Neue HIV-Variante entdeckt: Extrem ansteckend und besonders aggressiv - so gefährlich ist das Virus

2 Min
Neue HIV-Variante entdeckt: Extrem ansteckend und gefährlich - das musst du wissen
In den Niederlanden ist eine neue Variante des HI-Virus aufgetaucht. Der sogenannte VB-Subtyp gilt als besonders ansteckend und aggressiv.
Neue HIV-Variante entdeckt: Extrem ansteckend und gefährlich - das musst du wissen
pixabay.com/ madartzgraphics

Wissenschaftler*innen haben eine neue HIV-Variante entdeckt. Der Subtyp ist besonders ansteckend und kann die Krankheit Aids schneller auslösen.

  • Forschungsteam entdeckt neue HIV-Mutation
  • Die "VB-Variante" ist ansteckender als vorherige Subtypen und besonders aggressiv
  • Der Subtyp wurde in den Niederlanden entdeckt
  • Forschende ziehen Verbindung zu Corona-Pandemie
  • So gefährlich ist die HIV-Mutation

Aids zählt noch immer zu den weltweit am häufigsten verbreiteten Krankheiten. Erst kürzlich hat ein US-Forschungsteam einen möglichen Impfstoff dagegen entwickelt. In den Niederlanden ist nun eine neue und ansteckendere Mutation des HI-Virus aufgetaucht. Ein Forschungsteam um den Briten Chris Wymant von der Universität Oxford machten 109 Personen aus, die damit infiziert sind oder waren.

Studie zeigt: Neue HIV-Variante besonders ansteckend und aggressiv

Wie aus den Ergebnissen einer Studie hervorgeht, ist die sogenannte "VB"-Variante (virulenter HIV-Subtyp B) besonders ansteckend und aggressiv. Das zeigte sich vor allem beim Vergleich der Viruslast: Infizierte Personen mit der VB-Variante wiesen eine 3,5 bis 5,5-mal höhere Viruslast auf, als Probanden, die mit gewöhnlichen Versionen infiziert waren. Dadurch ist die neue Variante leichter übertragbar. Die Studie wurde Anfang Februar in der Fachzeitschrift Science publiziert. 

Zudem stellte sich heraus, dass die Mutation aggressiver gegenüber bestimmten Abwehrzellen des Immunsystems ist und diese schneller als bisher bekannte Varianten zerstört. Wie das Wissensmagazin Scinexx schreibt, dauert es bei einem Mann mittleren Alters etwa 36 Monate, "bis die Zahl dieser T-Helferzellen die Schwelle von 350 Zellen pro Mikroliter Blut erreicht". Zum Vergleich: Bei der neuartigen VB-Variante ist das schon nach neun Monaten der Fall.  

Fällt die Menge an Abwehrzellen unter den Schwellenwert von 350 Zellen pro Mikroliter, ist eine antivirale Behandlung dringend nötig. Erfolgt diese nicht, haben Betroffene ein hohes Risiko für eine schwere Infektion. 

Forschende empfehlen regelmäßige Tests, um Aids-Ausbruch zu verhindern

Gefährdete Menschen sollen sich deshalb regelmäßig auf die Krankheit testen lassen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu können. "Solche Tests verringern die Zeitspanne, in der das HI-Virus unentdeckt das Immunsystem der Betroffenen und ihre Gesundheit schädigen kann", so Mit-Autor der Studie Christophe Fraser in einer Mitteilung der Oxford Universität. "Sie stellen zudem sicher, dass HIV so schnell wie möglich unterdrückt wird und verhindern so auch die Ansteckung anderer Menschen."

Wird eine Infektion mit der VB-Variante nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt, kann sie innerhalb von zwei bis drei Jahren zu Aids führen. Bei den bisher geläufigen Varianten dauert es rund sechs bis sieben Jahre.

Warum der Subtyp so ansteckend ist und eine so hohe Viruslast erzeugt, ist bislang noch unklar. Die vielen Mutationen des Virus machen es anhand der bisherigen Daten nicht möglich, die Ursache dafür in einer einzigen genetischen Veränderung zu sehen. Unklar ist außerdem, wie stark der Subtyp bereits verbreitet ist.

Was die Erkenntnisse für die Corona-Pandemie bedeuten

Vermutungen über die Herkunft der Variante hingegen gibt es schon: Bisherige Analysen deuten darauf hin, dass der Erregerstamm seinen Ursprung in den Niederlanden hat. Konkret scheint der Subtyp erstmal Ende der 1980er oder Anfang der 1990er Jahre in Amsterdam aufgetreten zu sein. Zu diesem Schluss kommen die Forschenden aufgrund einer genetischen Rekonstruktion des Virenstammbaums. Bei einer Blutprobe eines 1992 in Amsterdam infizierten Patienten identifizierten die Forschenden eine Vorform der jetzigen Variante. In den folgenden Jahrzehnten konnte sich die Variante offenbar unbemerkt verbreiten. 

Dass der neue Subtyp ansteckender als vorherige Varianten ist, überrascht die Forschenden:  Der VB-Subtyp liefert "ein seltenes Beispiel für ein erhöhtes Risiko durch die Entwicklung eines Virus zu einer höheren Virulenz."

In diesem Zusammenhang ziehen die Forschenden auch eine Verbindung zur Corona-Pandemie: Zwar könne sich der Krankheitserreger SARS-CoV-2 zu einem Virus weiterentwickeln, das nur noch Erkältungen hervorruft - das sei allerdings "keineswegs vorprogrammiert".  "Die HIV- und die Corona-Pandemie zeigen, dass Viren eine höhere Virulenz entwickeln können und werden, wenn die natürliche Selektion dies begünstigt", so die Autoren.