Medizinische Sensation: Querschnittsgelähmte bekommen Bewegungen zurück - das steckt dahinter

1 Min
Bei der schwierigen Operation verbinden die Mediziner gesunde Nerven mit Muskeln, deren eigentlicher Nerv durch die Lähmung abgeschaltet ist. So kann der verlorene Muskel wieder aktiviert werden. Symbolbild: sasint/pixabay.com
Bei der schwierigen Operation verbinden die Mediziner gesunde Nerven mit Muskeln, deren eigentlicher Nerv durch die Lähmung abgeschaltet ist. So kann der verlorene Muskel wieder aktiviert werden. Symbolbild: sasint/pixabay.com

Wissenschaftler können Querschnittsgelähmten manche Bewegungen zurückgeben: Diese medizinische Sensation gelang jetzt Wissenschaftlern in Australien. Durch die Verknüpfung bestimmter Nerven konnten Patienten etwa wieder Arme und Ellenbogen bewegen.

Sensation in Australien! Forschern gelang dort das medizinische Wunder, querschnittsgelähmten Patienten Bewegungen zurückzugeben, die sie eigentlich verloren hatten. Normalerweise sind Querschnittsgelähmte nach einem Unfall vom Hals abwärts bewegungsunfähig und im Alltag auf externe Hilfe angewiesen. Mit einer neuen Methoden konnten nun 13 junge Menschen ihre zuvor gelähmten Arme und Hände wieder bewegen. Von ihrer Methode berichten die Wissenschaftler in einem Beitrag im Fachmagazin "The Lancet".

Erfolg bei 13 von 16 Patienten: Zwei Jahre nach OP erste "neue" Bewegungen

Die australischen Mediziner hatten dabei insgesamt 16 junge Menschen (Durchschnittsalter 27 Jahre) operiert, die weniger als eineinhalb Jahre zuvor durch einen Unfall gelähmt wurden. Bei 13 der Teilnehmer waren die Wissenschaftler mit ihrer Methode erfolgreich - das entspricht einer Erfolgsquote von über 80 Prozent. Die Patienten konnten zwei Jahre nach der Operation und intensiver Physiotherapie wieder ihren Ellenbogen strecken und Dinge in die Hand nehmen.

Funktionierende Nerven werden mit verletzen Nerven verbunden

Zum Erfolg des Verfahrens führt die Umlagerung der richtigen Nerven. Dabei verknüpfen die Forscher durch die Querschnittslähmung deaktivierte Muskeln in Arm und Hand mit funktionierenden Nerven. Zunächst muss dafür ein gesunder Nerv oberhalb der Verletzung des Rückenmarks ausgewählt werden. Dieser muss weiterhin in der Lage sein, mit dem Gehirn zu kommunizieren. Anschließend wird dieser funktionierende Nerv von seinem eigentlichen Muskel getrennt und mit dem verletzten Nerv, der den Zielmuskel in Arm oder Hand gesteuert hat, verbunden.

Nach der Operation muss dem gesunden Nerv die Zeit gegeben werden, entlang der anderen Nervenfasern bis zum Zielmuskeln zu wachsen. Dieser Prozess dauert je nach Muskel und Nerv zwischen drei und neun Monate. Dabei legt der Nerv etwa einen Millimeter pro Tag zurück. Wenn der gesunde Nerv den Zielmuskel erreicht hat, können die Patienten versuchen, diesen wieder aktiv anzusteuern.

Aufregender Moment voller Glück und Tränen - Patienten freuen sich über wiedererlangte Selbstständigkeit

"Es ist immer ein aufregender Moment für die Chirurgen, Therapeuten und Patienten, wenn sie die erste kleine Bewegung sehen. Normalerweise gibt es dann viele glückliche Gesichter - und manchmal ein paar Tränen", sagte Natasha van Zyl, eine der Medizinerinnen der Studie. Vor allem die Rückgewinnung der Bewegung in der Hand sei für viele Patienten ein großes Ziel. "Das gibt ihnen eine größere Unabhängigkeit und die Möglichkeit, einfacher am Familien- und Arbeitsleben teilzunehmen", erklärt van Zyl.

Durch diese Methode waren die 13 Teilnehmer wieder in der Lage bestimmte Dinge eigenständig zu tun - zum Beispiel Essen, das Handy bedienen oder den Rollstuhl lenken. Ein großer Erfolg für alle Beteiligten.