Menschen in benachteiligten Regionen Deutschlands sterben häufig früher.
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Die Kluft in der durchschnittlichen Lebenserwartung zwischen Arm und Reich wird immer größer. Das RKI hat untersucht, warum wohlhabende Menschen häufig länger leben.
Menschen, die in sozial schwachen Regionen leben und weniger Geld verdienen, haben durchschnittlich eine geringere Lebenserwartung als gut verdienende Menschen. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts über die letzten Jahre immer größer geworden.
Unterschied in der Lebenserwartung
In einer breit angelegten Studie wurden vom Robert-Koch-Instituts (RKI) die Todesstatistiken des Statistischen Bundesamts über einen Zeitraum von 18 Monaten (2019 bis 2021) analysiert und mit dem Index für sozioökonomische Benachteiligung verglichen. Auf diese Weise sollte die Lebenserwartungslücke zwischen den wohlhabenden und den benachteiligten Regionen ermittelt werden. Außerdem wurden die Todesursachen mit berücksichtigt.
Bereits vor der Coronapandemie zeigten sich erhebliche Unterschiede von armen zu reichen Regionen. Während und nach der Coronapandemie vergrößerte sich der Unterschied erheblich. Die Datenanalyse zeigt, dass der Unterschied in der Lebenserwartung von Arm zu Reich stetig wächst. 2003 starben Frauen in ärmeren Regionen im Schnitt 1,1 Jahre früher als in wohlhabenderen, bei den Männern lag die Lebenserwartung sogar 3 Jahre auseinander.
2019 vergrößerte sich die Lücke bei den Frauen auf 1,8 und bei den Männern auf 3,1 Jahre. Mit Beginn der Coronapandemie riss die Kluft zwischen Arm und Reich noch mehr auf. 2021 ermittelte das RKI einen Unterschied von 2,2 Jahren bei den Frauen und 3,5 Jahren bei den Männern. Innerhalb von 18 Monaten verdoppelte sich also die Differenz in der Lebenserwartung zwischen ärmeren und reicheren Frauen.
Lungenkrebs und andere behandelbare Krebsarten
Der Anstieg der Lebenserwartung stagniert in den ärmeren Regionen des Landes, während Menschen in wirtschaftlich stärkeren Regionen immer älter werden. Hauptfaktoren hierfür sind Krebserkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Vor allem in der Personengruppe von 45 Jahren gilt das Coronavirus als stärkster Faktor für die Lebenserwartungslücke zwischen Arm und Reich.
Laut RKI sind es Lungenkrebs sowie andere vermeidbare und behandelbare Krebsarten, an denen ärmere Menschen häufiger sterben. Zu beobachten ist: Die Krebsbehandlungsmaßnahmen sind in sozial starken Regionen deutlich häufiger. Vor allem Prävention und Sekundärpräventivmaßnahmen wie beispielsweise regelmäßiges Screening wird häufiger wahrgenommen. Die Verteilung der Todesfälle auf die unterschiedlichen Todesursachen, abgesehen von Lungenkrebs und behandelbaren Krebserkrankungen, veränderte sich über den betrachteten Zeitraum nur geringfügig.
Das RKI führt die Entwicklungen vor allem mit Blick auf die Krebserkrankungen zu großen Teilen auf ein verändertes Rauchverhalten der deutschen Bevölkerung zurück. Denn während der Anteil der Raucher und Raucherinnen in den reicheren Regionen des Landes abnahm, änderte sich die Quote der Rauchenden in den Regionen mit niedrigem Sozialstatus nur geringfügig.
Deutschland weit hinten bei der durchschnittlichen Lebenserwartung
Mit Blick auf die allgemeine durchschnittliche Lebenserwartung liegt Deutschland in Europa hinten. 2019 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei 83,7 Jahren bei den Frauen, die Männer kamen auf durchschnittliche 78,8 Jahre Lebenszeit. Zum Vergleich; in Spanien (Platz 1) wurden 2019 Frauen durchschnittlich 86,2 Jahre und Männer 80,8 Jahre alt und in Schweden (Platz 6) kamen die Frauen auf durchschnittlich 84,7 Lebensjahre und die Männer auf 81,4 Jahre.
Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung BiB verglich die Todesursachen in Deutschlands mit sechs ausgewählten europäischen Ländern. Gerade bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen schnitt Deutschland vergleichsweise schlecht ab. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass Deutschland vor allem aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine niedrigere Lebenserwartung hat als andere Länder Europas.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind vor allem durch Präventivmaßnahmen vermeidbar. Hierzu gehört beispielsweise eine vollwertige Ernährung und ausreichend Bewegung im Alltag, aber auch frühzeitige Diagnosen und Behandlung bei Erkrankung.
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