Hypochonder sterben früher - die Aussage wurde in Studien untersucht

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Hypochonder sterben früher - Studie zeigt warum
Hypochonder haben immer Bedenken, schwer zu erkranken. Ist ihre Angst begründet oder ist alles nur Einbildung? Aktuelle Studien liefern ein überraschendes Ergebnis.
Hypochonder sterben früher - Studie zeigt warum
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Hypochonder haben immer Bedenken, schwer zu erkranken. Ist ihre Angst begründet oder ist alles nur Einbildung? Aktuelle Studien liefern ein überraschendes Ergebnis.

  • Was ist ein Hypochonder?
  • Haben Hypochonder ein höheres Sterberisiko?
  • Welche Erkenntnisse zeigen Studien zu diesem Thema?

Hypochonder werden oft belächelt und als "eingebildete Kranke" bezeichnet. Ihre Beschwerden werden meistens nicht ernst genommen. Dabei ist bereits die Hypochondrie, auf Deutsch "Krankheitsangststörung", ein behandlungsbedürftiges Krankheitsbild. Einige Studien aus dem nordeuropäischen Raum zeigen vermeintliche Zusammenhänge zwischen Hypochondrie und erhöhtem Sterberisiko auf. Andere Ergebnisse legen nahe, dass Menschen, mit einer geringen Hypochondrie mehr auf sich achten, die Vorschriften des Arztes besser befolgen und so länger leben. Wie aussagekräftig sind diese Ergebnisse und gelten sie auch für andere europäische Länder oder gibt es weitere Faktoren zu beachten?

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Definition: Was ist ein Hypochonder?

Unter Hypochondern versteht man Menschen, die unter einer psychischen Erkrankung, nämlich einer Angststörung, leiden. In ihren Fall bezieht sich die Angst darauf, ernsthaft zu erkranken. Jeder Mensch hat Ängste und keiner möchte gerne krank werden, bei einem Hypochonder ist die Angst aber ein handlungsbestimmender Faktor.

Seine Gedanken drehen sich ständig um die eigene Gesundheit bzw. Krankheit. Er deutet manche Körpersymptome als Anzeichen für schwere Krankheiten. Aus Angst vor eventuellen Erkrankungen besucht er häufig bei geringen oder falsch gedeuteten Beschwerden den Arzt. Falls der Arzt nichts feststellen kann, zweifelt er den Befund an und sucht mit den mutmaßlichen Beschwerden vielleicht sogar eine andere Arztpraxis auf.

Der Hypochonder selbst befindet sich in einem dauerhaften Stresszustand, weil er sich unverstanden und fehldiagnostiziert fühlt. Da es ihm seine Angststörung schwer macht, eine beruhigende Diagnose anzunehmen, sollte die Hypochondrie als erstes behandelt werden. Hier gibt es Möglichkeiten von der Verhaltenstherapie bis zur Gabe von Antidepressiva.

Studien: Lebenserwartung von Hypochondern

Eine schwedische Kohortenstudie, die 4129 Personen mit der Diagnose Gesundheitsangststörung über 23 Jahre von 1997 bis 2020 beobachtet hat, lässt vermuten, dass diese Personen ein höheres Sterblichkeitsrisiko haben als die Kontrollgruppe mit Menschen ohne diese Erkrankung. Die Studie teilte die Todesfälle in natürlich und unnatürlich auf. Bei den unnatürlichen Todesfällen steht Selbstmord an erster Stelle. Das Risiko ist sogar viermal höher als in der Vergleichsgruppe. Kein überraschendes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass Hypochondrie oft mit Depression einhergeht.

Bei den natürlichen Todesursachen liegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorne. Diese Krankheiten sind aber auch in der Gesamtbevölkerung in der BRD laut RKI die häufigsten Todesursachen in der gesamten Bevölkerung. In der Gruppe der Hypochonder vermutet man, dass die ständige Angst und der Stress das Immunsystem und Herz-Kreislaufsystem der Patienten negativ beeinflussen. Es wird auch angenommen, dass die Hypochonder, um die Angstzustände besser zu ertragen, öfter zu Alkohol und Zigaretten greifen, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenfalls erhöht.

Die schwedische Studie war nur möglich, weil in Schweden die Hypochondrie als Krankheit anerkannt, diagnostiziert und im Gesundheitssystem verschlüsselt ist. Sie ist bisher die einzige Studie zu diesem Thema und wurde 2023 ausgewertet. Da es keine weiteren Vergleichsstudien gibt, sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu behandeln. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Studie nahelegt, dass Hypochonder tatsächlich ein erhöhtes Sterberisiko haben, was aber vermutlich mit der Schwere der psychosomatischen Erkrankung zusammenhängt. Mit Sicherheit aber ist die Aussage zutreffend, dass Menschen mit starker Krankheitsangst, keine höhere Lebenserwartung haben.

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Gibt es weitere Studien, die dieses Ergebnis bestätigen?

Eine 2016 veröffentlichte norwegische Studie kam in Kombination mit einer Untersuchung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Norwegen auf ähnliche Ergebnisse. Allerdings wurden die Hypochondrie der 7052 Teilnehmer, die ab 1994 über 12 Jahre beobachten wurden, mittels Fragebogen, das heißt nach Selbsteinschätzung ermittelt. Von denen, die sich aufgrund ihrer Symptome als Hypochonder einordneten, entwickelten 73 % der Befragten häufiger Erkrankungen der Herzkranzgefäße, verglichen mit Personen mit niedrigen Gesundheitsangstwerten. Personen, die bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litten, wurden ausgeschlossen.

2017 veröffentlichte das Sage Journal eine schottische Studie, deren Fragestellung genau andersherum lautete. Schützt ein gewisses Maß an Ängstlichkeit vor ernsthaften Krankheiten? Es wurden 321.456 Personen befragt und über etwas mehr als sechs Jahre begleitet. Die Daten der befragten Personen stammen aus einem Datenpool der UK Biobank, in der seit 2007 die Gesundheitsdaten von britischen Bürgern, die dem zugestimmt haben, erfasst und gespeichert werden. Hier wurde aber nicht direkt mit der Diagnose Hypochondrie gearbeitet, sondern mit Personen, die Merkmale einer labilen Psyche aufweisen und sich in Bezug auf Gesundheit selbst einschätzen sollten.

Dabei stellte sich heraus, dass Personen, die ihre Gesundheitssituation zwar kritisch, aber nicht zu schlecht einschätzten, eher eine höhere Lebenserwartung hatten. Das Risiko an Krebs, Herz- und Atemwegserkrankungen zu sterben, lag in hier um 8 % niedriger als in der Vergleichsgruppe. Die Forscher vermuten, dass diese Befragten aufmerksamer auf Symptome achteten, dann den Arzt aufsuchten und auch seine Ratschläge befolgten.

Fazit: Hypochondrie sollte ernst genommen werden

Die Studien zeigen, dass Hypochondrie nicht unterschätzt werden sollte. Falls die Angststörung stark ausgeprägt ist, ist eine Behandlung sinnvoll, um weitere negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Patienten zu vermeiden. Du bist aber gut beraten, die Signale deines Körpers wahrzunehmen, denn wie die schottische Studie zeigt, können durch dein rechtzeitiges Handeln ernsthafte Erkrankungen erkannt werden.