebs

Die internationale Studie untersuchte den Effekt von resistenter Stärke bei Personen, die am Lynch-Syndrom leiden. Die sogenannte "CAPP2"-Studie wurde kürzlich im Fachjournal "Cancer Prevention Research" publiziert. Beim Lynch-Syndrom besteht ein hohes erblich bedingtes Darmkrebsrisiko. Aber auch bösartige Tumoren in anderen Organen können auftreten. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Aspirin (Acetylsalicylsäure) Dickdarmkrebs um 50 Prozent verringern konnte.

An der Studie nahmen knapp 1.000 Patient*innen teil. Über einen Zeitraum von zwei Jahren erhielten die Teilnehmenden etwa 30 Gramm resistente Stärke pro Tag oder ein Placebo. Die in der Studie verwendete Dosis an resistenter Stärke entspricht dabei etwa der in einer unreifen Banane enthaltenen Menge. Die Forschenden stellten fest, dass es keinen nennenswerten Unterschied beim Auftreten von Dickdarmkrebs gab. Allerdings verringerte sich das Risiko von Krebserkrankungen im oberen Teil des Verdauungstrakts, einschließlich Speiseröhren-, Magen-, Gallengangs-, Bauchspeicheldrüsen- und Zwölffingerdarmkrebs um bis zu 60 Prozent. Und auch nach Absetzen des Präparates hielt die Wirkung noch 10 Jahre lang an. 

Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht geklärt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass die resistente Stärke eventuell in den Gallenstoffwechsel eingreifen könnte. Dabei könnte es zur Reduktion von potenziell krebsverursachenden Gallensäuren kommen. Zudem muss in weiteren Studien geklärt werden, ob die Schutzwirkung auch bei Krebsarten eintritt, die mit dem Lynch-Syndrom zusammenhängen und warum Dickdarmkrebs nicht wirksam reduziert wird. Die folgende "CAPP3"-Studie soll jetzt untersuchen, ob auch eine niedrigere Dosis Aspirin ausreicht, um das Risiko für Dickdarmkrebs zu verringern. 

Tipps, wie du resistente Stärke in deine Ernährung integrierst

Die schützende Wirkung und den Nutzen für die Darmbakterien kannst du dir zunutze machen, indem du deinen Speiseplan entsprechend anpasst. Generell wird eine tägliche Ballaststoffzufuhr von 30 Gramm empfohlen, wobei der Anteil an resistenter Stärke auf 4 Gramm geschätzt wird. Die DAK-Krankenkasse hat hierzu eine Auflistung veröffentlicht, wo der Stärkegehalt verschiedener Lebensmittel aufgeführt ist. Bei unreifen Bananen solltest du jedoch darauf achten, nicht zu viel davon zu essen, weil es ansonsten zu Verdauungsproblemen kommen kann. Generell sind grüne Bananen nicht gesundheitsschädlich, wie man vermuten könnte, sie sind einfach nur weniger süß als reife Bananen. 

Aber du musst Lebensmittel nicht roh verzehren, um in den Genuss von resistenter Stärke zu kommen, denn mit einem einfachen Trick klappt es auch mit gekochten Zutaten. Ganz einfach Kartoffeln in Schale (dann bleiben mehr Nährstoffe enthalten), Nudeln, Reis oder Hülsenfrüchte nach Vorgabe kochen und im Anschluss vollständig abkühlen lassen. Du kannst sie auch über Nacht im Kühlschrank aufbewahren und am nächsten Tag daraus leckere Gerichte zaubern. Zum Beispiel einen Kartoffelsalat oder ein Backofengericht. Denn ein erneutes Erwärmen bewirkt nicht, dass sich die kristallinen Strukturen, die sich durch das Abkühlen gebildet haben, zerstört werden. Die Umwandlung der Stärke in resistente Stärke bleibt erhalten und so kann die Stärke den Dünndarm unverdaut passieren und ihre Wirkung im Dickdarm entfalten. 

Ein praktischer Nebeneffekt des Abkühlvorgangs: Der Kaloriengehalt von resistenter Stärke ist nur halb so hoch wie der von verdaubarer Stärke. Der Anteil der umgewandelten Stärke erhöht sich durch das Erhitzen und anschließende Abkühlen auf etwa 10 Prozent in Kartoffeln oder Linsen. 

Fazit

Resistente Stärke hat viele gesundheitsfördernde Eigenschaften, die du für dich nutzen kannst. Neben der schützenden Wirkung auf die Darmschleimhaut hat sie auch positive Effekte auf den Blutzuckerspiegel und die Blutfette. Zudem hat die oben beschriebene Studie ergeben, dass resistente Stärke das Risiko bestimmter Krebsarten reduzieren kann. Gute Gründe also, sich mehr mit resistenter Stärke zu beschäftigen und sie in die Ernährung zu integrieren. Generell kann man sagen, dass die Zufuhr an resistenter Stärke steigt, wenn du den Anteil pflanzlicher Lebensmittel in deiner Ernährung erhöhst und den Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln reduzierst.