Vegane Ernährung macht krank und ist umweltschädlich? Das steckt dahinter
Autor: Svenja Hentschel
Deutschland, Samstag, 27. August 2022
Die vegane Ernährung findet immer mehr Anhänger*innen. Doch noch immer ranken sich viele Mythen um das Thema. Wir stellen euch fünf davon vor und erklären, ob wirklich etwas an den Behauptungen dran ist.
Am 18. Juli 2022 ist der "Ernährungsreport 2022" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erschienen. Für den Report hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa eine repräsentative Umfrage unter eintausend Bürger*innen durchgeführt. Dabei konnte festgestellt werden, dass rund die Hälfte der Befragten schon einmal oder mehrmals zu vegetarischen oder veganen Alternativen zu tierischen Produkten gegriffen hat.
Zahlen der Online-Statistik-Plattform statista zufolge hat sich die Zahl der Veganer*innen innerhalb der Jahre 2015 bis 2021 fast verdoppelt. Im Jahr 2022 liegt die Anzahl der Menschen in Deutschland, die sich selbst als Veganer*innen einordnen, laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse bei 1,58 Millionen.
Vegane Ernährung: Welche Mythen stimmen?
Veganer*innen sehen sich oft Vorwürfen ausgesetzt. Viele davon beruhen auf Mythen, die über vegane Ernährung im Umlauf sind. Hier fünf davon:
Video:
#1 "Für das Soja für vegane Produkte wird der ganze Regenwald abgeholzt!"
Es ist eine der häufigsten Behauptungen, die aufgestellt wird, wenn es um vegane Ernährung geht: Für das Soja für die Herstellung veganer Produkte würde der ganze Regenwald abgeholzt werden. In der Online-Publikation Our World in Data der Oxford University wurden die Verwendungszwecke von Soja untersucht. Die Forscher*innen kamen zu dem Ergebnis, dass 77 Prozent der globalen Sojaproduktion für die Herstellung von Tierfutter genutzt werden. Dagegen werden nur etwa 19 Prozent für Produkte wie Tofu oder Sojamilch verwendet.
Die Albert Schweitzer Stiftung betont zudem, dass die meisten deutschen Hersteller von Sojaprodukten auf Nachhaltigkeit und gentechnikfreie Anbaumethoden achten. Daher beziehen sie ihr Soja größtenteils aus EU-Ländern, zum Teil auch aus Nordamerika oder China. Das meiste Soja wird laut den Forscher*innen von Our World in Data allerdings in Brasilien und somit in einer der größten Regenwaldregionen der Welt produziert. Die Nachfrage nach Soja sei in den letzten 50 Jahren rapide angestiegen. Der Bedarf sei vor allem durch die gestiegene Nachfrage nach Tierfutter und Biokraftstoffen angetrieben worden.
Eine vegane Ernährung trägt also deutlich weniger zur Abholzung der Regenwälder bei als eine Ernährungsform, die tierische Produkte integriert.
Jetzt auf Amazon ansehen: Das große vegane Rezeptbuch#2 "Veganer*innen haben Mangelerscheinungen!"
Ein weiterer Mythos, der sich seit langer Zeit hält, besagt, dass Veganer*innen eine höhere Wahrscheinlichkeit hätten, mangelernährt zu sein als Fleischesser*innen. Der österreichische Ernährungswissenschaftlicher und Autor Niko Rittenau widerspricht diesem Vorurteil. "Ohne Zweifel enthält Fleisch eine Reihe an wichtigen Nährstoffen für die menschliche Gesundheit, aber es hält kein Monopol auf irgendeinen Nährstoff. ", schreibt er in seinem Buch "Das 1x1 der veganen Ernährung". Es gebe keinen überlebensnotwendigen Nährstoff, den man nur über den Konsum von Fleisch oder anderen tierischen Lebensmitteln zu sich nehmen könnte. Ein häufiger Einwand von Vegan-Kritiker*innen ist Vitamin B12 in der veganen Ernährung. Das Vitamin benötigen wir vor allem für den Energiestoffwechsel. Ein Mangel macht sich beispielsweise durch dauerhafte Müdigkeit bemerkbar.