Hilft Ketamin bei Depressionen oder ist es zu gefährlich?

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Ist eine Ketaminbehandlung bei Depressionen gefährlich?
Ist eine Ketaminbehandlung bei Depressionen gefährlich?
CC0 / Pixabay / whoismargot

Depressionen lindern durch Ketamin? Ist das möglich oder doch eher viel zu gefährlich?

Jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland hatte schon einmal in seinem Leben mit einer Depression zu kämpfen. Aufgrund der hohen Diagnosezahl gilt Depression als Volkskrankheit. Die meisten Fälle lassen sich durch Medikamente und verschiedene Therapieangebote gut behandeln. Es gibt allerdings auch Menschen mit besonders schweren Verläufen, welchen durch konventionelle Angebote kaum geholfen werden kann. Für diese Menschen könnte eine Therapie mit Ketamin eine Alternative sein. 

Wie wirkt Ketamin?

Ketamin ist ein Narkosemittel und hat neben seinen anästhetischen Eigenschaften noch weitere Wirkungen. Es wirkt beispielsweise schmerzlindernd, krampflösend oder auch stimmungsaufhellend. Es wird vor allem in der Narkose-Medizin und der Schmerzbehandlung verwendet, wie ärzteblatt.de berichtet. 

Die Zufuhr von Ketamin erzeugt bei den Patient*innen veränderte Wach-Bewusstseinszustände. Diese Zustände können zu Einsichten führen und Dinge erkennbar machen, die anders vielleicht nicht hervorgekommen wären. Eine Person mit Depression könnte so beispielsweise erfahren, warum sie depressiv ist. 

Es gibt auch noch andere Wirkungen von Ketamin wie die verzerrte Wahrnehmung von Raum und Zeit oder das Gefühl, mit der Außenwelt zu verschmelzen und aus dem eigenen Körper ausgetreten zu sein. Diese Wirkungen sind unter anderem Gründe, warum das Medikament auch als Droge missbraucht wird. 

Wie sieht eine Therapie mit Ketamin aus?

Der Patient wird durch den Therapeuten über das Vorgehen aufgeklärt. Daraufhin wird die zu behandelnde Person erst einmal ohne Medikament auf die Behandlung mit Ketamin vorbereitet.

Danach wird mit der richtigen Behandlung begonnen und das Ketamin während Sitzungen individuell verabreicht. In anschließenden Gesprächstherapien mit dem Therapeuten oder der Therapeutin wird weiterhin an der Depression gearbeitet.

Zu den Patienten gehören meist Menschen, die schon lange an einer psychischen Krankheit leiden und bei denen anderen Therapieformen bisher erfolglos waren. Mögliche Krankheiten sind behandlungsresistente Depressionen, chronische Traumata und andere schwere psychische Erkrankungen. Die Therapie mit Ketamin kann außerdem auch bei psychosomatischen Schmerzen und Beschwerden helfen. Wie viele andere innovative Therapieformen wird auch die Ketamintherapie nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Das ist bei neuen Therapien allerdings normal. Wenn diese Behandlung irgendwann von mehreren Praxen angeboten wird und es mehr Forschung in dem Gebiet gibt, dann wird sich das mit hoher Wahrscheinlichkeit ändern. Aktuell übernehmen teilweise private Krankenkassen die Kosten oder der Patient kommt selbst dafür auf. 

Wie gefährlich ist Ketamin?

Ketamin hat, wenn es als Droge missbraucht wird, einige akute Risiken und auch langfristigen Einfluss auf die Gesundheit. Das wohl größte Problem bei Ketaminkonsum ist das stark erhöhte Unfallrisiko. Durch die bewusstseinsverändernde Wirkung des Medikaments und seine Auswirkungen auf die Wahrnehmung, können die Konsument*innen ihre Umgebung und eventuelle Gefahren nicht mehr ausreichend erkennen. Das verminderte Schmerzempfinden trägt auch zu einer steigenden Risikobereitschaft bei.

Durch regelmäßigen Konsum erhöht sich die Toleranz des Körpers gegenüber der Substanz, wodurch eine Erhöhung der Dosis notwendig wird, damit der gewünschte Effekt eintritt. Die regelmäßige Einnahme von Ketamin hat negative Auswirkungen auf die Gedächtnisleistung, sowie auf Nieren und die Blase. Außerdem sind viele Konsument*innen von Inkontinenz betroffen und leiden unter starken Bauchschmerzen. Ketamin hat auch Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem, was durchaus gefährlich werden kann. 

Wichtig ist allerdings, dass diese Risiken gegeben sind, wenn Ketamin als Droge missbraucht wird. Im Zuge der Therapie wird der Konsum medizinisch betreut und ist somit deutlich sicherer. Derartige Auswirkungen sind also unwahrscheinlich

Kritik an der Therapie

Neben den positiven Effekten der Ketaminbehandlung, gibt es natürlich auch Kritik an dieser Art von Therapie. Ein großes Problem stellt die kurze Wirkungsdauer des Medikaments dar. Ketamin kann für eine schnellere Verbesserung des psychischen Zustands sorgen, die maximale Wirkung tritt schon nach 24 Stunden ein. Das ist ein großer Vorteil gegenüber anderen Antidepressiva, diese fangen meist erst nach 10 Tagen an zu wirken.

Allerdings hält die Stimmungsverbesserung auch viel kürzer an. Nach der Ketamineinnahme treten bei den meisten Patient*innen bereits nach einer Woche wieder depressive Symptome auf. Vor allem bei Personen mit einer therapieresistenten Depression könnte die Ketamintherapie falsche Hoffnungen wecken, da zwar eine schnelle Besserung des Zustandes eintritt, aber diese Besserung nicht allzu lange anhält. In der Behandlung resistenter Depression ist es allerdings ein wichtiges Ziel, die Zeiten ohne Depression so lange wie möglich zu machen. Das kann das Medikament nicht leisten. 

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