Inkontinenz: So viele Menschen sind wirklich betroffen - Ursachen und Abhilfe
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Freitag, 30. Juni 2023
Inkontinenz ist häufig ein Tabu-Thema. Dabei sind etwa 13 von 100 Erwachsenen betroffen. Welche Ursachen kann Inkontinenz haben und wo bekommst du Hilfe?
Über das Thema der Inkontinenz reden Betroffenen häufig ungern. Grund dafür kann Scham sein. Dennoch ist Harninkontinenz keine Seltenheit und sollte aus diesem Grund auch kein Tabu-Thema sein. Wir verraten dir Wissenswertes rund um die Inkontinenz.
Inkontinenz: Diese Formen gibt es
Der Stiftung Gesundheitswissen zufolge sind in Deutschland rund 13 von 100 Erwachsenen von einer Inkontinenz betroffen; Frauen insgesamt häufiger als Männer. Rund 15 von 100 Frauen gaben an, eine Inkontinenz zu haben, während es bei Männern nur 10 von 100 waren. Wie akkurat die Werte sind, ist unklar, da die Häufigkeit anhand einer Umfrage ermittelt wurden. Betroffenen ist die Inkontinenz teilweise unangenehm und sie geben nicht an, inkontinent zu sein. Inkontinenz sollte jedoch kein Tabu-Thema sein und nichts, wofür du dich schämen musst.
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Von einer Harninkontinenz spricht man dann, wenn deine Harnblase den Urin nicht oder unzuverlässig hält. Aufgrund dessen kann es dazu kommen, dass du unkontrolliert Urin verlierst. Je nach Ausprägung können es kleine Urinmengen sein oder die vollständige Urinmenge, die sich in der Harnblase befindet. Ist die Inkontinenz stark ausgeprägt, kann sie das familiäre, berufliche und Freizeit-Leben beeinträchtigen.
Unterschieden wird zwischen verschiedenen Formen der Inkontinenz. Die Formen unterscheiden sich im Hinblick auf ihre möglichen Ursachen und Beschwerden:
- Dranginkontinenz: Bei dieser Form verspürst du einen sehr starken Harndrang, auch, wenn deine Blase noch nicht voll ist. Der Harndrang taucht in der Regel sehr plötzlich auf. Es kann passieren, dass du als Betroffene*r bei dieser Form immer wieder kleinere Mengen Urin verlierst oder deine Blase sich vollständig entleert.
- Belastungsinkontinenz: Die Belastungsinkontinenz wird auch Stressinkontinenz genannt. Diese Form tritt überwiegend bei einem geschwächten Beckenboden, beispielsweise bei Frauen nach einer Geburt, auf. Die Harnblase kann nicht mehr vollständig geschlossen werden, weshalb beim Lachen, Springen oder Husten ein ungewollter Urinverlust vorkommen kann. Nicht psychischer Stress, sondern eine körperliche Belastung, löst den Harnverlust aus.
- Überlaufinkontinenz: Kann dein Urin nicht richtig aus der Blase ablaufen, spricht man von einer Überlaufinkontinenz. Es staut sich immer mehr Urin an, welcher nicht ablaufen kann. Infolgedessen wird der Druck immer größer, bis der Urin überläuft. In der Regel verlierst du nur kleinere Mengen an Urin, verspürst dabei aber keinen Harndrang.
- Reflexinkontinenz: Normalerweise sendet deine Blase Signale an das Gehirn, wenn sie voll ist. Umgekehrt sendet das Gehirn wieder Signale zurück, wodurch die Entleerung kontrolliert wird. Bei der Reflexinkontinenz ist diese Kommunikation gestört, wodurch sich die Blase plötzlich leeren kann.
- Mischinkontinenz: Bei der Mischinkontinenz liegen mehrere Ursachen gleichzeitig vor. Es ist eine Kombination aus der zuvor erklärten Belastungs- und Dranginkontinenz.
- Extraurethrale Inkontinenz: Diese Form liegt vor, wenn der Urinverlust nicht über die Harnröhre erfolgt, sondern durch Fisteln im Harntrakt. Ursache für eine extraurethrale Inkontinenz können Verletzungen, Operationen oder angeborene Fehlbildungen sein.
Wer ist betroffen?
Es gibt nicht nur verschiedene Formen der Inkontinenz, sondern auch unterschiedliche zeitliche Verläufe. So kann es einerseits sein, dass du eine dauerhafte Inkontinenz hast. Andererseits kann deine Inkontinenz nur vorübergehend auftreten. Zeitlich begrenzte Inkontinenz kommt meist im Alter vor oder während einer Schwangerschaft. Eine mögliche Ursache können Arzneimittel-Nebenwirkungen sein. Je nachdem, wie viel Harn austritt, unterscheiden Ärzt*innen zwischen einer leichten, mittleren, schweren und sehr schweren Inkontinenz.