• Vitamin D gegen Krebs: Forschende finden vielversprechenden Zusammenhang
  • Einnahme von Vitamin D3 kann Sterberisiko deutlich senken
  • Welche Dosis wirkt am besten?
  • Braucht es Vitamin-D-Präparate? Wie sich ein Vitamin-D-Mangel vermeiden lässt

Eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg hat neue, spannende Erkenntnisse über den Zusammenhang von Vitamin D und Krebs ans Licht gebracht. Die Forschenden fanden heraus, dass die Beigabe von Vitamin D direkte Auswirkungen auf die Sterblichkeit bei einer schweren Krebserkrankung haben kann. Demnach könne die Einnahme von Vitamin D die Krebs-Sterberate senken, teilt das DKFZ mit.

Vitamin D kann Sterblichkeitsrate von Krebspatienten senken

Vitamin-D-Mangel ist weit verbreitet: Laut dem DKFZ liegen die Vitamin-D-Blutwerte bei rund 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland unter dem Schwellenwert für einen ausgeprägten Vitamin-D-Mangel. Krebspatienten sind aber besonders häufig davon betroffen. Bei einer Studie an Menschen mit Darmkrebs lag der Anteil der Teilnehmenden mit einem Vitamin-D3-Mangel bei 59 Prozent. Dieser war zudem mit einer ungünstigeren Prognose ihrer Erkrankung verbunden.

Die möglichen Effekte von Vitamin-D-Supplementierung auf die Entstehung und den Verlauf von Krebs wurde bereits in mehreren Studien untersucht. Die Forschenden des DKFZ hatte bereits 2021 fünf Untersuchungen analysiert. Das Ergebnis damals war vielversprechend: Stützt man sich auf ein Hochrechnungsmodell, soll die Sterblichkeitsrate um ganze 13 Prozent verringert werden können.  Somit könnte der Tod von rund 30.000 Krebspatienten, alleine in Deutschland, verhindert werden. In der neuesten Meta-Analyse hat das DKFZ-Team 14 Studien der höchsten Qualitätsstufe ausgewertet. Die Ergebnisse wurden 2023 im Fachjournal "Ageing Research Review" veröffentlicht.

"Nach derzeitiger Studienlage schützt eine Vitamin-D3-Einnahme wahrscheinlich nicht davor, an Krebs zu erkranken, könnte aber die Wahrscheinlichkeit senken, an einer Krebserkrankung zu versterben. Die bisherigen Studien zur Krebssterblichkeit haben jedoch sehr unterschiedliche Ergebnisse geliefert und uns interessierten die Gründe dafür", sagt Ben Schöttker, Epidemiologe im DKFZ und einer der Autoren der Studie. Die 14 analysierten Studien umfassen insgesamt rund 105.000 Teilnehmende, die jeweils zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt wurden: Eine Gruppe erhielt Vitamin D in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, die andere Gruppe ein Placebo.

Neue Studie überrascht: Dosierung von Vitamin D entscheidend

Bei der Auswertung aller Studien konnten die Krebsforschenden keinen statistisch bemerkbaren Effekt durch Vitamin D feststellen - die Ergebnisse der einzelnen Studien waren schließlich sehr unterschiedlich, sie glichen sich quasi aus. Teilte man die Untersuchungen aber danach auf, wie das Vitamin D dosiert war, sah das Ergebnis ganz anders aus. In vier der Studien wurde das Vitamin D selten, aber in hohen Dosen verabreicht. Dieses Vorgehen zeigte keine Auswirkungen auf die Krebssterblichkeit. Bei zehn der Studien wurde dagegen täglich eine niedrige Dosis Vitamin D gegeben - und die Krebssterblichkeit sank deutlich um 12 Prozent. Das Ergebnis liegt somit immer noch sehr nah, an der Hochrechnung aus dem Jahr 2021. 

Amazon-Buchtipp: Krebszellen mögen keine Sonne - Der Vitamin-D-Ratgeber

"Diese zwölfprozentige Reduktion der Krebssterblichkeit haben wir nach ungezielten Vitamin D3-Gaben an Personen mit und ohne Vitamin-D-Mangel beobachtet. Wir können daher davon ausgehen, dass der Effekt für diejenigen Menschen, die tatsächlich einen Vitamin-D-Mangel aufweisen, erheblich höher ist", so Schöttker. Er erklärt sich die bessere Wirkung von täglichen Vitamin-D-Dosen durch die regelmäßige Verfügbarkeit des aktiven Wirkstoffs im Körper. Dabei handelt es sich um das Hormon 1,25-Dihydroxyvitamin D, das erst durch Reaktionen von Vitamin D im Körper entsteht. Fachleute vermuten, dass es das Tumorwachstum hemmen kann.

Die täglichen niedrigen Dosen lagen bei 400 bis 4000 internationalen Einheiten. Die Maßeinheit wird mit IU oder i.E. abgekürzt, und ist auf vielen Nahrungsergänzungsmitteln zu finden. Neben Vitaminen werden auch bestimmte Hormone, Antibiotika oder Impfstoffe in internationalen Einheiten gemessen. Bei Vitamin D sei in der Praxis eine Dosierung von 800 bis 2000 internationalen Einheiten üblich, erklärt Schöttker in einem Gespräch mit 24vita.de. Höhere Einzeldosen lagen zwischen 60.000 und 120.000 internationalen Einheiten Vitamin D - eine so hohe Dosis wird nur einmal im Monat oder noch seltener verabreicht.

So wirkt Vitamin D im Immunsystem

Grundsätzlich hat Vitamin D vielfältige Auswirkungen auf unser Immunsystem. Es unterdrückt nicht nur einige krebsfördernde Faktoren, sondern auch chronische Entzündungsreaktionen. So kann das Vitamin in der Theorie den Menschen helfen, ihre Krebserkrankung zu überleben. Dennoch warnen Krebsforschende, dass Vitamin D nicht als Alternative, sondern nur als Ergänzung zu den etablierten Therapien verstanden werden sollte.

Präparate mit Vitamin D: Die Bestseller bei Amazon ansehen

Bei einer detaillierteren Analyse der Studien mit täglicher Einnahme ergab sich weiterhin, dass Menschen ab dem Alter von 70 Jahren am meisten von der Vitamin-D3-Therapie profitierten. Außerdem zeigte sich der Effekt am deutlichsten, wenn die Vitamin-D-Einnahme bereits vor der Krebsdiagnose begonnen wurde.

Der DKFZ-Epidemiologe Hermann Brenner betont, dass die Sterblichkeit altersbedingter Krebserkrankungen in den letzten Jahren zwar einheitlich zurückgegangen sei, allerdings habe Deutschland immer noch eine wesentlich höhere Sterberate als zum Beispiel Finnland. Dafür gibt es laut Brenner auch eine Erklärung: In Finnland werden seit einigen Jahren viele Lebensmittel mit Vitamin D angereichert. 

Vitamin D über Ernährung aufnehmen - braucht es überhaupt Nahrungsergänzungsmittel?

Bereits in den vergangenen drei Jahren haben mehrere Metastudien gezeigt, dass eine gesunde Ernährung und somit ein ausgewogener Spiegel von Vitamin D die Krebs-Sterberate deutlich abschwächen kann. Brenner hält die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten bereits bei Menschen über 50 Jahren für sinnvoll. Die sind nämlich besonders oft von einem Vitamin-D-Mangel betroffen - und das kann laut einer anderen Studie sogar tödlich enden. 

Vitamin D würde aber nicht nur vielen Menschen das Leben retten, sondern könnte auch die Kosten für Krebstherapien erheblich senken. "Diese Arbeit unterstreicht das große Potenzial der Vitamin-D3-Gabe in der Prävention von Krebstodesfällen. Die regelmäßige Einnahme in niedriger Dosierung ist mit nahezu vernachlässigbarem Risiko und sehr geringen Kosten verbunden", betont Brenner in Bezug auf die neueste Untersuchung.

Der Epidemiologe Hermann Brenner hält deshalb eine Vitamin-D-Supplementierung gerade bei Menschen über 50 für sinnvoll. Eine Supplementierung mit dem Vitamin würde aber nicht nur vielen Menschen das Leben retten, sondern sie würde auch die Kosten für Krebstherapien erheblich senken. 

Vitamin-D-Supplementierung kann Kosten von Krebstherapie senken

Die Forschungsgruppe des DKFZ haben errechnete zuvor, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten - die jährlich etwa 25 Euro pro Person kosten würde - jährlich 254 Millionen Euro Krebstherapiekosten einsparen könnte. Die Heidelberger Forscher*innen plädieren unter anderem dafür, bestimmte Lebensmittel in Deutschland nach finnischem Vorbild mit Vitamin D zu versetzen - obwohl das Vitamin nachweislich besser über das Sonnenlicht produziert als über die Ernährung aufgenommen werden kann. Bestimmte Lebensmittel enthalten zudem bereits von Natur aus reichlich Vitamin D.

Ob bei dir ein Vitamin-D-Mangel vorherrscht, kannst du von einem Arzt bestimmen lassen. Generell sei eine normale Dosierung laut Fachleuten, etwa mit Vitamin-D-Tabletten aus der Apotheke, unbedenklich. Dennoch kann man auch zu viel des Präparats zu sich nehmen. Welche Symptome und Folgen eine Überdosierung haben kann, erfährst du hier. Bei einigen Vitamin-D-Tabletten lässt auch die Qualität zu wünschen übrig, wie Öko-Test herausgefunden hat.

Du kannst deinen Vitamin-D-Spiegel aber auch kostenlos auffüllen. Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums empfiehlt hierzu, sich mindestens zwei- bis dreimal pro Woche bei Sonnenschein im Freien aufzuhalten. Du solltest dich mindestens zwölf Minuten in der Sonne aufhalten und dabei Gesicht, Arme und Hände sowie Beine ohne Sonnenschutz der Sonne aussetzen. Wichtig ist: Lass dir deinen Vitamin-D-Spiegel bei Verdacht auf einen Mangel unbedingt von einem Arzt untersuchen.

Die Themen "Krebs-Erkrankungen", "Vorsorge" und "Behandlungsmöglichkeiten" interessieren dich? Hier findest du weitere Informationen: 

 Artikel enthält Affiliate Links
 
 
 
 
Vorschaubild: © PENCHAN/colourbox.de