Leonie hat überlebt, aber auch sie hat starke Folgeschäden davongetragen. Ihre Nebenniere ist wahrscheinlich dauerhaft geschädigt und ihr Immunsystem ist geschwächt. Sie hat heute, rund ein Jahr nach ihrer Erkrankung, noch immer eine Ernährungssonde und kann nicht schlucken. Sie hat allein 20 Operationen an ihrem rechten Bein hinter sich, dabei wurde ein Muskel entfernt. Ob ihr stark vernarbtes Bein amputiert werden muss oder ob es gerettet werden kann, ist noch nicht sicher.
Meningitis: Diese Krankheitsverläufe sind möglich
Eine Erkrankung kann in zwei Wegen verlaufen. Der häufigere Fall, eine Meningitis (die etwa in zwei Drittel der Erkrankungen auftritt) ist eine Entzündung der Hirnhaut und der Rückenmarkshäute. In einem Drittel der Fälle tritt eine Blutvergiftung, Sepsis genannt, auf.
Symptome einer Meningitis sind oft grippeähnlich: allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber und Kopfschmerzen sind typisch. Krampfanfälle, Reizbarkeit, Erbrechen und Nackensteifigkeit sind weitere Anzeichen, letzteres ist bei Kleinkindern und Babys seltener der Fall. Bei jedem fünften Patienten treten Folgeschäden, wie Hörverlust und absterbendes Gewebe auf. Zudem können kognitive, psychische und psychologische Beeinträchtigungen, beispielsweise Lernschwierigkeiten, auftreten. Daher ist es wichtig, die Erkrankung schnell zu erkennen und zu behandeln - denn eine vollständige Genesung ist umso wahrscheinlicher, je früher die Diagnose gestellt und eine Therapie eingeleitet wird.
Eine Sepsis verläuft vielfältig, allerdings recht unspezifisch: Hohes Fieber mit Schüttelfrost sind ebenso Anzeichen wie Herzrasen, beschleunigte Atmung und Blutdruckabfall. Typisch ist auch eine blasse oder graue Hautfarbe. Die ausgelöste Blutvergiftung kann Organversagen und Einblutungen in der Haut, den Schleimhäuten und inneren Organen mit sich bringen. Teilweise kommt es im Verlauf zum Absterben einzelner Gliedmaßen, was in einer Amputation des Körperteils enden kann.
Meningokokken-Aufklärungskampagne: "Es geht nicht um Angst"
Neben den Standardimpfungen gibt es weitere, zusätzlich mögliche Impfungen. Leonie hat zum Zeitpunkt ihrer Erkrankung alle standardmäßig empfohlenen Impfungen entsprechend ihres Alters bekommen, so GSK in der offiziellen Pressemitteilung zur Kampagne 2021. Doch auch die Standardimpfung gegen Meningokokken C, die in Deutschland für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten empfohlen ist, hätte sie nicht schützen können, da sie an einer anderen Meningokokken-Gruppe erkrankt ist. Ihre Eltern wussten jedoch nicht, dass es für einen umfassenden Schutz zusätzlich mögliche Impfungen gegen die Gruppen B und ACWY gibt. Gruppe B tritt in Deutschland am häufigsten auf, gefolgt von Y und C.
Ihr Kind nach 85 Tagen voller Angst und Zweifel, ob sie es schaffen würde, aus dem Krankenhaus mit nach Hause zu nehmen war für Leonies Eltern das größte Glück überhaupt. Leonie ist eine Kämpferin und hat ihre Fröhlichkeit beibehalten. Dennoch sollte niemand das Leid durchleben müssen, das die Familie mitgemacht hat. Die Geschichte ihrer Tochter zu veröffentlichen, ist auch ein Appell an andere Eltern, sich zu informieren und zu handeln.
Die Kinder- und Jugendärztin bzw. der -arzt berät Eltern frühzeitig über einen bestmöglichen Schutz vor Meningokokken. Mehr Informationen finden Interessierte auch unter www.meningitis-bewegt.de.