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Kuriose Studie: Warum Vegetarierinnen ein höheres Risiko für Hüftverletzungen haben sollen


Autor: Bianca Bonacci

Deutschland, Montag, 30. Januar 2023

Eine britische Studie konnte belegen, dass Vegetarierinnen einem höheren Risiko für eine Hüftverletzung ausgesetzt sind als Fleischesserinnen. Doch wie hängen Knochengesundheit und Ernährung genau zusammen?
Vegetarierinnen scheinen ein höheres Risiko für Hüftfrakturen zu haben


  • Warum erleiden Vegetarierinnen mehr Hüftverletzungen als Fleischesserinnen?
  • Vitamin D und Bewegung sind essenziell für gesunde Knochen
  • Einfluss der Ernährung auf die Knochengesundheit

Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, hat einen immensen Einfluss auf unsere Knochengesundheit. Ein britisches Forschungsteam konnten nun zeigen, dass eine vegetarische Ernährung bei Frauen zu mehr Hüftverletzungen führte als bei Frauen, die Fleisch aßen. Mögliche Gründe könnten ein niedriger Body-Mass-Index (BMI) oder Nährstoffmängel sein. 

Warum erleiden Vegetarierinnen mehr Hüftverletzungen als Fleischesserinnen?

Bisher bestand noch keine Klarheit darüber, ob eine vegetarische Ernährung ein höheres Risiko für Hüftverletzungen nach sich zieht. Britische Forscher*innen haben hierzu eine Studie gestartet und die Ergebnisse jetzt veröffentlicht. Sie verglichen hier das Risiko für Hüftfrakturen bei Frauen, die gelegentlich Fleisch oder Fisch aßen oder Vegetarierinnen, mit dem Risiko von normalen Fleischesserinnen. Zu den regulären Fleisch- oder Fischesserinnen zählten die Wissenschaftler*innen Frauen, die mehr als fünf Portionen Fleisch oder Fisch in der Woche zu sich nahmen. Frauen, die weniger als fünf Portionen Fleisch oder Fisch in der Woche aßen, wurden den gelegentlichen Fleisch- oder Fischesserinnen zugerechnet. Zu den Vegetarierinnen zählten Frauen, die weder Fleisch noch Fisch verzehrten.

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Ziel der Studie war es auch herauszufinden, ob mögliche Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Ernährungsformen und dem Body-Mass-Index (BMI) bestand. Der BMI klassifiziert das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße und gibt Hinweise auf mögliches Unter-, Normal- oder Übergewicht. Das Studienkollektiv umfasste dabei über 26.000 britische Frauen im Alter von 35 bis 69 Jahren, die über einen Zeitraum von 20 Jahren beobachtet wurden. 

Die Ergebnisse zeigten, dass Vegetarierinnen, aber nicht gelegentliche Fleisch- oder Fischesserinnen, ein um 33 % höheres Risiko für eine Hüftfraktur besaßen als Frauen, die regelmäßig Fleisch konsumierten. Dabei wurden die Ergebnisse um weitere Risikofaktoren wie Rauchen und Alter bereinigt. Allerdings zeigten sich keine eindeutigen Zusammenhänge mit dem vorhandenen BMI. Obwohl das Risiko für Hüftfrakturen laut dieser Studie bei Vegetarierinnen höher war, müssen weitere Studien folgen, um auch das Risiko für Männer und die auslösenden Faktoren zu bestimmen. Insbesondere in der Menopause können Frauen eine Osteoporose entwickeln, die durch den reduzierten Östrogenspiegel bedingt ist. Alter und Geschlecht sind demzufolge wichtige Faktoren, die mit in die Auswahl der Studienteilnehmer*innen eingehen sollte. Schließlich wäre auch der Einfluss des BMI ein wichtiger Faktor sowie die Bedeutung der Nährstoffe, die vermehrt in tierischen Lebensmitteln vorhanden sind, wie beispielsweise Eiweiß, Kalzium und weitere Nährstoffe.

Vitamin D und Bewegung sind essenziell für gesunde Knochen

Unter den Vitaminen nimmt besonders das Vitamin D eine herausragende Stellung ein. Denn nur bei ausreichend hoher Vitamin-D-Versorgung ist unser Körper in der Lage, Kalzium und auch Phosphat in die Knochen einzulagern. Dabei wird Vitamin D mittlerweile als Prohormon eingestuft, das bei ausreichend Sonnenlicht über die Haut vom Körper in großen Mengen synthetisiert werden kann. Allerdings nur, wenn wir uns auch der Sonne aussetzen und keine Sonnencreme benutzen.

Studien zufolge verfügt allerdings ein Großteil der deutschen Bevölkerung über einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Blut. Wer sich also nur wenig im Freien aufhält, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel im Blut ermitteln lassen, um dann eventuell durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel einen Ausgleich zu schaffen. Hierfür stehen Vitamin-D-Rechner zur Verfügung, die genau ermitteln, über welchen Zeitraum eine bestimmte Dosis eingenommen werden sollte. Idealerweise sollten bei einer Substitution von Vitamin D auch Vitamin K2 und Magnesium zugeführt werden, da alle Komponenten miteinander interagieren. 

Warum Bewegung so wichtig für die Knochengesundheit ist, kann man mit folgendem Mechanismus erklären: Wie auch die Muskeln, baut sich der Knochen auf, wenn er beansprucht wird. Wird der Knochen nicht belastet, baut er sich ab. Menschen, die viel im Sitzen arbeiten, sollten daher ausreichend Bewegung in ihren Alltag integrieren. Ganz nach dem Motto "use it or loose it" ("benutze es oder verliere es"). Dabei hat schon zügiges Gehen - etwa dreimal in der Woche - einen günstigen Effekt. Wichtig ist, dass das Körpergewicht auf die Knochen einwirkt und dadurch auch die Muskulatur gestärkt wird. Gehen, Laufen oder Springen sind also effektiver als zum Beispiel Schwimmen. Liegt bereits eine massive Knochenschädigung wie Osteoporose vor, sollten Betroffene zuvor mit einem Orthopäden oder einer Orthopädin über das geeignete Training sprechen. 

Einfluss der Ernährung auf die Knochengesundheit

Die Ernährungsweise hat einen entscheidenden Einfluss auf unsere Knochengesundheit. Zu den Hauptnährstoffen, die wichtige Funktionen im Knochenstoffwechsel übernehmen, zählen vor allem Kalzium, Vitamin D, Mineralstoffe und Eiweiß.

Lange Zeit dachten Ernährungswissenschaftler*innen, dass vor allem eine hohe Kalziumzufuhr für die Knochengesundheit wichtig ist. Das gilt auch heute noch, jedoch ist es nicht das Kalzium alleine, denn der Knochenstoffwechsel ist wesentlich komplexer. Kalzium wirkt neben Magnesium vor allem basisch in unserem Körper und hält unseren pH-Wert im Gleichgewicht. Ernähren wir uns zu säurehaltig, zum Beispiel durch zu viele tierische Produkte, Getreide oder Hülsenfrüchte, muss der Körper diese Säurelast wieder ausgleichen. Stehen nicht genügend basische Mineralien zur Verfügung, zieht der Körper zum Beispiel die basischen Mineralien wie Kalzium aus dem Knochen, das dann dort fehlt. Übrigens: auch Stress, Bewegungsmangel, Alkohol und Medikamente produzieren Säuren im Körper. 

Kalzium steckt zum größten Teil in unseren Knochen und Zähnen. Aus diesem Grund ist auch eine Bestimmung im Blut nicht sehr aussagekräftig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich 1.000 mg Kalzium pro Tag zu sich zu nehmen. Dabei muss das aufgenommene Kalzium nicht unbedingt aus Milchprodukten stammen. Auch kalziumreiches Mineralwasser, das mehr als 150 mg Kalzium pro Liter enthält, sowie grüne Gemüsearten wie Brokkoli, Grünkohl oder Rucola enthalten hohe Mengen an Kalzium. Neben der Kalziumaufnahme ist auch zu bedenken, dass bestimmte Inhaltsstoffe dem Körper Kalzium entziehen können. Hierzu zählen beispielsweise Phosphat in Cola-Getränken, Schmelzkäse oder Fastfood, Oxalsäure in Spinat, Mangold oder Rhabarber sowie Phytinsäure in Getreide und Kochsalz.

Fazit

In der Studie wurde festgestellt, dass Vegetarierinnen ein höheres Risiko für eine Hüftfraktur haben. Welche Mechanismen daran genau beteiligt sind, konnte allerdings nicht ermittelt werden. So hat vermutlich auch das Gewicht, gemessen am BMI, keinen direkten Einfluss. Viel wichtiger scheint es zu sein, weitere Faktoren, wie den Vitamin-Spiegel, die Kalziumaufnahme oder die Art und Intensität der Bewegung, mit in solche Studien einzubeziehen. Die gute Nachricht ist, dass Menschen, die komplett auf tierische Produkte verzichten, über Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und kalziumreiches Mineralwasser ihren Kalziumbedarf decken können. Wichtig ist aber auch, Nahrungsmittel, die dem Körper Kalzium entziehen, nicht im Übermaß zu konsumieren.