Alzheimer: So kannst du das Risiko durch Ernährung senken
Autor: Andreas Apetz, Redaktion
Deutschland, Dienstag, 06. Mai 2025
Die Angst vor Alzheimer im Alter ist groß. Studien zeigen, wie sich durch einen gesunden Lebensstil das Risiko einer Erkrankung senken lässt. Die Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle.
In Deutschland leiden rund 1,6 Millionen Menschen an Demenz, die meisten von ihnen wegen der Alzheimer-Erkrankung. Die Tendenz dabei ist steigend. Im Zuge einer Alzheimer-Association-Konferenz wurde die Zahl der Erkrankungen für das Jahr 2050 auf rund 150 Millionen geschätzt.
Das sind dreimal mehr Erkrankungen als derzeit. Grund genug für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sich mit möglichen Risikofaktoren und Therapieformen zu beschäftigen. Übrigens: Demenz kann man an einem bestimmten Test - dem Uhrentest - erkennen.
Alzheimer-Risiko kann mit Verhaltensänderungen drastisch reduziert werden
In einer Studie, die 2022 im British Medical Journal (BJM) Fachmagazin publiziert wurde, zeigten Forscherinenn und Forscher die Ergebnisse einer lang andauernden "prospektiven Kohortenstudie". Unter einer prospektiven Kohortenstudie versteht man das Beobachten von zwei oder mehr unterschiedlich lebender Personengruppen über eine festgelegte Zeitspanne. Für die Studie des BMJ wurden 2449 Menschen im Alter von mindestens 65 Jahren aus einem Chicagoer Stadtteil zwischen 1993 und 2012 beobachtet. Bei 2110 Personen war im Zeitraum der Studie eine Alzheimer-Demenz ausgeschlossen worden. 339 Personen erkrankten an Alzheimer. Zudem wurden im Rahmen der Studie bei den Teilnehmenden neurokognitive Tests alle drei Jahre durchgeführt, bis zu sechsmal pro Person.
Des Weiteren wurde für die Studie ein Fünf-Punkte-System entwickelt, an dem man die Risikofaktoren der einzelnen Personengruppen ablesen kann. Darunter fällt die "Einhaltung einer ‚Hirngesunden Ernährung‘, die sogenannte Mediterranean-DASH Diet Intervention für Neurodegenerative Delay (MIND)-Diät". Wie gesund eine mediterrane Ernährung ist,haben bereits Studien bewiesen. Sie besteht hauptsächlich aus frischem Obst und Gemüse, Nüssen, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Fisch. Diese Ernährungsweise soll nicht nur gut fürs Gehirn sein, sondern auch Herzerkrankungen, Diabetes Typ 2, Krebs und Übergewicht bekämpfen. Eine weitere Kategorie bewertet die kognitive Aktivität im Alter, etwa durch Lesen, Museumsbesuche, Kreuzworträtsel, Puzzle oder Karten- sowie Brettspiele. Zudem haben eine hohe körperliche Aktivität (mehr als 140 Minuten Bewegung pro Woche), Nichtrauchen sowie ein geringer Alkoholkonsum eine Rolle bei der Kategorisierung gespielt. Ein niedriger Alkoholkonsum wurden bis zu 15 Gramm pro Tag bei Frauen, und bis zu 30 Gramm pro Tag bei Männern bezeichnet.
Für jede erfüllte Kategorie erhielten die Probandinnen und Probanden einen Punkt. Im Optimalfall konnten sie so fünf Punkte erreichen. Je weniger Punkte erzielt wurden, desto ungesünder war der Lebensstil. Wie viel Punkte eine Personengruppe erreichte, wurde alle zehn Jahre neu bewertet, separat für jede Altersgruppe, Geschlecht und für diejenigen mit und ohne vorbestehende Demenz. Bei der Auswertung der Studienergebnisse wurde dann die Lebenserwartung abhängig von den erreichten Punkten bewertet. Dabei zeigte sich, dass Frauen im Alter von 65 Jahren, die vier oder fünf Punkte umgesetzt hatten, eine Lebenserwartung von 24,2 Jahren hatten. Frauen, die genauso alt waren, aber keinen oder nur einen Punkt hatten, hatten eine um 3,1 Jahren verkürzte Lebenserwartung. In der erwarteten Lebensspanne lebten 10 Prozent der Frauen mit gesundem Lebensstil, mit einer Demenzerkrankung durchschnittlich 2,6 Jahre. Frauen mit ungesundem Lebensstil leben mit verkürzter Lebensdauer 4,1 Jahre lang mit einer Demenz.
Alzheimer-Risiko-Minimierung bringt mehr als vier Jahre Lebenszeit
Bei Männern zeigte sich ein noch drastischerer Unterschied. Gesund lebende 65-Jährige hatten eine Lebenserwartung von 23,1 Jahren, rund 5,7 Jahre mehr als Männer mit ungesundem Lebensstil. Sie litten durchschnittlich 1,4 Jahre davon an einer Demenz. Männer, die ungesund lebten, verbrachten 2,1 Jahre ihrer 17,4 verbleibenden Lebensjahre mit einer Demenzerkrankung.
"Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass man aktiv durch einen gesunden Lebensstil einer Alzheimer-Demenz vorbeugen kann und an Lebenszeit gewinnt, vor allem auch an ‚Demenz-freier‘ Lebenszeit," erklärt Prof. Dr. Hans Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Die Studie zeige einen linearen, ‚dosisabhängigen‘ Effekt. Je mehr Punkte für einen gesunden Lebensstil umgesetzt werden könnten, desto höher sei der Effekt. "Es lohnt sich, an allen Faktoren zu arbeiten. Man hat keinen Grund aufzugeben, weil man weiß, dass man eine Angewohnheit nicht ändern kann. Es bleiben immer noch drei oder vier weitere ‚Stellschrauben‘, mit denen man seine Lebenserwartung erhöhen kann", erklärte Diener.