Gefährlicher Krebs: Neues Molekül soll Zellen abtöten können - laut Studie

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Krebs zählt in Deutschland zur zweithäufigsten Todesursache.
Krebs zählt in Deutschland zur zweithäufigsten Todesursache.
Bild: Unsplash / National Cancer Institute
Der dreifach negative Brustkrebs ist nur schwer behandelbar.
Der dreifach negative Brustkrebs ist nur schwer behandelbar.
Bild: Pexels / Klaus Nielsen

Krebs umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungsformen. Die Aussicht auf eine Heilung steigt, je früher man den Krebs erkennt. Ein neu entdecktes Molekül soll laut einer Studie gefährlichen Krebszellen abtöten können.

  • Wissenswertes und Fakten rund um den Krebs
  • Fokus der Studie
  • Ergebnisse
  • Fazit

In Deutschland zählt Krebs mit rund 230.000 Todesfällen jährlich zur zweithäufigsten Todesursache. Wie wahrscheinlich es ist, die Krankheit zu überleben, hängt maßgeblich von der Krebsart ab. Eine Studie hat nun ein Molekül gefunden, welches die Fähigkeit besitzt, Krebszellen abtöten zu können. Ein Durchbruch?

Fakten rund um Krebserkrankungen

Nach Schätzungen des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) gab es allein im Jahr 2018 rund 497.700 Krebsneuerkrankungen. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist dabei der Prostatakrebs, gefolgt vom Lungen- und Darmkrebs. Auf dem ersten Platz steht bei Frauen der Brustkrebs, ebenfalls gefolgt vom Darm- und Lungenkrebs. Je nach Krebsart sind die Überlebenschancen sehr unterschiedlich. Bekannt sind bisher mehr als 300 verschiedene Krebsarten. Nach Angaben des ZfKD können die Überlebenschancen bei bösartigen Tumoren der Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse zum Teil unter 20 Prozent liegen, bei schwarzem Hautkrebs, Hodenkrebs oder Prostatakrebs können die Überlebensaussichten hingegen Werte über 90 Prozent erreichen.

Der Begriff Krebs bezeichnet nach dem Deutschen Krebsforschungszentrum grundsätzlich eine bösartige Gewebeneubildung. Diese wird auch eine Neoplasie oder ein Malignom genannt. Bösartige Neubildungen können von unterschiedlichen Zellarten hervorgehen und die verschie­densten Organe des Körpers betreffen. In den meisten Fällen ist der Ausgangspunkt der Krebserkrankung eine innere oder äußere Körperoberfläche; so sind beispielsweise ganze 70 Prozent der Tumore welche, die vom Drüsengewebe ausgehen. Darüber hinaus kann sich der Ursprung auch in blutbildendem Knochenmark, den lymphatischen Geweben, dem Binde- und Stützgewebe, den Stützzellen des Nervensystems oder den pigmentbildenden Zellen befinden.

Grundsätzlich gilt bei jeder Krebsart: Je früher sie entdeckt wird, umso größer ist die Aussicht auf einen Heilungserfolg. Der stetige Fortschritt der Medizin sorgt dafür, dass viele der Krebsarten sich heutzutage heilen lassen; doch noch immer sterben viele Menschen jährlich an der schweren Erkrankung, wie Angaben des Robert-Koch-Instituts zeigen. Weiterhin gehören sowohl bei Frauen als auch bei Männern Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen zu den häufigsten Todesursachen. Insgesamt starben allein in Deutschland  239.600 Menschen im Jahr 2020 an Krebs. Ein neues Molekül soll nun helfen, noch besser gegen die tödliche Krankheit vorgehen zu können.

Grundlagen der Studie

Ein Team aus Forscher*innen der University of Texas at Dallas hat im Zuge einer Studie ein neues Molekül synthetisieren können, welches dazu in der Lage war, ein breites Spektrum verschiedener Krebszellen abzutöten. Das Molekül zeichnet sich dadurch aus, dass es Schwachstellen in der Zelle angreift, die bisher kein Medikament erreichen konnte. Bezeichnet wird das neu identifizierte Molekül als ERX-41. Alles über den Aufbau und die Erkenntnisse der Untersuchung wurde in der Fachzeitschrift "Nature Cancer" veröffentlicht.

Im Fokus der Untersuchung standen zunächst isolierte Zellen in menschlichem Krebsgewebe. Im Anschluss wurden die Auswirkungen auf menschlichen Krebs, der in Mäusen gezüchtet wurde, getestet. Die Auswirkung des synthetisierten Moleküls ERX-41 wurde zuerst bei Brustkrebszellen untersucht. Beim Brustkrebs unterscheidet man in der Tumorbiologie unter anderem zwischen Zellen, die Östrogenrezeptoren (ERs) enthalten und jenen, die keine aufweisen. Beide dieser Zellarten wurden von dem Forschungsteam untersucht.

Ein Blick auf die derzeitigen Behandlungsmethoden zeigt, dass es für Patientinnen mit ER-positivem Brustkrebs erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeiten gibt, für Patientinnen mit einem sogenannten dreifach negativem Brustkrebs (TNBC) kaum welche. Diese Form des Brustkrebses gilt als besonders aggressiv. Charakteristisch für den dreifach negativen Brustkrebs ist, dass bei der Untersuchung der drei typischen Marker des Tumors, dem Östrogenrezeptor (ER), dem Progesteronrezeptor (PR) und dem humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezepor 2 (HER2), keine therapierelevante Expression festzustellen ist. Somit ist er "dreifach negativ" und schwerer behandelbar, als es bei anderen Brustkrebsformen der Fall ist. Betroffen sind überwiegend jüngere Frauen in einem Alter von unter 40 Jahren.

Studienergebnisse: Das fanden die Forscher*innen heraus

In einer Pressemitteilung der University of Texas at Dallas erklärte Dr. Jung-Mo Ahn, Studienautor und Professor für Chemie und Biochemie, dass die Verbindung ERX-41 keine gesunden Zellen angreift, sondern ausschließlich Tumorzellen. ERX-41 tötete bei den Untersuchungen sowohl ER-positive Zellen ab, als auch die untersuchten dreifach negative Brustkrebszellen. Einen besonderen Erfolg stellte die Abtötung der dreifach negativen Brustkrebszellen dar.

Eine detaillierte Analyse der Verbindung ERX-41 ergab, dass es sich an ein zelluläres Protein bindet. Dieses Protein wird lysosomal acid lipase A (LIPA) genannt und befindet sich in dem sogenannten endoplasmatischem Retikulum. Letzteres gehört zu den Zellorganellen, welches Proteine herstellt und faltet. Dr. Ahn berichtete, dass Krebszellen weitaus mehr LIPA produzieren als gesunde Zellen, damit sie besonders schnell wachsen können. Für das endoplasmatische Retikulum bedeutet dies: Stress. Dadurch, dass das ERX-41 Molekül sich an LIPA bindet, wird die Proteinverarbeitung am endoplasmatischem Retikulum behindert. Letzteres bläht sich auf, wodurch der Zelltod herbeigeführt werden würde.

Diese Entdeckung ist für die Forscher*innen ein großer Erfolg in Bezug auf die Behandlung von dreifach negativem Brustkrebs. Der Studienautor postulierte hierzu, dass er froh sei, etwas entdeckt zu haben, dass möglicherweise einen Durchbruch in der Behandlung der Patientinnen bedeuten könnte. Der Wirkstoff wurde bereits an Mäusen, in welchen menschliche Tumore gezüchtet wurden, getestet. Es zeigte sich ein Erfolg: Nach der Verfütterung des Wirkstoffes wurden die Tumore in den Mäusen kleiner. Nebenwirkungen waren nicht erkennbar.

Fazit

Zusammengefasst hat das ERX-41 nicht nur das Potenzial, bei der Behandlung des dreifach negativen Brustkrebs eine neue Behandlungsmöglichkeit zu eröffnen, sondern auch gegen andere Krebsarten vorgehen zu können, bei denen das endoplasmatische Retikulum ein erhöhtes Stresslevel aufweist. Dies ist beispielsweise bei schwer behandelbaren Krebsarten der Bauchspeicheldrüse, der Eierstöcke und dem Glioblastom, einem aggressiven Hirntumor, der Fall.

Derzeit befindet sich der Wirkstoff noch in der Test- und Untersuchungsphase. Es bleibt spannend, zu beobachten, wie sich der Einsatz des Wirkstoffes zukünftig weiter entwickelt.

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