Über PET-Trinkflaschen können wir Mikroplastik beim Trinken aufnehmen.
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Sogar in der Arktis wurden hohe Konzentrationen von Mikroplastik gefunden.
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Mikroplastik gelangt über die Wurzeln auch in Obst und Gemüse.
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Zertifizierte Naturkosmetik enthält kein Mikroplastik.
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Mikroplastik wurde schon fast überall entdeckt, aber der Nachweis der mikrofeinen Plastikpartikel im menschlichen Blut im Rahmen einer Studie ist neu. Was bedeutet das für unsere Gesundheit?
Was ist Mikroplastik, woher stammt es und wo wurde es bisher gefunden?
Welche neuen Erkenntnisse brachte die aktuelle Studie?
Wie wirkt sich Mikroplastik im Blut auf die Gesundheit aus?
7 Tipps, wie du Mikroplastik im Alltag vermeiden kannst
Wer nicht gerade in "Unverpackt-Läden" einkauft, kennt den Berg von Plastikmüll, der allein im Haushalt entsteht. Gelangt dieser durch unsachgemäße Entsorgung oder über andere Wege in die Umwelt, kann das fatale Folgen haben. Denn Plastikmüll löst sich nicht einfach nur auf, sondern zerfällt in immer kleinere Bestandteile, die dann als Mikroplastik in unseren Lebensmitteln, unserer Atemluft oder im Trinkwasser landen. Mittlerweile wurde Mikroplastik bereits in den Weltmeerenund sogar auf dem Mount Everest gefunden. Forschende des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven entdeckten Plastik zudem in allen Bereichen der Arktis. Etwa 19 bis 23 Millionen Tonnen Plastikmüll landen laut dem Institut pro Jahr in den Meeresgewässern. Neben der Verschmutzung der Umwelt werden aber auch Tiere gefährdet und letztendlich auch der Mensch. Bisher konnte noch keine Studie nachweisen, dass Mikroplastik bis ins menschliche Blut vordringen kann. Dies gelang jetzt erstmals Forschenden aus den Niederlanden, die ihre Ergebnisse nun veröffentlichten.
Was ist Mikroplastik, woher stammt es und wo wurde es bisher gefunden?
Als Mikroplastik gelten Plastikbestandteile, die kleiner als 5 Millimeter sind. Partikel, die kleiner als 100 Nanometer sind, werden Nanoplastik genannt. Als primäres Mikroplastik werden Basispellets bezeichnet, die als Ausgangssubstanz für die Plastikproduktion gelten. Sie finden beispielsweise Anwendung in Kosmetik- und Hygieneartikeln wie Hautpeelings, Zahnpasta oder Handseifen. In der Industrie werden sie zu Reinigungsstrahlern oder sie fungieren als Bestandteil von Wirkstoffen in Medikamenten. Sekundäres Plastik entsteht durch Fragmentieren und Verwitterung von größeren Plastikteilen durch physikalische, biologische und chemische Einflüsse.
Die Ursachen von Mikroplastik in der Umwelt und in Gewässern sind vielfältig. Laut Bundesumweltamt entstehen in Deutschland pro Jahr rund 330.000 Tonnen Mikroplastik. Mikroplastik wird unter anderem verursacht durch:
synthetische Textilien, z. B. Outdoorbekleidung
Reifenabrieb von Kraftfahrzeugen während der Fahrt
Ein Drittel des Plastikmülls gelangt in die Umwelt
Forschende berichten, dass die Produktion neuer Kunststoffe seit 1950 um das 200-fache gestiegen sei. Laut einer Studie der University of Newcastle in Australien gelangt über verschiedene Wege fünf Gramm Mikroplastik in der Woche in unseren Körper. Hauptgründe liegen in der zunehmenden Nutzung von Plastik und der geringen Recyclingquote, denn ein Drittel des Plastikmülls gelangt in die Umwelt.
Mikroplastik gelangt über verschiedene Wege in unseren Körper:
Wasser: Aus PET-Getränkeflaschen können wir beim Trinken Mikroplastik aufnehmen. Zu diesem Schluss kam eine Untersuchung im Auftrag von ÖKO-TEST. Es wurde in gut 44 % der untersuchten Wasser aus PET-Flaschen antimonhaltiges Mikroplastik gefunden, wohingegen sich in den ebenfalls untersuchten Glasflaschen keine Plastikpartikel befanden. Die Fachleute untersuchten speziell das Vorkommen des Halbmetalls Antimon, weil es in Form von Antimontrioxid zur Herstellung von PET-Kunststoffen eingesetzt wird. Allerdings gibt das Magazin zu bedenken, dass sich auch in Glasflaschen Mikroplastik befinden kann, wenn Partikel aus den Verschlussdeckeln oder beim Durchfluss durch Rohre während des Abfüllprozesses in das Wasser übergehen.
Lebensmittel: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass wir über die Lebensmittel Mikroplastik zu uns nehmen. Forschende entdeckten, dass Obst und Gemüse Mikroplastik über ihre Wurzeln aufnehmen. Greenpeace fand in einer umfangreichen Studie an Fischen und Meeresfruchten in 44 Prozent der untersuchten Fische und in 91,2 Prozent der untersuchten Muscheln Mikroplastik-Partikel.
Luft: Über die Atemluft gelangen mikrofeine Plastikpartikel in unsere Atemwegeund damit in den Körper. Wissenschaftler*innen wiesen dies in einem Experiment nach. Sie platzierten Petrischalen mit einer klebrigen Oberfläche in verschiedenen Haushalten, die während der Mahlzeiten auf den Esstischen standen. Nach den Mahlzeiten fanden sie bis zu 14 Plastikteile in den Schalen. Sie vermuteten, dass die Partikel aus synthetischen Kleiderfasern, Teppichen oder Polstermöbeln oder vom Reifenabrieb von Autoreifen stammten.
Welche neuen Erkenntnisse brachte die aktuelle Studie?
Die Messung von gesundheitsgefährdenden Chemikalien in menschlichem Gewebe ist von großem Wert, um erforderliche Schutzmaßnahmen treffen zu können; zum Beispiel in Form von Grenzwerten, die eingehalten werden müssen. Allerdings fehlten bisher Daten, mit denen das Risiko für die menschliche Gesundheit durch die Verschmutzung mit Kunststoffpartikeln bewertet werden kann. Insbesondere der Nachweis für Partikelgrößen unter 10 Mikrometer in menschlichen Gewebe fehlten gänzlich.
Die Studie, die in der Fachzeitschrift "Environment International" veröffentlicht wurde, erregte hohes Aufsehen, denn bisher wurde noch nie Mikroplastik im Blut von Menschen gefunden. Bei der Blutprobenanalyse von 22 anonymen Spendern fanden die Wissenschaftler*innen Plastikrückstände in 17 Proben. Im Schnitt waren in den Blutspendern 1,6 Mikrogramm pro Milliliter an Plastikpartikeln enthalten. Das entspricht in etwa einem Teelöffel Plastik in 1000 Litern Wasser. Die Partikel wiesen dabei eine Größe von etwa 0,0007 Millimetern auf. Streng genommen handelt es sich also um Nanoplastik. Um Verunreinigungen mit Plastik zu vermeiden, wurden Stahlspritzennadeln und Glasröhrchen verwendet.
Die Hälfte der Plastikrückstände bestand dabei aus PET-Kunstoff. Polyethylenterephthalat oder kurz PET ist das Material, aus dem zum Beispiel Getränkeflaschen hergestellt werden. Ein Drittel stammte aus Lebensmittelverpackungen mit Polystyrol, wie sie zum Beispiel in Joghurtbechern oder Blisterverpackungen verwendet werden. Und in einem Viertel entdeckte das Wissenschaftlerteam Polyethylen, aus dem Plastiktragetaschen, Gefrier- oder Müllbeutel hergestellt werden. Teilweise wiesen einzelne Blutproben sogar verschiedene Kunststoffarten auf. Die Stichprobe war mit nur 22 Blutspenden sehr klein. Größere Studien mit mehr Teilnehmern müssen nun folgen, um die Ergebnisse zu bestätigen und um besser zu verstehen, wie die Plastikpartikel sich um Körper bewegen, in welche Zellen sie eindringen können und welche gesundheitlichen Folgen zu erwarten sind.
7 Tipps, wie du Mikroplastik im Alltag vermeiden kannst
Ein erster wichtiger Schritt zur Reduktion von Mikroplastik ist die im Februar beschlossene Resolution der 5. UN-Umweltkonferenz für ein globales Plastikmüll-Abkommen. Bis 2024 soll eine rechtlich verbindliche Vereinbarung zur Reduktion von Meeresmüll und Umweltbelastung ausgehandelt werden.
Bis dahin kannst du aber selbst schon einiges tun, um die Plastikflut einzudämmen, denn meist reichen schon kleine Verhaltensänderungen aus, um den Plastikverbrauch erheblich zu reduzieren. Hier kommen einige Vorschläge:
1. Verzichte auf unnötige Einwegprodukte:
Nutze statt Einmal-Plastikteller und -besteck Mehrweggeschirr oder biete Snacks an, die keine zusätzlich Verpackung benötigen. Auch beim Aufbewahren und Einfrieren von Speisen kannst du auf plastikfreie Varianten umsteigen, wie zum Beispiel Glas oder Edelstahl. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass keine bedenklichen Stoffe in deine Lebensmittel gelangen. Zudem können sich Beschichtungen und Metallbestandteile auch aus Konservendosen lösen, die unter Umständen auf den Inhalt übergehen können. Produkte in Gläsern sind daher die bessere Variante oder du kochst einfach selbst dein Obst und Gemüse ein. Wenn du Backpapier verwendest, kannst du auf Angebote zurückgreifen, die ohne Silikonbeschichtung auskommen.
2. Kaufe in "Unverpackt-Läden" ein:
Im Supermarkt ist es fast unmöglich, Lebensmittel ohne Verpackung einzukaufen. Selbst an der Wurst-, Fleisch- und Käsetheke werden die Waren mehrfach verpackt. In "Unverpackt-Läden" ist das anders, denn hier kannst du in mitgebrachten Behältnissen alle Lebensmittel abfüllen. In vielen Städten finden sich bereits solche Läden. Du findest sie ganz einfach im Internet mit dieser Liste des NABU.
3. Kaufe Obst, Gemüse und Brot lose ein:
Verzichte im Supermarkt auf Obst und Gemüse in Plastikfolie. Nutze besser ein eigenes Gemüsenetz, das du mehrfach verwenden kannst. Leider finden sich auch häufig Bio-Lebensmittel in Plastik eingeschweißt. Hier sind Wochenmärkte eine gute Möglichkeit, in entspannter Atmosphäre Obst und Gemüse lose zu kaufen. Auch Brot wird im Supermarkt häufig in dünne Plastikfolie verpackt. Wenn du stattdessen dein Brot beim Bäcker kaufst, kannst du ein eigenes Netz oder einen Korb dafür mitbringen.
4. Mehrweg statt Einweg:
Grundsätzlich gilt, dass Mehrwegflaschen in der Regel umweltfreundlicher sind als die Einwegvariante. Wobei du hier auch auf die Transportwege achten musst. Denn der Vorteil verliert sich schnell, wenn Glasflaschen eine lange Wegstrecke zurücklegen müssen. Alternativ kannst du auf Leitungswasser umsteigen und mit verschiedenen Systemen dein eigenes Sprudelwasser herstellen.
5. Achtung bei Kosmetikprodukten:
In vielen Kosmetika, zu denen auch Flüssigseifen, Peeling, Zahnpasta oder Duschgel gehören, versteckt sich Mikroplastik. Der beste Weg, dem aus dem Weg zu gehen, ist die Verwendung von zertifizierten Naturkosmetikprodukten. Auf den Seiten des BUND findest du eine App, die Mikroplastik in Kosmetikprodukten aufspürt.
6. Meide Synthetikfasern in Kleidung:
Häufig besteht Sport- und Outdoorbekleidung aus Synthetikmaterialien wie Polyester oder Polyacryl, die bei jeder Wäsche kleinste Plastikpartikel an das Waschwasser abgeben. Die Waschmaschine hält diese Partikel nicht zurück und so gelangen sie über das Abwasser in die Kläranlagen. Einen Großteil können Kläranlagen aus dem Abwasser herausfiltern, der dann über den Klärschlamm in die Umwelt gelangen kann. Der restliche Teil fließt über die Flüsse und Seen in die Meere. Mikroplastik in der Kleidung erkennst du an den Bezeichnungen Polyester, Polyacryl, Polyamid, Elasthan oder Acetat (Kunstseide). Kaufe stattdessen Kleidung aus Naturfasern wie Baumwolle, Wolle, Seide, Leinen oder Hanf.
7. Trenne deinen Abfall richtig:
Das erleichtert den Entsorgungsunternehmen die Sortierung und Abfälle können effektiver recycelt werden. Tipps für die richtige Mülltrennung bekommst du zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale oder deinem örtlichen Entsorgungsunternehmen.
Fazit
Zahlreiche Studien belegen die extreme Belastung der Umwelt mit Plastikmüll. In Form von Mikro- und Nanopartikeln dringt Plastik sogar bis in unser Blut vor und steht in Verdacht, Organe und Zellen zu schädigen. Bis politische Entscheidungen greifen, vergeht noch viel Zeit. Deshalb solltest du versuchen, Plastik so weit es geht aus deinem Alltag zu verbannen, um die Umwelt und die Gesundheit von Menschen und Tieren zu schützen.